Julia Extra Band 374
beschäftigt ist und deshalb so selten kommt.“
Seine Mutter lächelte. „Kommen Sie, ich möchte Ihnen etwas zeigen.“
Jen folgte ihr ins Wohnzimmer und setzte sich neben sie aufs Sofa.
„Wir können uns glücklich schätzen, wenn er gelegentlich mal anruft“, gestand seine Mutter. „Er hat ja seine reichen Freunde und braucht uns nicht mehr.“
Jen schüttelte den Kopf. „Sie irren sich. Er vermisst Sie. Er vermisst all das hier.“
Für sie hatte es immer nur ihre Mum und sie gegeben, denn ihre Großeltern waren schon lange tot. Sie beneidete Alex um seine große Familie. Mit einer solchen Familie war man niemals allein.
Es sei denn, man brach jeglichen Kontakt zu ihr ab. Wie sie es getan hatte.
„Ich habe alle Zeitungsausschnitte eingeklebt.“
Alex’ Mutter förderte ein dickes Album zutage und begann, darin zu blättern. Jen lächelte tapfer, denn unzählige Ausschnitte aus der Regenbogenpresse zeigten Alex mit verschiedenen Models und Starlets, unter anderem natürlich auch mit Viveca Holt.
Fotos seiner Verflossenen. Genau das, was das ohnehin angeschlagene Selbstbewusstsein stärkte, wenn man zum ersten Mal seinen Eltern begegnete.
„Toll!“, schwindelte Jen. „Und haben Sie all seine Filme gesehen?“
„Oh ja“, erwiderte Alex’ Mutter. „Wir haben alle DVDs.“ Dann beugte sie sich zu ihr herüber und flüsterte verschwörerisch: „Ehrlich gesagt, finden wir einige etwas langweilig, weil sie so anspruchsvoll sind, aber das würde ich ihm nie erzählen. Wir bewundern ihn, weil er so viele Preise bekommen hat. Graham und ich mögen lieber Actionfilme.“
Als sie sich schließlich von seiner Familie verabschiedeten, versprach Alex seinen Eltern, sie in Zukunft regelmäßig anzurufen und zu besuchen. Auf der Rückfahrt schwiegen sie einvernehmlich, und Jen fragte sich, ob er es ernst gemeint hatte. Und ob er ihr mit diesem Tag wirklich etwas hatte beweisen wollen.
11. KAPITEL
Regel Nummer acht: Wenn du dir einen Millionär geangelt hast, dann zeig ihm dein wahres Ich erst nach und nach.
„Warum hast du mich eigentlich mit zu deinen Eltern genommen?“
Sie hatten sich im Schein des Kaminfeuers in seinem Arbeitszimmer auf das Sofa gekuschelt. Einen Moment lang blickte Alex starr in die Flammen. Jen beobachtete, wie Funken aufstoben. Vor ihnen auf dem Couchtisch standen zwei Gläser Wein und die Reste von Toast mit Rührei.
„Ich wollte dir zeigen, wo meine Wurzeln sind“, erwiderte er schließlich. „Du hast mich als Playboy gesehen, und ich kann es dir nicht verdenken, weil ich nie versucht habe, mein Image zu korrigieren. Ehrlich gesagt, war mir auch egal, was die Leute über mich geschrieben haben.“ Dann sah er sie an. „Bis jetzt jedenfalls.“
„Und warum?“ Ihr Herz klopfte schneller.
„Du solltest wissen, wie ich wirklich bin. Falls du wirklich abhaust, dann nur deshalb, weil du mit mir nicht glücklich bist.“
„Warum hast du deine Eltern so lange nicht besucht?“, hakte sie nach. „Sie haben sich so gefreut, und du liebst sie alle offensichtlich sehr.“
Alex trank einen Schluck Wein. „Zum Teil lag es daran, dass ich so viel um die Ohren hatte. Aber das ist nicht der einzige Grund.“ Er seufzte. „Nach der Trennung von Susan hat es mich immer daran erinnert, was mir fehlt. Mein Bruder ist Vater geworden, was ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen konnte, und so fiel es mir leichter, einfach wegzubleiben. Meine Eltern waren nie begeistert über das, was ich mache. Michael hat ihnen Enkel geschenkt und besucht sie ständig. Sein Leben entspricht ihrem viel mehr.“
Geistesabwesend strich er sich durch Haar. „Ich glaube, sie sehen mich in der Zeitung und fragen sich, wer ich bin. Wenn ich sie besuche, tun sie so, als würde ich mich für etwas Besseres halten. Manchmal denke ich, sie wären glücklicher, wenn ich Taxifahrer oder Hafenarbeiter wäre.“
Jen spürte, wie aufgewühlt er war. „Aber durch dein Verhalten hast du sie in dieser Meinung bestärkt. Sie glauben, du schämst dich ihrer.“ Als er sich verspannte, war ihr klar, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. „Sie sind glücklich in ihrer kleinen Welt. Um den halben Erdball zu fliegen ist nichts für sie. Das heißt allerdings nicht, dass sie nicht stolz auf dich sind. Aber die Welt, in der du lebst, macht ihnen Angst.“
Er schüttelte den Kopf, und sie legte ihm die Hand auf den Arm.
„Deine Mum hat mir erzählt, dass sie all deine Filme auf DVD haben. Und sie hat mir
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