Julia Extra Band 374
nicht.
„Du fängst doch bestimmt auch bald wieder an zu arbeiten, oder?“
Klang da etwa Verachtung aus ihren Worten heraus, oder bildete er es sich nur ein?
„Ich muss in die USA fliegen“, räumte er ein. „Die Zeitungen werden über meine kleine Auseinandersetzung mit Richard Moran berichten, aber mein PR-Team wird sich darum kümmern. Alle wissen, dass wir Konkurrenten sind und schon öfter Konflikte hatten. Also werden sie nicht viel Aufhebens darum machen. Und selbst wenn dein Name genannt wird, ist es ja nicht dein richtiger.“ Er lächelte flüchtig.
„Gut“, erwiderte Jen ernst. „Es ist also wie mit Viveca Holt. Du schläfst mit mir, die Presse bauscht es auf, und du machst dich rar. Alles schon mal da gewesen.“
„Die Geschichte mit Viveca hat nichts mit uns zu tun. Glaubst du nicht, ich würde hierbleiben, wenn ich könnte? Ich fliege, weil es Probleme mit der Finanzierung von einem meiner Filme gibt. Darum muss ich mich selbst kümmern.“
Er war es nicht gewohnt, Aufgaben zu delegieren, und konnte es deshalb gar nicht erwarten, wieder alles selbst in die Hand zu nehmen. Trotzdem verspürte er das überwältigende Bedürfnis, mit Jen zusammen zu sein.
„Wann fliegst du?“, erkundigte sie sich sachlich.
„Morgen.“
„Dann nur zu“, meinte sie, woraufhin Alex die Hände zu Fäusten ballte.
„Ich bin ja nicht aus der Welt. Es gibt Telefone. Und Skype. Und ich komme ja wieder.“
„Natürlich tust du das – wenn deine Arbeit es erfordert. Bestimmt werde ich in den Zeitungen davon lesen“, erwiderte sie gleichgültig.
Dann wandte sie ihm den Rücken zu, warf ihre Sachen aufs Bett und zog sich ein T-Shirt über.
Es kostete Alex große Willenskraft, nicht zu ihr zu gehen, von hinten ihre Brüste zu umfassen und sie auf den Nacken zu küssen. Es kostete ihn enorme Willenskraft, genau das nicht zu tun – eine Frau mit Sex von etwas Wichtigem abzulenken. Aber er beherrschte sich. Er wusste nicht, wie es mit Jen und ihm weitergehen sollte, doch ihm wurde plötzlich klar, dass er mehr von ihr wollte als nur Sex.
Nun zog sie ihren Koffer unter dem Bett hervor und ging auf die andere Seite des Raumes zur Kommode, um ihre Sachen herauszunehmen. Alex folgte ihr und klappte den Koffer zu.
„Kannst du mal kurz damit aufhören?“
Jen atmete tief durch und verharrte regungslos, ein T-Shirt in jeder Hand. Sie wirkte traurig und resigniert zugleich, und sein Herz setzte einen Schlag aus.
„Ich weiß, dass die Situation nicht so toll ist“, erklärte er mühsam beherrscht. „Wir sind beide sehr beschäftigt. Aber ich möchte dich weiter sehen.“
„Wofür? Für ein paar Rendezvous? Oder willst du mich anrufen, wenn du zufällig in London bist, damit ich alles liegen und stehen lasse und komme?“
„Jen, ich weiß, warum du so reagierst. Du beurteilst mich nach den Geschichten, die du in der Presse über mich gelesen hast. Und das ist nicht fair. Ich meine es ernst. Findest du nicht, dass du mir wenigstens die Chance geben musst, es dir zu beweisen?“
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Und wie gedenkst du das zu tun?“
Es schien ihm, als wäre ihr Tonfall jetzt etwas wärmer. Vielleicht drang er ja endlich zu ihr durch.
Alex atmete tief ein. „Ich fliege morgen nach L. A. Verbring heute den Tag mit mir. Und wenn du dann immer noch Schluss machen willst, sage ich nichts mehr. Dein verdammter Artikel kann bis morgen warten.“
„Du glaubst also, du kannst mich davon überzeugen, dass du es ernst meinst, wenn du einen Tag mit mir im Bett verbringst?“
„Nein, dich nicht“, erwiderte er. „Aber du bist ja auch keine gewöhnliche Frau, stimmt’s? Geh duschen, und zieh dich an. Wir fahren weg.“
„Du fährst auf die M4?“ Jen blickte auf das Schild. Diese Straße führte nach Littleford. „Ich dachte, du wolltest mich überreden, nicht nach Hause zu fahren. Meine Mutter ist bestimmt nicht begeistert, wenn ich plötzlich mit einem Gast auftauche, weil sie jetzt in der Küche steht.“
„Die Straße führt nicht nur nach Littleford“, erklärte Alex, ohne den Blick von der Straße abzuwenden.
Es schneite leicht, aber es war kuschelig warm in dem Maserati, nicht zuletzt dank der Sitzheizung.
„Wir fahren nach Bristol?“, fragte sie erstaunt.
„Wir besuchen meine Eltern.“
Jen überlegte, was das zu bedeuten hatte. Sie wurde nervös.
Je weiter sie sich Bristol näherten, desto voller waren die Straßen. Im Stadtteil Clifton Down wurde es dann wieder etwas
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