Julia Extra Band 374
ruhiger.
„Meine Eltern sind bestimmt sauer auf mich“, warnte Alex, als er in eine breite Straße mit schneebedeckten Bäumen einbog. Dann hielt er vor einem wunderschönen dreistöckigen Stadthaus. „Ich habe sie nämlich schon eine ganze Weile nicht mehr besucht.“
Jen folgte ihm den schneebedeckten Kiesweg entlang. Er klingelte.
„Was heißt ‚eine Weile‘?“, hakte sie nach, als die Tür geöffnet wurde.
Er zuckte die Schultern. „Bestimmt anderthalb Jahre.“
„Wohl eher zwei“, sagte der Mann.
Es musste sich um seinen Vater handeln, denn er sah Alex sehr ähnlich. Etwa Anfang, Mitte sechzig, hatte er das gleiche dichte Haar, wenn auch graues, und trug eine Brille. Alex hatte seine grünen Augen offenbar von ihm geerbt.
Kaum hatten sie die Eingangshalle betreten, wurden sie von Menschen umringt. Seine Mutter, klein und zierlich mit kurzem braunem Haar, war aufgetaucht und umarmte Alex stürmisch. Ein anderer Mann stellte sich als sein Bruder vor, und seine beiden kleinen Kinder, ein Junge und ein Mädchen, hingen an Alex’ Beinen. In einem Armsessel am Kamin saß seine Großmutter, und außerdem waren mehrere Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen anwesend – vier Generationen der Familie Hammond.
Aus irgendeinem Zimmer drang kitschige Weihnachtsmusik.
„Ich habe ihnen das Haus vor sieben Jahren gekauft“, informierte Alex sie, als man sie ins Wohnzimmer führte. „Kurz nachdem ich den ersten großen Erfolg hatte. Es hat ewig gedauert, bis ich sie davon überzeugen konnte, aus ihrem alten Haus auszuziehen. Und dann haben sie sich geweigert, die Dienste meiner Innenarchitektin in Anspruch zu nehmen, und alles mitgenommen.“
Die Einrichtung stand in seltsamem Kontrast zu der eleganten Fassade des Hauses, denn die Möbel passten nicht zueinander, und das Zimmer war vollgestopft mit Dekogegenständen. Ein riesiger künstlicher Tannenbaum in einer Ecke mit bunten Kugeln und selbst gebasteltem Schmuck mehrerer Generationen schuf eine weihnachtliche Atmosphäre.
Alex wurde von allen Familienmitgliedern mit Fragen bombardiert und beantwortete diese lässig.
„Schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt“, meinte sein Vater, nachdem man ihnen ein Glas Weihnachtspunsch überreicht hatte.
Ja, er schien tatsächlich sauer auf Alex zu sein.
„Ich habe Mum und dich schon oft nach L. A. eingeladen“, rechtfertigte sich dieser. „Ihr hättet dort Urlaub machen können, aber ihr wolltet ja nie.“
„Du weißt doch, dass deine Mutter Angst vorm Fliegen hat. Und mir bekommt das Essen dort nicht.“
Jen blickte sich um und entdeckte überall gerahmte Fotos von Alex mit seinem jüngeren Bruder in allen Altersstufen. Auf dem langen Esstisch standen zahlreiche Platten mit Quiche, Würstchen in Blätterteig und Sandwiches – gutes, herzhaftes Essen, nicht zu vergleichen mit den winzigen Kanapees, die sie in den letzten Wochen gegessen hatte.
Die beiden Männer kabbelten sich weiter.
„Wäre es denn so schwierig für dich, deine Mutter einmal die Woche oder wenigstens einmal im Monat anzurufen? Ich bin immer über dich informiert, Alexander, denn ich lese Zeitung. Ich weiß, wann du in England bist und dich in London versteckst. Sogar die einstündige Fahrt zu deiner Familie ist dir zu viel. Und heute Morgen war ein Foto von dir in der Zeitung, wo du jemanden auf irgendeiner Rennbahn k. o. schlägst. Stehst du etwa unter Drogeneinfluss?“
Abwehrend hob Alex die Hände. „Bestimmt nicht! Und ich habe mich nicht bei euch blicken lassen, weil ich euch vor den Medien schützen wollte.“ Dann wandte er sich an Jen. „Die Presse hat die beiden nach meiner Trennung von Susan förmlich belagert.“ Er blickte wieder seine Eltern an. „Das möchte ich euch nicht noch einmal zumuten.“
„Damals hatten wir mehr Probleme mit euch“, sagte seine Mutter scharf. „Als Michael beim Ladendiebstahl erwischt wurde, bin ich wochenlang nur mit gesenktem Kopf durch den Supermarkt geschlichen. Da konnten mir ein paar Pressefritzen nichts mehr anhaben.“
Im Laufe des Tages und mit zunehmendem Punschkonsum entspannte sich die Atmosphäre immer mehr. Als es dunkel wurde, stand Jen in der Küche in einer Ecke und beobachtete, wie Alex sich angeregt mit seinem Vater und seinem Bruder unterhielt.
„Sie sind seit langem die erste Freundin, die er mit hierhergebracht hat“, sagte seine Mutter, als sie sich zu ihr gesellte. Sie schenkte erst ihr und dann sich nach.
„Ich schätze, weil er so
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