Julia Extra Band 374
nicht eingesehen, warum sie in ihrer Freizeit im Hotel sitzen sollte. Dieses Mal wollte sie ihren Aufenthalt genießen, weshalb sie zum Einstieg eine Sightseeing-Tour mit dem Bus gemacht und sich dann nach und nach sämtliche Kunstgalerien angesehen hatte. Nicht zu vergessen ein täglicher Spaziergang durch den Central Park, und natürlich war sie mit der Fähre nach Staten Island übergesetzt und hatte sich einen fast armlangen Hotdog gegönnt. „Ich glaube, ich habe alle touristischen Pflichtziele abgearbeitet.“
Zak betrachtete sie nachdenklich. „Dann kann ich Sie also nicht überreden, heute mit mir zu Abend zu essen?“
Emma umfasste ihren Stift etwas fester. „Und warum sollte ich das wollen? Oder besser, warum sollten Sie das wollen?“
Ihre Offenheit brachte ihn zum Lächeln. „Vielleicht bin ich zu dem Schluss gelangt, dass ich Sie etwas besser kennenlernen sollte, für den Fall, dass mein böser Plan nicht funktioniert und Sie schließlich doch noch meine Schwägerin werden.“
Da schob sie Stift und Notizblock tief in ihre Jackentasche. Zak Constantinides war geradezu unwiderstehlich, wenn er lächelte. Es machte ihn so menschlich, dass es ihr in den Fingern kribbelte, seine Lippen zu berühren.
Von schrecklichen Gewissensbissen geplagt, erkannte sie, dass der Augenblick gekommen war, ihm alles zu gestehen. Sie musste Zak sagen, dass es nur ein Spiel gewesen war und sie und sein Bruder kein Liebespaar waren. Aber etwas hielt sie davon ab, und sie war sich nicht sicher, ob es die Angst vor seiner Reaktion war oder die Überzeugung, dass sie erst Nat vorwarnen musste.
Aber wenn sie Zak nicht alles beichtete, wie sollte sie dann seine Einladung ablehnen, die wie ein ernst gemeintes Versöhnungsangebot klang? „Was für eine Art Abendessen hatten Sie denn im Sinn?“, fragte sie also vorsichtig.
Er lachte. „Sehen Sie mich nicht so skeptisch an. Ich hatte nicht vor, Ihnen Candle-Light-Dinner für zwei in einem kleinen romantischen Restaurant vorzuschlagen. Nein, ich habe heute Abend eine Einladung zu einer Dinnerparty auf der anderen Seite der Stadt, die ich nicht ausschlagen kann. Wenn Sie möchten, können Sie mich dahin begleiten.“
Emma hob die Schultern. „Okay.“
„Okay?“ Zak betrachtete sie ungläubig. „Da habe ich ja schon von einem Kühlschrank eine wärmere Reaktion erhalten!“
„Sie laden Kühlschränke zum Essen ein?“
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Sehr witzig.“
„Ich bemühe mich.“ Vor allem aber hatte sie alle Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie berauschend dieser kleine scherzhafte Wortwechsel auf sie wirkte. „Ist es eine förmliche Angelegenheit?“
„Ja. Abendanzug für die Herren, langes Kleid für die Damen. Ich bestelle einen Wagen, also seien Sie um acht Uhr in der Lobby.“
„Dann also um acht.“
Emmas Herz klopfte immer noch, als sie fünf Minuten später in Windeseile ihre Garderobe nach etwas Geeignetem für den Abend durchforstete. Ohne dass sie sich den Grund dafür eingestehen wollte, war ihr jedoch nichts gut genug, und eine halbe Stunde später verließ sie das Hotel, um sich etwas Neues und ganz Besonderes zu kaufen.
Es war ein tolles Gefühl, in den exklusiven Geschäften auf der Madison Avenue zu stöbern, und sie wurde sogar ziemlich schnell fündig. Bemerkenswerterweise war es nicht eins der konventionellen schwarzen Kleider, für das sie sich entschied, sondern ein weißes, bodenlanges Seidenkleid, das raffiniert die Figur umschmeichelte. Es bedurfte keiner Überredungskünste der Verkäuferin, um Emma zu überzeugen, es zu kaufen. Doch als sie es zwei Stunden später vor dem Spiegel in ihrer Suite noch einmal begutachtete, beschlichen sie vage Zweifel. War es nicht zu gewagt und vermittelte damit die falsche Botschaft?
Der Ausdruck in Zaks Augen, als sie in die Lobby kam, verstärkte ihre Nervosität.
„Ist es nicht angemessen?“, fragte sie scheu.
Nicht angemessen? Bewundernd glitt Zaks Blick über Emma. Ärmellos und tief ausgeschnitten, schmiegte sich das weiße Seidenkleid reizvoll an ihre vollen Brüste, die zierliche Taille und die Rundung ihrer Hüften, bevor es bis zum Boden ihre langen Beine umspielte. Ihr Haar fiel offen und in seidigen Kaskaden über ihre Schultern und schimmerte wie silbernes Mondlicht. Sie sah wie eine griechische Göttin aus, wie eine makellos schöne Statue, die für eine Nacht zum Leben erwacht war. War er völlig verrückt, sie zum Essen einzuladen?
„Oh es ist völlig
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