Julia Extra Band 374
wie ein Traum vorkam, war es real. Meg erkannte, dass er recht gehabt hatte: Sie hatte keine Ahnung, wie sie ohne dies durchs Leben gekommen war.
Ohne ihn.
„Müssten wir es nicht inzwischen bereuen?“, fragte Meg.
Es war Morgen, und sie lagen in einem völlig zerwühlten Bett.
„Was gibt es da zu bereuen?“ Niklas rollte sich herum und sah sie an. Er konnte mit dem Begriff „Glück“ nichts anfangen, aber heute empfand er zum ersten Mal so etwas wie Glück. Es gefiel ihm, neben ihr aufzuwachen, und der Rest war Nebensache. Dafür würde er bald eine Lösung finden.
„Du lebst in Brasilien, und ich lebe in Australien …“
„Es gibt Flugzeuge. Machst du dir ständig um alles Sorgen?“
„Nein.“
„Ich meine doch.“
„Tue ich nicht.“
„Und? Wie wollen wir es deinen Eltern sagen?“, fragte Niklas und sah sie das Gesicht verziehen. „Vielleicht freuen sie sich für dich.“
„Ich bezweifle es. Sie werden völlig schockiert sein.“ Meg überlegte einen Moment. „Wenn sie sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, freuen sie sich.“ Sie schluckte nervös. „Glaube ich.“
Er lächelte über ihre besorgte Miene. „Zuerst musst du dich an den Gedanken gewöhnen.“
„Ich weiß nicht viel über dich.“
„Da ist nicht viel zu wissen.“
Also das hielt sie für unwahrscheinlich.
„Wie gesagt, ich habe keine Eltern, deshalb bleibt dir eine Schwiegermutter erspart. Ich habe von Freunden gehört, dass sie ein Problem sein kann. Das ist doch ein unverhoffter zusätzlicher Vorteil für dich!“
Manchmal war er so flapsig bei Dingen, die wichtig waren. Und sie wollte so vieles über ihn erfahren. Wie er ohne Familie überlebt hatte. Wie er aus dem Nichts derart reich geworden war – denn das war er offensichtlich. Nur konnte sie sich nicht aufsetzen und ihn mit tausend Fragen bombardieren. Und sie hatte ja schon gemerkt, dass er über seine Vergangenheit nicht gern sprach. Trotzdem probierte sie es. „Wie war es, in einem Waisenhaus aufzuwachsen?“
„Es waren mehrere“, erwiderte Niklas. „Ich wurde viel herumgeschoben.“ Vielleicht sah er ein, dass er damit nicht ihre Frage beantwortete, weil er hinzufügte: „Ich versuche, nicht daran zu denken.“
„Aber …“
„Wir sind verheiratet, Meg“, unterbrach er sie. „Das bedeutet nicht, dass wir alles voneinander wissen müssen. Lass uns einfach genießen, was wir haben, ja?“
Dann würde sie eben mit den leichteren Sachen anfangen. „Du lebst in São Paulo?“
„Ich habe eine Wohnung dort. Wenn ich in Europa arbeite, wohne ich in meinem Haus in Villefranche-sur-Mer. Und jetzt muss ich mir wohl etwas in Sydney suchen.“ Niklas lächelte frech. „Falls dein Vater wirklich wütend ist, kann ich ihn ja fragen, ob er ein schönes Haus für mich weiß. Meinst du, er wird helfen?“
Meg lachte, weil es klang, als würde Niklas verstehen, woher sie kam. Er hatte recht. Eine hohe Maklerprovision würde ihren Vater sicher besänftigen. Der Schock würde nachlassen, und ihre ziemlich oberflächlichen Eltern würden mit größtem Vergnügen eine Immobilie für ihren reichen Schwiegersohn suchen.
Während sie neben Niklas im Bett lag und die ersten Sonnenstrahlen durch einen Spalt zwischen den Vorhängen schien, wurde sich Meg bewusst, dass sie noch nie in ihrem Leben so glücklich gewesen war. Trotzdem war etwas an der vergangenen Nacht unverzeihlich leichtsinnig gewesen. „Ich werde die Pille nehmen. Wenn es nicht schon zu spät ist.“
Niklas hatte gesagt, es sei nicht für immer. Und der Ehering, der gestern die Lösung zu sein schien, war jetzt keine mehr.
„Falls die Nacht Folgen hat, sorge ich für euch beide.“
„Eine Zeit lang?“, fragte Meg.
Anders als die meisten Frauen redete sie nicht von Geld, das wusste er. Aber sein Bankkonto war das Einzige, was nicht mit seiner Vergangenheit behaftet war. „Eine Zeit lang. Wir werden uns nach wenigen Wochen streiten, das kann ich dir versichern. Wir werden uns gegenseitig wahnsinnig machen, und nicht vor Lust.“ Niklas lächelte, und er brachte Meg dazu, sein Lächeln zu erwidern. „Du wirst froh sein, mich los zu sein.“
Sie bezweifelte das.
„Ich bin schwierig“, warnte er.
Er war die Mühe wert. Dennoch würde sie die Pille nehmen. Und dann blickte er sie wieder an, und solange es so zwischen ihnen war, konnte sie ihn anbeten.
„Gleich rufe ich erst einmal Carla an und lasse sie meine Termine neu planen. Heute Abend treffen wir uns mit deinen Eltern in
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