Julia Extra Band 374
gewusst. Ebenso wenig hatte sie geahnt, welch katastrophale Folgen diese Begegnung für sie haben würde …
Isabella kniff die Augen zusammen, um sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie allein war. Antonio war mit ihrem Rucksack, in dem sich ihr sämtliches Hab und Gut befand, verschwunden.
Wie von Sinnen lief sie die Treppe hinunter, um Antonio zu verfolgen. Ihr Pass, ihr gesamtes Geld waren in seinen Händen!
„Bleib sofort stehen!“, rief sie, als sie auf die Straße stürmte.
Doch er kümmerte sich nicht um sie. Unbeeindruckt ging er zu seinem Auto, entriegelte die Heckklappe, warf den Rucksack hinein und schloss sie wieder.
„Gib mir sofort mein Eigentum zurück!“, forderte sie ihn atemlos auf, als sie ihn endlich erreicht hatte.
„Selbstverständlich – aber erst, nachdem wir beim Notar waren.“
„Ich muss arbeiten, Antonio, verstehst du das denn nicht?“
Er zuckte die Schultern. „Na und?“ In aller Ruhe öffnete er die Fahrertür.
„Ich kann es mir nicht leisten! Wenn ich meinen Job verliere, verliere ich damit mein Zimmer.“ Isabella wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
„Kein großer Verlust würde ich sagen“, antwortete er und blickte zurück auf das baufällige Haus.
„Das sagst du , aber ohne den Job säße ich auf der Straße.“
Er runzelte die Brauen und musterte sie über das Autodach hinweg. „Geht es dir um Geld?“
„Um Geld? Mein Lebensunterhalt steht auf dem Spiel.“ Isabella schluckte. Reich und verwöhnt wie Antonio war, begriff er anscheinend nicht, dass es ihr um die nackte Existenz ging. Wenn sie nicht ohne Geld und Pass dastehen wollte, musste sie einen Kompromiss finden.
„Nach Feierabend komme ich mit dir, das verspreche ich dir.“
„Unmöglich.“ Er blickte auf die Uhr.
„Das ist unfair! Ich gehe auf deine Bedingungen ein, und du kommst mir nicht das kleinste Stück entgegen.“
„Du willst mich doch nur hinhalten, um dich bei nächster Gelegenheit aus dem Staub zu machen“, warf er ihr vor. „Eigenartigerweise hast du auch noch gar nicht nach dem Betrag gefragt – bist du etwa bereits informiert?“
„Ich weiß nicht, was daran eigenartig sein soll.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie ich Giovanni kenne, schenkt er mir nichts ohne Hintergedanken. Ich will das Geld nicht! Ich will mit dir und deiner Familie nie wieder etwas zu tun haben.“
Antonio schob die Sonnenbrille etwas höher. „Das wird sich leider nicht vermeiden lassen, was keiner mehr bedauert als ich. Das Testament ist vor drei Tagen eröffnet worden. Nicht mehr lange, und die Medien werden Wind von dem Inhalt bekommen.“
„Wovon redest du?“
Er stieg ein und öffnete ihr von innen die Beifahrertür. „Die Paparazzi werden hinter dir her sein.“
„Paparazzi?“, wiederholte sie verständnislos. „Wieso sollten die sich denn für mich unbedeutendes Wesen interessieren?“
„Unbedeutendes Wesen? Du, die Frau, die mit den Rossi-Brüdern geschlafen und dabei ein Vermögen gemacht hat?“
Giovanni sollte ihr ein Vermögen hinterlassen haben? Das glaubte sie nicht, denn weshalb hätte er das tun sollen? Trotzdem, die Vorstellung, endlich an das Geld zu kommen, das sie so bitter benötigte, war verführerisch. Doch wahrscheinlich würde es zu lange dauern, bis alle rechtlichen Aspekte geklärt waren – sie brauchte das Ticket eher, am besten sofort.
Sie biss sich auf die Lippe. Sie befand sich in einer verzweifelten Lage. Sollte sie über ihren eigenen Schatten springen und Antonio um Hilfe bitten? Wie sie ihn kannte, trug er genug Geld für ein Transatlantikticket bei sich.
„Isabella!“ Antonio lehnte sich in seinem Sitz zurück und betrachtete sie von der Seite. „Was willst du?“
Sie gab sich einen Ruck. „Ein Ticket nach Los Angeles, für heute Abend.“
Er nickte. „Was noch?“
Sie bereute bereits, Antonio um etwas gebeten zu haben. Sie wollte nichts von ihm, er hatte sie behandelt wie Abschaum. Sie hatte ihn geliebt und für eine gemeinsame Zukunft gekämpft – er hatte sie auf die Straße gesetzt. Nein, selbst dazu war er sich zu fein gewesen, er hatte es erledigen lassen.
„Nichts“, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
„Das nehme ich dir nicht ab.“
„Das ist dein Problem. Das Ticket reicht mir.“
„Das wird sich bald ändern.“
Sie ignorierte die Bemerkung. „Damit wir uns richtig verstehen, du sollst mir das Geld für den Rückflug nur
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