Julia Extra Band 374
hatte bisher unter der Vorstellung gelitten, einen Keil zwischen zwei von Geburt an unzertrennliche Brüder getrieben zu haben.
„Irgendwie verstehe ich das nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe euch zusammen erlebt, eure Gesten waren so ähnlich, selbst eure Ausdrucksweise – der eine schien schon im Voraus zu wissen, was der andere sagen wollte.“
„Wir hatten uns erst kurz zuvor wieder ausgesöhnt, deshalb hat sich Giovanni dir gegenüber von seiner besten Seite gezeigt. Ich hatte Giovanni einen schweren Fehler verziehen und daher versuchte er, mir alles recht zu machen. Es war die einzige Zeit in unserem Leben, in der wir gut miteinander ausgekommen sind.“
„Und wie ist es zu der Aussöhnung gekommen?“ Fragend sah Isabella ihn an. Sie hatte gedacht, Antonio könne nicht verzeihen. Sie hatte ihn als gnadenlos konsequent kennengelernt, wer einmal einen Fehler gemacht hatte, der war für ihn gestorben.
„Ich bildete mir ein, er hätte sich geändert.“ Er lachte bitter. „Leider war es nur das – eine Einbildung.“
Wie gern hätte sie ihm jetzt tröstend die Hand auf den Arm gelegt, doch er hätte sie nur zurückgewiesen.
„Wann und weshalb habt ihr euch das erste Mal zerstritten?“, erkundigte sie sich stattdessen.
„Ich möchte nicht darüber sprechen.“
„Warum nicht?“
Er schob das Kinn vor. „Du hast genug Fragen gestellt, jetzt bin ich an der Reihe.“
Isabella legte den Kopf zurück. War die erstaunliche Offenheit, die er gerade gezeigt hatte, nichts weiter als ein kluger Schachzug gewesen? Wollte er sie durch seine Taktik veranlassen, ihm alles zu gestehen?
„Du besitzt kein Recht, mich auszufragen“, antwortete sie trotzig.
Antonio ignorierte die Bemerkung. „Warum hat Giovanni dich in seinem Testament bedacht?“, wollte er wissen.
„Keine Ahnung. Ich habe ihn jedenfalls nicht darum gebeten“, antwortet sie ausweichend, denn sie glaubte, die Antwort zu wissen. Doch Antonio durfte sie nicht erfahren, sonst war sie verloren.
„Vor einem Monat hat Antonio sein Testament geändert, den Grund dafür kennst du bestimmt.“
Isabella erblasste. Vor einem Monat? Das konnte kein Zufall sein.
„Also raus mit der Sprache“, forderte er unerbittlich. „Keiner kann sich erklären, weshalb er dir mehrere Millionen vermachte. Kläre mich auf!“
„Es geht um Millionen?“, flüsterte sie fassungslos. „Das verstehe ich nicht.“
„Es geht nicht nur um Bargeld, zusätzlich bekommst du die Hälfte des Aktienanteils, den unsere Familie am Rossi-Konzern besitzt.“
Isabella schwindelte, doch ein zweites Mal würde sie nicht in Ohnmacht fallen, das schwor sie sich.
„In anderen Worten, Giovanni hat dir die Hälfte des Familienvermögens und damit seinen gesamten Besitz vermacht. Aus welchem Grund? Weshalb ausgerechnet dir?“
Sie brachte nicht den Mut auf, es ihm zu sagen und schwieg.
„Wollte er mich zwingen, mich mit der Frau einigen zu müssen, die mich betrogen hat?“
Isabella hielt es für möglich. Diese Gemeinheit passte zu Giovanni.
„Oder hast du dich für deine Dienste im Bett bezahlen lassen? Zugegeben, du bist gut im Bett, aber so gut nun auch wieder nicht.“
Isabella blieb keine Wahl mehr. Sie musste es sagen, auch wenn sie damit eine Katastrophe heraufbeschwor.
„Er hat es wohl getan, weil ich sein Kind erwarte.“
Die Umwelt verschwamm vor Antonios Augen. Er schwankte, als habe er einen Schlag ins Gesicht erhalten. Isabella war schwanger – von Giovanni! Und Giovanni hatte es ihm verschwiegen! Schmerz und Verbitterung raubten ihm fast den Verstand.
„Aber ich hatte kein Verhältnis mit ihm, das schwöre ich dir“, betonte Isabella verzweifelt.
Ein Verhältnis, eine Affäre, Sex – was spielte es für eine Rolle, wie man den Verrat nannte. Antonio lachte hart und verächtlich. „Im wievielten Monat bist du?“
„Anfang des vierten. Antonio, du musst es mir glauben, ich habe mit Giovanni nur ein einziges Mal geschlafen.“
„ Nur? Meinst du, ein One-Night-Stand macht die Sache besser?“ Außerdem glaubte er ihr nicht, schließlich hatte Isabella mehrere Wochen bei Giovanni gewohnt.
Wütend warf sie den Kopf in den Nacken. „Und mit wie vielen Frauen hast du seit unserer Trennung geschlafen?“
„Das steht nicht zur Debatte. Ich hatte keine andere, während du bei mir warst. Ich habe dich rausgeworfen, weil du mich betrogen hast, noch dazu mit meinem eigenen Bruder!“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist erst in
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