Julia Extra Band 374
Aktentasche getan hatte, schüttelte sie der Chefredakteurin die Hand. Das tolle Gefühl, dass sie es geschafft hatte, hielt selbst nach vier Wochen noch an.
Sie hatte ihren Artikel an Gossip ! verkauft, und die Chefredakteurin hatte ihr einen Job im Kulturressort angeboten. Das war ein wichtiger Schritt auf der Karriereleiter. Sie hatte gerade eine Besprechung hinter sich, in der sie einige neue Ideen für Artikel vorgelegt hatte, und ihre Chefin war begeistert gewesen.
Einen Stapel Unterlagen im Arm, begleitete diese sie den Flur entlang.
„Ich freue mich sehr, Sie an Bord zu haben“, erklärte sie. „Sie sind immer auf der Suche nach neuen Ideen.“
„Und ich freue mich riesig, dass ich diese Chance bekommen habe.“
„Keine Ursache.“ Die Chefredakteurin nahm die Unterlagen in den anderen Arm. „Schließlich wurden Sie mir wärmstens empfohlen.“
Jen runzelte die Stirn. Was hatte das zu bedeuten?
„Wie bitte? Von wem?“
„Von einer Redakteurin im Unterhaltungsressort.“ Ihre Chefin lächelte sie an. „Anscheinend hat Alex Hammond Sie ihr gegenüber vor ein paar Wochen erwähnt. Der Filmproduzent. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie ihn kennen. Er hat ihr ein Exklusivinterview gegeben, weil Sie hier arbeiten. Für sie war es natürlich eine tolle Gelegenheit. Genau diese Art von Networking sollten wir weiter betreiben.“
Inzwischen waren sie bei den Aufzügen angekommen. Automatisch erwiderte Jen das Lächeln ihrer Chefin, während ihre Gedanken sich überschlugen.
Zuerst war sie fassungslos.
So etwas hätte Alex nicht getan. Er wusste, wie viel ihr der Artikel bedeutet und wie viel Zeit und Energie sie hineingesteckt hatte. Er hätte ihre Pläne nicht durchkreuzt, indem er seine Beziehungen spielen ließ.
Oder doch?
Jen nahm die anderen Leute im Aufzug gar nicht wahr, als sie ins Erdgeschoss fuhren, genauso wenig wie im Empfangsbereich.
Es lag in seiner Natur, Situationen zu manipulieren, um seinen Willen durchzusetzen. Schließlich hatten all seine Mitarbeiter Verschwiegenheitsvereinbarungen unterschreiben müssen. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er ihr Geld geboten, damit sie aus seinem Apartment auszog. Er bezahlte eine PR-Agentur dafür, dass sie ihm in den Medien ein bestimmtes Image verschaffte. Und er hatte mit Viveca Holt geschlafen, die daraufhin den Durchbruch als Schauspielerin gefeiert hatte. Die Liste war endlos. Also warum hätte Alex sich diesmal anders verhalten sollen?
Ihr Handy klingelte. Jen warf einen Blick aufs Display. Es war Alex. Hatte er einen sechsten Sinn? Sie unterdrückte den Anruf.
Regel Nummer neun: Sei nicht traurig, wenn es nicht klappt. Habe immer einen Plan B in der Hinterhand. Werde selbst reich und erfolgreich.
Sechs verpasste Anrufe, und jetzt wusste sie auch, warum. Sie hatte das Datum vergessen.
In den Nachrichten wurden die Nominierungen für die Preisverleihungen verlesen. Es war ein gutes Jahr für den britischen Film.
Todesmutig war achtmal nominiert, unter anderem in der Kategorie „beste Schauspielerin“ für Viveca Holt.
Blinde Wut stieg in Jen auf.
Es war sein Erfolg. Sein Ruhm. Alex konnte sich darin sonnen, weil er seinen Wert kannte. Er hatte es aus eigenem Antrieb geschafft.
Und dieses Gefühl hatte er ihr genommen. Was bedeutete ihr Job ihr jetzt noch?
Als das Telefon wieder klingelte, nahm sie den Anruf automatisch entgegen, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden.
„Hallo“, meldete sich Alex.
Seine Stimme. Die Stimme, die sie liebte.
„Hallo.“
„Hast du die Nachrichten gesehen?“, fragte er.
„Acht Nominierungen. Glückwunsch.“
Die negative Publicity vor Weihnachten hatte ihm also nicht geschadet.
„Kommst du mit zur Preisverleihung?“, fragte er.
Noch am Morgen hätte diese Frage sie sehr gefreut. Nicht nur, weil Jen gern an einem der glamourösesten Events überhaupt teilgenommen hätte, sondern auch, weil Alex es mit ihr gemeinsam erleben wollte. Doch nun fühlte sie sich wie betäubt.
„Es geht leider nicht“, erwiderte sie deshalb. „Ich muss arbeiten.“
Es entstand eine lange Pause. Wahrscheinlich überlegte Alex, ob er richtig gehört hatte.
„Die Verbindung ist schlecht“, meinte er schließlich. „Was hast du gesagt?“
„Dass ich zu tun habe“, antwortete Jen, deren aufgestauter Zorn sich nun Bahn zu brechen drohte. „Der Job nimmt mich so in Anspruch, dass ich nicht weiß, ob eine Beziehung im Moment das Richtige für mich ist.“
„Verdammt, was soll das, Jen?“ Alex klang
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