Julia Extra Band 374
ihre Fingernägel und hielt sich davon ab, in ihr Haar zu fassen. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie nervös war.
„Wir glauben, dass Niklas hereingelegt wird.“
Was sonst sollen sie sagen? dachte Meg. „Ich sehe wirklich nicht, was das mit mir zu tun hat. Wir waren für weniger als vierundzwanzig Stunden verheiratet, und dann ist Niklas zu der Überzeugung gelangt, dass es ein Fehler war. Zweifellos hatte er recht. Wir kannten uns kaum. Über geschäftliche Angelegenheiten haben wir nicht gesprochen …“
„Wir glauben, dass Niklas vom Chef unserer Firma hereingelegt wird“, unterbrach Rosa sie.
Und da erkannte Meg den Ernst der Lage. Diese Leute verteidigten nicht nur ihren Mandanten, sondern sie verdächtigten ihren eigenen Chef.
„Wir haben kaum Akteneinsicht erhalten, was bei einem so großen Fall ungewöhnlich ist. Und ohne das Belastungsmaterial zu kennen, können wir Niklas nicht richtig verteidigen. Wir nehmen an, dass Miguel – aus Gründen, die wir noch nicht durchschauen – vorhat, Niklas falsch zu vertreten. Natürlich dürfen wir unseren Boss nicht wissen lassen, dass wir ihn verdächtigen. Er ist der Einzige, der Niklas besuchen darf, während er auf seinen Prozesstermin wartet.“
„Er ist jetzt im Gefängnis?“
„Schon seit Monaten.“
Meg griff nach ihrem Glas, aber es war leer. Ihr zitterten die Hände, als sie es aus dem Krug wieder füllte. Niklas hinter Gittern, der Gedanke daran war nicht zum Aushalten. Sie wollte nicht, dass dieser Gedanke sie quälte, sie mochte die neuen Albträume nicht, die diese Leute mitgebracht hatten. Deshalb hatte sie nur noch im Sinn, die drei loszuwerden.
„Es ist wirklich entsetzlich, doch ich …“ Sie wusste nicht, wie sie ihnen helfen könnte, sie kannte das brasilianische Rechtssystem nicht und verstand einfach nicht, warum sie hier waren. „Ich sehe nicht, was mich das angeht. Wie gesagt, ich habe mit Niklas’ Geschäften nichts zu tun.“
„Wir haben im Namen von Niklas einen Antrag auf Ausübung seiner ehelichen Rechte gestellt …“
Meg hörte ihren Herzschlag in den Ohren dröhnen, und sie leerte ihr zweites Glas Wasser. Trotzdem war ihre Kehle wie ausgedörrt. Sie wickelte sich eine Haarsträhne um den Zeigefinger und drehte und drehte.
„Niklas hat ein Anrecht auf ein Telefongespräch in der Woche und einen zweistündigen Besuch seiner Ehefrau alle drei Wochen. In vierzehn Tagen wird er vor den Richter gebracht, der den Prozesstermin festsetzt. Sie müssen hinfliegen und Niklas bei Ihrem Besuch sagen, dass er seinen Anwalt erst entlassen darf, wenn er vor dem Richter steht. Vorher darf er keinerlei Andeutung machen. Sobald er Miguel entlassen hat, springen wir für ihn ein.“
„Nein.“ Meg zog den Finger aus ihrem Haar. Sie brauchte keine Sekunde lang über ihre Antwort nachdenken. Sie wollte diese Leute loswerden.
„Wir können nur durch seine Ehefrau Kontakt mit ihm aufnehmen.“
„Ich werde ihn anrufen.“ Das war aber das Äußerste, was sie tun würde. Doch sofort schüttelte Meg selbst den Kopf. Natürlich wurden solche Gespräche abgehört. „Ich kann Niklas nicht besuchen. Wir waren nur vierundzwanzig Stunden verheiratet.“
Rosa war ebenso wahrheitsliebend wie direkt. „Den Dokumenten nach, die wir gefunden haben, sind Sie schon fast ein Jahr mit Niklas verheiratet.“
„Ja, aber wir …“
„Sie sind nicht geschieden?“
„Nein.“
„Und wenn Niklas tot wäre und ich würde Ihnen einen Scheck bringen, würden Sie ihn zurückweisen und sagen ‚Nein danke, wir waren bloß vierundzwanzig Stunden verheiratet‘?“
Rot im Gesicht, rang Meg um eine Antwort, aber sie kannte die Wahrheit nicht. Nicht, dass es Rosa stoppte.
„Und weil Sie nicht ‚Annullieren!‘ geschrien haben, gehe ich davon aus, dass einvernehmlicher Sex stattgefunden hat?“
Megs Röte nahm zu, weil Sex das Einzige war, was zwischen ihnen gewesen war.
„Wenn Sie festgestellt hätten, dass Sie schwanger sind, hätten Sie ihn nicht angerufen? Hätten Sie sich gesagt, dass es nicht zählt, weil Sie nur vierundzwanzig Stunden verheiratet waren? Hätten Sie Ihrem Kind später dasselbe gesagt?“
„Sie sind nicht fair.“
„Und das Rechtssystem ist nicht fair zu meinem Mandanten“, erwiderte Rosa. „Wenn Sie ihm unsere Nachricht nicht ausrichten, wird Ihr Ehemann eines Verbrechens für schuldig erklärt, das er nicht begangen hat.“
„Also soll ich nach Brasilien fliegen und in einer Gefängniszelle
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