Julia Extra Band 374
Rosa betont hatte, sie waren noch immer verheiratet.
Es wurde kühl, deshalb ging Meg hinein und las den Reiseplan. Sie schlug auch das Gefängnis nach, in dem Niklas festgehalten wurde. Irgendwie konnte sie nicht glauben, dass er dort war, erst recht nicht, dass sie ihn dort am Donnerstag vielleicht besuchen würde.
Ja, sie würde ihn besuchen.
Meg steckte sich den Ring an den Finger.
Damit hatte sie eine schwierige Entscheidung getroffen. Ja, Rosa hatte recht. Gesetzlich war Niklas noch ihr Ehemann. Aber nicht nur deshalb traf Meg ihre Entscheidung. Fürs Erste war er in jedem Sinne des Wortes noch ihr Ehemann.
Rosa hatte die Flüge und das Hotel organisiert, aber zu Meg gesagt, bei Problemen müsse sie sich an das Reisebüro wenden. Sie dürfe unter keinen Umständen Kontakt mit ihnen aufnehmen. Sie dürfe nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden, hatten alle drei Anwälte sie gewarnt. Nicht nur, um sie und Niklas zu schützen, sondern auch um sich selbst zu schützen.
Und Meg war sich der Gefahr bewusst, wollte jedoch nicht darüber nachdenken. Sie versuchte einfach, mit einem Leben fertig zu werden, das sich noch einmal geändert hatte.
Sie musste ein weiteres schwieriges Gespräch mit ihren Eltern führen, und diesmal gab es einen Riesenkrach. Sie reagierten völlig verständnislos darauf, dass ihre normalerweise vernünftige Tochter plötzlich nach Brasilien flog.
„Brasilien!“, schrie ihre Mutter fassungslos. „Warum willst du denn nach Brasilien?“
Ihre Eltern kamen nicht zum Flughafen, um Auf Wiedersehen zu sagen. Trotzdem war etwas Positives an der ganzen Sache: Meg bemerkte kaum, dass das Flugzeug startete. Sie dachte dauernd daran, dass sie auf dem Weg zu Niklas war.
Beim zweiten Mal, als sie in Santiago umstieg, bemerkte sie es auch kaum. Jetzt war sie auf dem letzten Abschnitt ihrer Reise zu ihm. Kurz nach dem Start wurde ihr etwas zu trinken angeboten. „Tonicwater, bitte.“ Dann überlegte sie es sich anders. „Nein, Gin Tonic.“
„Fliegen Sie in den Urlaub?“
Meg sah ihre freundliche Sitznachbarin an, eine alte Dame, die Cousins in São Paulo hatte, wie sie ihr erzählte. „Ja, so ähnlich.“
„Besuchen Sie Verwandte?“
„Meinen Mann.“ Wie seltsam es war, das zu sagen. Aber sie trug schließlich seinen Ring, und die Heiratsurkunde war in ihrer Handtasche. Und vielleicht musste sie dasselbe den Zollbeamten sagen. Also sollte sie besser schon einmal üben. „Zuerst Brasilien, und dann drei Wochen Hawaii.“
„Wie schön.“
Meg erwiderte das Lächeln der alten Dame und wünschte, sie würde einfach still sein. Sie konnte ihr wohl kaum den wahren Grund für ihren Besuch nennen!
Stattdessen bestellte sie noch einen Gin Tonic. Es half nicht. Sie weinte, als sie im Sinkflug über São Paulo waren. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Unter ihr erstreckte sich ein endloses Hochhausmeer. Die Einwohnerzahl im Großraum São Paulo entsprach der ganz Australiens, und niemals hatte sich Meg kleiner und verlorener gefühlt.
Der Landeanflug jagte ihr Angst ein, umso mehr wegen allem, was Niklas ihr darüber erzählt hatte. Umso mehr jetzt, da sie das enge Nebeneinander von Autos, Flugzeugen und Stadt mit eigenen Augen sah, umso mehr, weil sie tatsächlich hier war.
Dann war es geschafft. Meg verließ den Flughafen und versuchte, sich ein Taxi zu nehmen. Eine so lange Taxischlange hatte sie noch nie gesehen. Meg fühlte sich erschöpft und überwältigt.
Als sie endlich ein Taxi ergatterte, hörte der Fahrer laut Musik, und die Fenster waren offen, während er Meg in der Abenddämmerung nach Jardins fuhr. Dort war auch alles laut. Die Metropole pulsierte vor Leben. In den Straßen waren Imbissstände, fremde Essensgerüche wehten durch die Fenster ins Auto, wo auch immer das Taxi an einer Ampel hielt. Diese Großstadt war einfach atemberaubend. Was passt, dachte Meg. Schließlich stammt Niklas von hier.
Mit zerzaustem Haar, verwirrt und müde, bezahlte sie den Taxifahrer, nachdem er vor einem sehr hohen Hotel angehalten hatte. Sobald sie hineinging, wusste sie, dass sie wieder in Niklas’ Welt war: modern, luxuriös, mit ausgezeichnetem Service.
Meg war erleichtert, als sie endlich in ihrem Zimmer war. Sie blickte aus dem Fenster auf die Straßen unter ihr und versuchte zu begreifen, dass sie tatsächlich hier war, dass sie morgen Niklas im Gefängnis besuchen würde.
Sie fragte sich, wie sie es aushalten sollte, ihm gegenüberzutreten.
„Hi, Mum …“ Sie rief
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