Julia Extra Band 374
Es lässt ausreichend Licht herein und ist angemessen …“, sie zwinkerte Cindy zu, „… bräutlich.“
Während sie noch einmal eingehend ihre Arbeitsliste studierte, fragte sie sich, was mit ihr los war. Normalerweise war es für sie immer das Schönste an ihrem Job, ganz in ihrem aktuellen Projekt aufzugehen. Sie liebte es, einen Raum zu gestalten und eine völlig neue Welt nach den eigenen Vorstellungen zu schaffen. Unzählige Male hatte sie ihrer Mutter dabei zugesehen, wie sie mit billigen Stoffen für wenige Pennys die unattraktiven Fenster und abgewetzten Möbel in den vielen, winzigen Mietwohnungen, die sie im Lauf der Zeit bewohnt hatten, völlig verwandelt hatte. Das war eine starke Seite ihrer Mutter gewesen – sie hatte sich von der Armut nicht entmutigen lassen. Von ihr hatte Emma gelernt, dass man kein Vermögen brauchte, um sich ein schönes Umfeld zu schaffen, und das Staunen und die Freude, wenn die Wandlung dann vollzogen war, hatten sie nie verlassen. Vertieft in ihre Arbeit vergaß sie gewöhnlich alles, was sie bedrückte.
Aber dieses Mal nicht. Merkwürdigerweise konnte sie nicht aufhören, an Zak zu denken. Welches Verlangen er mit einer einzigen Berührung, einem einzigen, glühenden Blick in ihr entfachte! War sie wirklich so unbedarft und unerfahren, dass der harmloseste Kontakt genügte, um ihre Sehnsucht zu entfesseln?
Außerdem hatte sie ihm von Louis erzählt, worüber sie normalerweise mit niemandem sprach. Warum? Weil er die richtigen Fragen gestellt hatte, oder doch nur weil er ihr Boss war und Macht über sie hatte? So oder so hatte er sein Ziel erreicht.
Ein Glück, dass Cindy dank ihres eigenen, quirligen Temperaments gar nicht registrierte, wenn ihre Chefin gelegentlich in grüblerisches Schweigen versank. Was gewöhnlich geschah, wenn Zak wieder einmal vorbeigeschaut hatte, um sich persönlich ein Bild vom Fortschritt des Hochzeitsprojekts zu machen.
Tatsächlich ging es bestens voran. In New York ließ es sich wirklich gut arbeiten. Emma lernte die Stadt von einer ganz anderen, effizienteren Seite kennen als bei ihrem ersten Aufenthalt. Die abgedunkelten Hotelzimmer, aus denen Louis nicht vor Mittag auftauchte, gehörten endgültig der Vergangenheit an, ebenso wie die leeren Whiskyflaschen und der Geruch von Essenresten vom Abend zuvor. Emma wollte nie wieder daran erinnert werden.
Stattdessen war sie, warm eingepackt, schon frühmorgens unterwegs, um in kleinen Läden auf dem Broadway oder der 10th oder 11th Avenue nach Antiquitäten zu stöbern – oder in Soho und Chelsea nach moderneren Stücken. Emma fing an, die ungeheure Energie dieser Stadt zu lieben, ebenso wie die sauberen breiten Straßen, auf denen man sich so leicht zurechtfand.
Abgesehen von ein paar SMS kurz nach ihrer Ankunft hatte sie von Nat schon länger nichts mehr gehört. Auf seinem Handy erreichte sie nur die Mailbox, und die E-Mail, die sie ihm geschrieben hatte, war unbeantwortet geblieben. Daher hegte Emma den Verdacht, dass er eine neue Freundin hatte.
Eines Morgens saß sie in der blassen Herbstsonne draußen auf der Terrasse und machte sich Notizen wegen der Tischdekoration, als plötzlich Zak auftauchte.
Bleib professionell, ermahnte sie sich, weil ihr Herz sofort wieder schneller schlug. Ganz bewusst lächelte sie ihn freundlich an. „Zak, was für eine …“
„Angenehme Überraschung?“, ergänzte er spöttisch.
Wollte sie wirklich weiter so tun, als hätte sie nicht bemerkt, dass er ihr aus dem Weg ging? Oder wollte sie es offen ansprechen und reinen Tisch machen, wie es sich für erwachsene Menschen schickte? „Das liegt ganz an Ihnen, meinen Sie nicht?“, erwiderte sie ruhig. „Entweder Sie spielen weiter den großen Boss, der es kaum ertragen kann, im selben Raum mit mir zu sein, oder Sie versuchen, mit mir auszukommen.“
Er trat näher und betrachtete sie nachdenklich. Die Luft war schon etwas frostig, ein Vorbote des Winters, weshalb Emma sich in ihre warme Winterjacke gekuschelt hatte. Das blonde Haar war lose hochgesteckt, ihr zartes Gesicht gänzlich ungeschminkt. Lediglich die Fingernägel waren wie stets makellos manikürt und perfekt lackiert, heute in einem hellen Zitronengelb, passend zur Farbe ihres Schals. Zak hatte noch nie zuvor gelb lackierte Fingernägel gesehen.
Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben sie. „Vielleicht haben Sie recht“, meinte er widerstrebend.
„Sie werden sich erkälten ohne Jacke“, sagte sie mit einem skeptischen
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