Julia Extra Band 374
verwirrt und wütend zugleich.
Es sollte ihr nur recht sein, denn ihr ging es genauso.
Es schnürte ihr das Herz zusammen. Alex wollte eine Frau, die er kontrollieren konnte. Er hatte ihr den Eindruck vermittelt, dass er sich nach Nähe sehnte, und es womöglich sogar selbst geglaubt. Tatsächlich hatte er jedoch alle Hindernisse aus dem Weg geräumt, die ihr Glück bedroht hätten.
Aber das wollte sie nicht. Sie musste es ganz allein schaffen, ihre Erfolge mit ihm teilen und sich an ihn lehnen, wenn sie scheiterte. Sie wollte das Leben spüren , die guten und die schlechten Zeiten durchleben. Und das konnte sie nicht mit ihm.
„Du hast deine Beziehungen spielen lassen, um mir zu dem Job bei Gossip ! zu verhelfen“, erklärte Jen.
Sein Schweigen war sehr aufschlussreich.
„Hör zu, Jen“, begann Alex schließlich eindringlich. „So war es nicht. Du deutest zu viel hinein.“
„Willst du etwa behaupten, du hättest der Zeitschrift kein Exklusivinterview angeboten, während ich an dem Artikel gearbeitet habe?“
Wieder entstand eine lange Pause.
„Doch, das habe ich“, räumte er dann leise ein. „Aber ich habe es nicht aus Berechnung getan, damit sie deinen Artikel veröffentlichen. Ich weiß, wie viel dieser Job dir bedeutet und wie hart du gearbeitet hast. Glaubst du wirklich, ich wäre zu so etwas fähig?“
„Du kannst anscheinend nicht anders“, erwiderte Jen. „Du hast meinen Namen der Redakteurin gegenüber erwähnt und ihr ein Interview angeboten, und ich soll allen Ernstes glauben, du würdest keine Gegenleistung erwarten? Ich kann so nicht leben. Mich aufzufangen, wenn ich falle, ist eine Sache, aber ich brauche kein Sicherheitsnetz.“
„Du hörst mir gar nicht zu.“
„Das brauche ich auch nicht. Was könntest du mir schon sagen, um es wieder gutzumachen? Es ist vorbei, Alex.“
Schnell beendete sie das Gespräch, bevor sie schwach wurde. Dann wartete sie darauf, dass er wieder anrief oder ihr eine SMS schickte, was sie natürlich ignorieren würde. Sie rechnete jedenfalls nicht damit, dass er es damit auf sich beruhen lassen würde.
Aber er meldete sich nicht.
In ihren Zorn mischte sich Kummer. Diesmal schien Alex ihren Standpunkt zu akzeptieren.
Vielleicht begann er endlich, sie zu verstehen – nun, da es zu spät war.
12. KAPITEL
Nach dem Scheitern seiner Ehe hatte er sich in seine Arbeit gestürzt, und Sechzehnstundentage waren nichts Ungewöhnliches für ihn gewesen. Er hatte jetzt Geldgeber für drei neue Filme gefunden, und Todesmutig hatte einen wahren Medienrummel ausgelöst. Alex versuchte sich einzureden, dass seine Beziehung mit Jen ein großer Fehler gewesen war. So tröstete er sich wieder mit Arbeit, weil diese seinem Leben immer einen Sinn gegeben hatte.
Und nun reichte es ihm plötzlich nicht mehr.
Noch nie hatte er für eine Frau solche Gefühle entwickelt, selbst für Susan nicht. Dass diese ihn derart geschröpft hatte, hatte ihm fünf Jahre lang zu schaffen gemacht, und inzwischen verspürte er bei der Erinnerung daran nicht einmal mehr einen Anflug von Ärger. Er fand keine Erfüllung mehr in seiner Arbeit, sondern es war für ihn nur noch eine Beschäftigungstherapie, weil er seine Sehnsucht und seinen Kummer damit verdrängen konnte. Was hatte Jen ihm bloß angetan?
Unzählige Male war er im Begriff gewesen, sie anzurufen. Er musste ihre Stimme hören und versuchen, ihr begreiflich zu machen, wie sehr es ihm leidtat. Aber er konnte es nicht, weil sie richtig gelegen hatte.
Er hatte sich zu dem Interview mit Gossip ! bereit erklärt, während sie in Marlons Salon war, um ihr ein wenig den Weg zu ebnen. Er hatte nichts dabei gefunden, zu erwähnen, dass er Jen kannte.
Inzwischen wusste er natürlich, dass sie es aus eigener Kraft schaffen wollte. Sie hatten über ihren Vater und über ihre Vergangenheit geredet, und er konnte ihren Ehrgeiz und ihren Wunsch, sich selbst etwas zu beweisen, nachvollziehen. Doch als sie es ihm erzählte, war es bereits zu spät gewesen.
Und nun, mehr als einen Monat später, konnte er seine innere Leere nicht mehr mit seiner Arbeit und seinem flotten Lebensstil füllen. Vermutlich würde er das nie wieder können.
„Na, haben Sie sich gut eingelebt?“
Jen wandte sich vom Tresen ab. Der Coffeeshop war nur eine Straße von der Redaktion entfernt und mittlerweile ihr Lieblingscafé.
Angela West. Redakteurin im Unterhaltungsressort. Gertenschlank. Todschickes Designerkostüm. In den Wochen bei Alex hatte Jen mehr
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