Julia Extra Band 374
blickte in die lachenden, fröhlichen Gesichter ringsum und entschied sich, sich trotz der etwas bizarren Begleitumstände dieser Einladung ebenfalls zu amüsieren. Was ihr umso leichter fiel, weil Zak seine Rolle als ihr aufmerksamer Begleiter perfekt spielte. Er mischte sich mit ihr unter die Gäste und stellte sie während der Cocktails unzähligen Leuten vor, die sie unverhohlen neugierig betrachteten. Als sie sich zu Tisch setzten, wusste er ihr zu jedem Gang des köstlichen Essens etwas zu erzählen, „weil es in Griechenland zu allem eine Geschichte gibt“. Und er unterhielt sie mit Anekdoten über Sofias Großvater, der vor vielen Jahren sein Heimatland verlassen hatte, um buchstäblich vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden.
Zum ersten Mal sah Emma sich im Zentrum von Zaks geballtem Charme, und es war wundervoll. Erst als nach dem Essen eine Band aufspielte und die Paare nach und nach aufstanden, um zu tanzen, sodass sie und Zak schließlich allein zurückblieben, fühlte Emma sich wie eine Außenseiterin, die nicht dazugehörte. Aber im Grunde hatte sie ja nie irgendwo dazugehört, oder?
Zak betrachtete sie forschend. „Warum machen Sie ein Gesicht, als würde morgen die Welt untergehen?“
Scheinbar gleichgültig hob sie die Schultern. „Es ist jetzt etwas laut.“
„Nun ja, wir können entweder schreien, um uns zu verständigen, oder uns diskret verabschieden. Ich denke, wir haben der Pflicht genüge getan.“
Was ihr unmissverständlich verriet, wie er die Bedeutung dieses Abends für sich einschätzte. Emma dagegen fragte sich plötzlich voller Sehnsucht, wie es wohl wäre, mit ihm zu tanzen, nur ein einziges Mal. War es der Wein oder die Wirkung der Musik? Jedenfalls schlug sie alle Warnungen ihrer Vernunft in den Wind und lächelte Zak an.
„Es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Wir könnten tanzen.“
Zak erstarrte. Es war ihm schon schwer genug gefallen, den ganzen Abend ihren hinreißenden Anblick in diesem aufregenden weißen Seidenkleid zu ertragen, aber mit ihr zu tanzen, wäre völlig verrückt. Es gab eine Million gute Gründe, es nicht zu tun, aber die Vorstellung, sie in den Armen zu halten, fegte sie alle davon. Was konnte ein kleiner Tanz schon schaden?
„Gut.“
Er stand auf, reichte ihr die Hand, und Emma ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Erst als sie vor ihm stand, wurde ihr bewusst, wie groß er wirklich war, und als er ihre Taille umfasste, fühlte sie sich klein und zerbrechlich. Geradezu hypnotisch erhob sich der Klang eines einzelnen Instruments über die restliche Musik, und Emma nahm den Rhythmus sofort auf.
„Das klingt wundervoll.“
„Die Bouzouki? Ich mag sie auch. Manche Menschen finden sie kitschig und sentimental, aber sie ist ganz traditionell griechisch.“
So wie Zak. Emma legte ihm die Hände auf die breiten Schultern und ließ sich bereitwillig von ihm führen.
Zak genoss es, wie ihr seidiges Haar seine Wange streichelte und sie sich sanft in den Hüften wog. Er schloss die Augen. Sie tanzte traumhaft. Natürlich, das war ja ihr besonderes Talent, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Was er nicht bedacht hatte, als er sich auf diesen Tanz mit ihr eingelassen hatte.
Jetzt verstand er, warum es einen Mann verrückt machen konnte, ihr nur zuzusehen. Verstand, warum der alternde Rockstar so fasziniert von ihr gewesen war. Durch die dünne Seide ihres Kleids glaubte er die harten Spitzen ihrer Brüste zu fühlen … oder war das nur eine heiße Fantasie? In jedem Fall war er so erregt, dass er es kaum noch verbergen konnte. Was war nur mit ihm los, sich von der Freundin seines Bruders so anmachen zu lassen, dass er sich am liebsten mit ihr in die nächste dunkle Nische gedrückt hätte, während die Party ringsum in vollem Gange war? Voller Selbstverachtung rief er sich zur Ordnung.
Er musste das auf der Stelle beenden. Wie hatte er sich nur einbilden können, er könnte mit ihr tanzen, ohne sie zu begehren? Unvermittelt ließ er die Hände von ihrer Taille sinken und beugte sich zu ihrem Ohr vor. „Gehen wir!“
„Gehen?“ Enttäuscht blickte sie zu ihm auf. „Aber der Tanz hat doch gerade erst angefangen!“
In diesem Moment musste er seinem ganzen Frust einfach Luft machen. „Ich weiß nicht, ob Sie so naiv sind oder einfach unehrlich. Aber wir können so nicht weitermachen. Ein kleiner Flirt hier, eine flüchtige Berührung da, nur nicht das, was wir beide wirklich wollen. Weil es falsch ist. Und wir wissen beide,
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