Julia Extra Band 374
dass sie mit ihrem Leben zufrieden war, doch sie hatte immer eine unbestimmte Sehnsucht verspürt. Genau das hatte sie auch veranlasst, diesen Artikel zu schreiben. Hatte sie Alex an sich herangelassen, weil er diese andere Welt verkörperte – die Welt, in der sie wirklich der Schickeria angehörte und nicht nur eine Rolle spielte?
Als sie seine gedämpfte Stimme hörte, blieb sie in der Nähe der Tür stehen und lauschte. Offenbar telefonierte er. Er konnte also jeden Moment zurückkommen. Schnell blickte sie sich nach ihren anderen Sachen um und schnappte dabei einige Wortfetzen auf.
„… morgen. Schicken Sie mir die Abflugzeiten per …“
Ihr Herz krampfte sich zusammen. Und sie war wütend, weil sie es so weit hatte kommen lassen. Was hatte sie denn geglaubt, wie es weitergehen würde?
Abflugzeiten …
Er würde Weihnachten also nicht in England verbringen? Was würde er ihr geben? Noch ein paar gemeinsame Tage, bevor er in sein altes Leben zurückkehrte? Sie war ihm in die Arme gesunken, nur weil er sie aus einer beängstigenden Situation gerettet hatte. Sie hatte mit ihm geschlafen, und nun würde er abreisen.
Abgesehen davon, dass er ein Kondom benutzt hatte, hatte sie es auch nicht besser gemacht als ihre Mutter damals.
Jen eilte durch den Raum und hob ihr Kleid und ihre Strickjacke auf. Nun, da sie auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt war, blieb ihr nur eins übrig. Wenn es ihr nicht so ergehen sollte wie damals ihrer Mutter, musste sie Alex zuvorkommen.
Sie musste mit ihm Schluss machen.
10. KAPITEL
Alex kehrte mit einem Tablett ins Schlafzimmer zurück, um mit Jen im Bett zu frühstücken und sie danach wieder zu lieben. Doch sie war schon aufgestanden.
Als er durch die geöffnete Tür ins angrenzende Bad blickte, stand Jen plötzlich auf der anderen Seite des Bettes auf. Sie trug nur ihren Slip und bedeckte ihre Blöße mit ihren restlichen Sachen, als hätte er nicht gerade die halbe Nacht damit verbracht, jeden Zentimeter ihres wundervollen Körper zu erkunden.
„Was machst du da?“
Sie bückte sich wieder und förderte einen Schuh zutage. „Ich muss jetzt arbeiten.“
Als sie zur Tür ging, stellte er das Tablett auf die Kommode.
„Komm, lass uns im Bett frühstücken. Du kannst auch in einer Stunde anfangen.“
„Wenn du den halben Tag im Bett verbringst, wundert mich, dass du so erfolgreich bist“, bemerkte sie spitz.
„Es ist erst halb acht.“ Als sie auch den zweiten Schuh gefunden hatte und das Zimmer verlassen wollte, fuhr er fort: „Du willst also lieber arbeiten, statt mit mir ins Bett zu gehen? Dann lass uns wenigstens vorher frühstücken. Wenn du möchtest, kannst du dich nachher in mein Arbeitszimmer setzen.“
„Nein, danke. Ich packe meine Sachen und verschwinde dann.“
Alex konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Was sollte das jetzt?
„Du verschwindest?“
Jen zuckte die Schultern. „Es war schön, aber wir wussten beide, dass es auch dabei bleibt … Stimmt’s?“
Er antwortete nicht, weil er fieberhaft überlegte, was mit ihr los war.
Barfuß ging sie durch den Flur zu ihrem Zimmer, ihre Sachen immer noch auf dem Arm. Er folgte ihr, den Blick fasziniert auf ihren bloßen Rücken gerichtet. Das zerzauste Haar fiel ihr über die Schultern.
„Ich brauche nicht lange, bis ich fertig bin“, fuhr sie fort, ohne sich umzudrehen.
„Du willst wirklich ausziehen?“
„Ja, die Zeit ist um. Ich sagte dir ja, dass ich nur so lange bleibe, bis ich genug Material zusammenhabe.“
Als sie ihr Zimmer betrat und die Tür hinter sich schließen wollte, stellte Alex sich ihr in den Weg.
„Aber du hast den Artikel noch nicht geschrieben.“
„Das kann ich auch woanders. Ich schicke ihn dann per Mail an die Redaktion. Ich fahre zu meiner Mutter.“
„Du fährst nach Hause?“
„Wir haben bald Weihnachten“, erwiderte Jen, bevor sie sich umdrehte. „Ich hatte von Anfang an vor, vor Weihnachten zurückzufahren, Alex. Es kann also keine große Überraschung für dich sein.“
„Aber die letzte Nacht …“
„War toll. Allerdings bist du kein Mann zum Heiraten, stimmt’s?“
Ihr Lächeln wirkte nicht echt. Egal, was sie ihm weismachen wollte, er kaufte es ihr nicht ab.
„Für mich hängt von diesem Projekt eine Menge ab“, fuhr sie fort. „Ich kann es mir nicht leisten, ein paar Tage mit dir im Bett zu verdrängen, nur weil du hier festsitzt und keine Termine hast.“
Für sie war es also bloß Sex? Er traute seinen Ohren
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