Julia Extra Band 374
finsteres Gesicht, und auf seiner Wange waren die Kratzer, die ihre Fingernägel hinterlassen hatten. Meg las die Schlagzeile: Dos Santos vira outra mulher! Meg klickte nach einer Übersetzung, weil sie wissen wollte, ob er an jenem Morgen zurückgekehrt und verhaftet worden war. Ob er deshalb so gemein zu ihr gewesen war. Hatte er geahnt, dass man ihn festnehmen würde, und ihre Beziehung beendet, um sie zu schützen? Meg hielt den Atem an, als die Übersetzung erschien: Dos Santos verärgert noch eine Frau!
Selbst jetzt, da er im Gefängnis und endlos weit weg war, brach er ihr wieder das Herz.
Es klopfte an der Tür. Ihre Mutter wartete nicht auf eine Antwort, sondern kam einfach herein. „Helen hat gesagt, du hättest Besuch gehabt?“
„Ja.“
„Wer war es?“
„Freunde.“
Ihre Mutter schürzte die Lippen. Sie würde nicht gehen, bis sie erfuhr, wer diese Freunde waren und was sie wollten.
Und da erinnerte sich Meg, dass sie heute ein schwieriges Gespräch mit ihren Eltern hatte führen wollen. Sie konnte es ebenso gut jetzt hinter sich bringen. „Würdest du bitte Dad holen? Ich muss mit euch beiden reden.“
Es lief nicht gut.
„Nach allem, was wir für dich getan haben.“ Das war das Dauerthema und genau der Satz, den Meg zu hören erwartet hatte, sobald sie ihren Eltern sagte, sie werde nicht weiter im Familienunternehmen arbeiten. Sie erwähnte Niklas nicht. Die beiden hatten genug in sich aufzunehmen, ohne dass sie ihnen mit einem Schwiegersohn kam. Und auch noch einem im Gefängnis.
Mit ihnen zu sprechen, hätte ihr viel mehr zusetzen sollen, aber es war, als wären alle ihre Gefühle für die Entscheidung reserviert, die sie noch treffen musste. Und so ließ sie das schwierige Gespräch mit ihren Eltern beinahe gleichgültig über sich ergehen.
„Warum willst du denn Köchin werden?“ Ihre Mutter verstand es einfach nicht, verstand nicht, wie sich ihre Tochter etwas wünschen konnte, was ihre Eltern nicht für sie ausgesucht hatten. „Um Himmels willen, du bist Rechtsanwältin! Und du willst in einer Küche arbeiten …?“
„Ich weiß nicht genau, wann ich mit der Ausbildung anfange“, warf Meg ein. „Ich weiß nicht einmal, ob ich angenommen werde.“
„Warum willst du dann alles aufgeben?“
Und sie wusste nicht, wie sie ihnen erklären sollte, dass sie es nicht so empfand. Anstatt irgendetwas aufzugeben, würde sie ein selbstbestimmtes Leben gewinnen.
Nur nicht gleich.
Sie sagte ihnen, sie würde Urlaub machen, obwohl sie immer noch nicht sicher war, ob sie wirklich nach Brasilien fliegen würde. Doch auch ohne ihr Problem mit Niklas schien es vernünftig zu sein, in Urlaub zu fahren und abzuwarten, bis sich ihre Eltern beruhigt hatten.
„Dann komme ich zurück und arbeite noch zwei Monate lang. Ich lasse euch nicht von einem Tag auf den anderen im Stich.“
Nach Ansicht ihrer Eltern hatte sie das jedoch schon getan.
Später saß Meg auf dem Balkon ihrer kleinen Wohnung, betrachtete die herrliche Aussicht und dachte nach. Das Gespräch mit ihren Eltern, das eigentlich Schuldgefühle hätte auslösen müssen, spielte dabei allerdings kaum eine Rolle. Stattdessen konzentrierte sich Meg auf das dringlichere Problem.
Zunächst beschäftigte sie sich mit den Beweisen dafür, dass sie tatsächlich eine Beziehung zu Niklas gehabt hatte.
Meg nahm den Ring von der Halskette und erinnerte sich daran, wie sicher sie sich ihrer Sache gewesen war, als Niklas ihn ihr an den Finger gesteckt hatte. Obwohl er ihr erklärt hatte, es könnte niemals für immer sein, hatte sie das Gefühl gehabt, das Richtige zu tun.
Dann nahm sie die Heiratsurkunde in die Hand, die sie aus ihrer Nachttischschublade geholt hatte. Sie blickte auf seine Unterschrift. Niklas Dos Santos.
Und dann prüfte Meg ihr Herz, das elf Monate später noch immer äußerst empfindlich war.
Seit damals hatte es keinen Mann in ihrem Leben gegeben, sie hatte keinen Gedanken an einen anderen verschwendet. Ihr war schwindlig, als sie ihre Gefühle analysierte. Weil sie Angst vor dem hatte, was sie vielleicht entdeckte. Die Wahrheit wartete in ihrem Innersten, und sie hatte sie nicht sehen wollen. Es tat zu sehr weh, es sich einzugestehen.
Sie liebte ihn.
Oder vielmehr, sie hatte ihn geliebt.
Natürlich, sonst hätte sie ihn nicht geheiratet. Im Grunde ihres Herzens wusste Meg das. Ob Niklas es gewollt hatte oder nicht, diese Liebe hatte existiert. Für Meg war ihre sehr kurze Ehe das einzig Wahre gewesen.
Und, wie
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