Julia Extra Band 374
lehnte sich zurück, streckte die Beine lang aus und schob seine Sonnenbrille etwas höher auf die Nase. Kritisch musterte er die Hauswand, von der die Farbe abblätterte, die wackeligen Stühle und die zerschlissene Markise. Was wollte Isabella an solch einem Ort?
Es ergab keinen Sinn. Er hatte ihr die Türen zu seiner Welt geöffnet, sie zu sich in sein Penthouse geholt, das Bett mit ihr geteilt, und sie von seinem Personal verwöhnen lassen.
Doch dann hatte sie heimlich mit seinem Bruder eine Affäre begonnen und alles zerstört.
Über diese Tatsache kam Antonio einfach nicht hinweg. Er hatte Isabella alles gegeben, doch anscheinend war es ihr nicht genug gewesen. Dem Vergleich mit seinem älteren Bruder Giovanni, dem eigentlichen Erben des Rossi-Imperiums, hielt er nicht stand – das war schon immer so gewesen.
Ein halbes Jahr war es jetzt her, dass Giovanni ihm in betrunkenem Zustand alles gebeichtet hatte. Das war das Letzte, was er von seinem Bruder gesehen hatte, mit Isabella hatte er nicht mehr geredet, gleich am nächsten Morgen hatte er sie von seinen Bodyguards aus dem Penthouse werfen lassen. Eigentlich hätte sie Schlimmeres verdient gehabt.
Jetzt kam Isabella aus der Tür, ein Tablett mit zwei Tassen Cappuccino in den Händen. Sosehr er sich auch innerlich auf ein Wiedersehen vorbereitet hatte, reagierte er doch anders als gewollt.
Sie trug ein verwaschenes T-Shirt, einen kurzen Jeansrock und die Spitzen ihrer Ballerinas waren abgestoßen, dennoch verschlug ihm ihr Anblick den Atem, und sein Begehren flammte auf. Ein Blick auf ihre nackten Beine genügte, und Erinnerungen wurden lebendig. Wie oft hatte Isabella ihm die Schenkel um die Hüften gelegt und ihn aufgefordert, sie noch stürmischer zu lieben!
Er kniff die Augen zusammen, um die Bilder zu verscheuchen. Ein zweites Mal würde er Isabellas Zauber nicht verfallen. Er hatte ihr bedingungslos vertraut, hatte sie für naiv und unschuldig gehalten. Diesen Fehler würde er nicht wiederholen.
Mit grimmiger Miene beobachtete er, wie Isabella das Pärchen an dem kleinen Ecktisch bediente. Sie hatte sich verändert. Das letzte Mal hatte er sie gesehen, als sie neben ihm eingeschlafen war, erschöpft von der Liebe, die Wangen gerötet, das herrliche blonde Haar zerzaust.
Jetzt war sie blass und sah überanstrengt aus. Ihr Haar, streng aus der Stirn gekämmt und lieblos im Nacken mit einem Gummi zusammengefasst, wirkte stumpf. Auch von ihren verführerischen Rundungen war nichts mehr zu erkennen. Sie war abgemagert und nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Antonio lächelte zufrieden. Sie schien durch die Hölle gegangen zu sein. Gut so, denn da gehörte sie hin.
Er hatte Isabella für süß und rein gehalten, ihr Erröten und schüchternes Lächeln hatten ihn mitten ins Herz getroffen und seinen Beschützerinstinkt geweckt. Doch alles war nur Schau gewesen, Isabella war nichts weiter als eine begnadete Schauspielerin und brillante Intrigantin. Diese kleine Amerikanerin hatte selbst die egozentrischen und materialistischen Frauen seiner Kreise in den Schatten gestellt.
Deren Ränke waren für Antonio durchschaubar, er wusste, dass sie ihn belogen und betrogen. Für sie war er lediglich Mittel zum Zweck, um näher an Giovanni, den Erben der Rossimilliarden, heranzukommen.
Isabella dagegen hatte er für liebevoll und warmherzig gehalten, er hatte sich von ihrer engelsgleichen Schönheit täuschen lassen. Er war fest davon überzeugt gewesen, für sie der Mann des Lebens zu sein – doch sie hatte hinter seinem Rücken seinen Bruder verführt …
Mit gesenktem Kopf, Block und gezückten Stift in den Händen, trat sie an seinen Tisch. „Sie wünschen?“, fragte sie, ohne aufzusehen.
Selbst ihre Stimme klang anders, müde und heiser. Antonio lehnte sich zurück.
„Hallo, Bella.“
Nein, das darf nicht wahr sein!
Abrupt blickte Isabella auf. Sie hatte sich nicht getäuscht, der vermeintliche Gast war Antonio Rossi höchstpersönlich.
Sie schluckte. Was hatte ihn in dieses Straßencafé geführt? Was hatte ein Milliardär in solch einem armseligen Viertel zu tun??
Panik ergriff sie.
Weiß Antonio Bescheid?
Sie starrte ihn an wie das Kaninchen die Schlange. Er trug einen schwarzen Nadelstreifenanzug, weißes Hemd und Krawatte. Doch selbst diese konservative, korrekte Kleidung konnte seine kraftvollen Muskeln nicht verbergen oder seine sinnliche Ausstrahlung mindern. Antonio Rossi war der erotischste Mann, der ihr je unter die Augen
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