Julia Extra Band 374
verführen?
„Das kommt nicht infrage!“ Maria klang bestimmt. „Das Kind ist mein eigen Fleisch und Blut, es ist das Einzige, das mir von Gio bleibt. Niemals werde ich es dieser Frau überlassen.“
Antonio schloss gequält die Augen. Seine Mutter hatte keine Skrupel gehabt, ihn aus ihrem Leben zu verbannen, und das während einer Zeit, in der er sie dringend gebraucht hätte. Doch er war ihr auch nie so lieb wie Gio gewesen.
„Und was wäre die andere Option?“, fragte sie nach einer kleinen Pause.
„Sie zu heiraten und das Kind zu adoptieren. Dann hätten wir die Kontrolle über das gesamte Vermögen.“
Er hatte sich nie mit dem Gedanken befasst, einmal Vater zu werden. Als jüngerer Sohn war Antonio nicht verpflichtet gewesen, für Erben zu sorgen. Jetzt sah das anders aus. Die Umstände könnten ihn zwingen, dieses Baby, das ihn bis ans Ende seiner Tage an Isabellas Untreue erinnern würde, als sein eigenes Kind anzunehmen.
„Das wäre die Lösung!“ Maria lächelte zufrieden. „Dann müssten wir auf nichts verzichten.“
Blicklos starrte Antonio hinunter auf die Straße. Auf nichts – außer auf meine Freiheit und meinen Seelenfrieden. Sein Leben lang wäre er an eine Frau gebunden, die in aufs Tiefste in seiner männlichen Ehre gekränkt und schamlos verraten hatte.
„Ich halte das für eine schlechte Idee!“
Isabella folgte Antonio in sein Penthouse. Als er die Eingangstür hinter sich abschloss, bekam sie es unwillkürlich mit der Angst zu tun.
„Da bin ich ganz deiner Meinung“, stimmte Antonio ihr zu. „Aber unter den gegebenen Umständen bleibt uns nichts anderes übrig. Die Presse hat bereits Wind von der Sache bekommen, und meine Wohnung ist der letzte Ort, an dem dich die Paparazzi suchen würden. Außerdem ist es nur für eine Nacht.“
Doch eine Nacht konnte lang sein. Geistesabwesend zupfte Isabella an ihrem T-Shirt. Sie war ehrlich genug, sich richtig einzuschätzen. Wenn Antonio es darauf anlegte, würde sie schwach werden und in seine Arme sinken. Er hatte sie verletzt und gedemütigt, trotzdem sehnte sie sich immer noch nach ihm.
Sie sah sich um. In dem Apartment hatte sich seit März, seit sie es das erste Mal betreten hatte, nichts geändert. Nur sie war eine andere geworden. Damals hatte sie wie auf Wolken geschwebt, war überzeugt gewesen, in Antonio den Mann ihres Lebens gefunden zu haben. Sie hatte ihm vertraut und sich ihm hingebungsvoll geschenkt.
Jetzt war sie gezwungen, zu überlegen und zu taktieren, durfte ihre Gefühle nicht verraten. Sie musste an die Zukunft denken und sich und ihr Baby vor Antonio schützen.
Antonio würde jede Einzelheit des Geschehens von ihr wissen wollen. Deshalb hatte er sie in sein Apartment gebracht, hier hatte allein er das Sagen. Außerdem war dieser Ort untrennbar mit Erinnerungen an leidenschaftliche Stunden verbunden. Wollte Antonio bewusst romantische Gefühle in ihr wecken, weil sie dann leichter zu manipulieren war?
„Die Haushälterin hat dir das Gästezimmer fertig gemacht“, meinte er und ging ins Wohnzimmer.
„Danke.“
Isabella wünschte, die Haushälterin wäre noch nicht gegangen. Mit Antonio allein zu sein, war gefährlich. Sie traute weder sich noch ihm. Ihr Blick folgte ihm, als er zum Barschrank ging. Wie sehr sie Antonio liebte, wie sehr sie sein männliches Aussehen bewunderte! Die hohen Wangenknochen, das energische Kinn und die dunklen Augen … sein Gesicht war markant und sinnlich zugleich.
Als Antonio das Jackett auszog, wandte sie sich ab. Je weniger sie von seinem athletischen Körper sah, desto besser. Wie sicher und geborgen sie sich stets an seiner breiten Brust und in seinen starken Armen gefühlt hatte!
„Whisky?“, fragte er und holte zwei Gläser, von denen er das eine jedoch sofort wieder zurückstellte. „Du darfst ja gar keinen Alkohol, das hatte ich ganz vergessen.“
Isabella ging zum Fenster und blickte auf das nächtliche Rom. „Ich trinke generell keinen Alkohol mehr.“
„Und warum?“ Sie hörte, wie er sich einschenkte.
Während sie bei Giovanni wohnte, hatte er sie oft zu den Partys seiner Clique mitgenommen, auf denen viel getrunken wurde. Sie hatte mitgemacht, es war ein gutes Mittel gewesen, ihren Schmerz zu betäuben und ihren Kummer zu vergessen. Erst nachdem sie eines Morgens in Giovannis Bett aufgewacht war, hatte sie gemerkt, was der viele Champagner aus ihr gemacht hatte.
Isabella zögerte. „Es hat eine Nacht gegeben, da habe ich mehr getrunken, als
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