Julia Extra Band 374
„Ich habe dich nicht betrogen, das schwöre ich dir.“
„Wie willst du das beweisen? Wer sagt mir, dass du Giovanni nicht gleich, nachdem ich ihn dir vorgestellt habe, verführt hast?“
„Ich habe keine Beweise. Aber weshalb …“
Es klopfte kurz an der Tür, und ein weißhaariger alter Mann trat ein. Sein korrekter schwarzer Anzug mit passender Weste verriet ihn sofort als Notar. Nachdem Antonio ihm Isabella vorgestellt hatte, bat er die beiden, ihm in sein Büro zu folgen.
„Unser Gespräch ist noch nicht beendet“, warnte Antonio Isabella leise.
„Doch, wir haben uns nichts mehr zu sagen.“ Stolz hob sie den Kopf. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Du hast keinerlei Anrechte auf mich oder mein Kind.“
Sie folgte dem Notar in den Flur. Während Antonio dastand und ihr nachsah, kam er plötzlich auf eine Idee.
„Nein“, murmelte er. „Ich habe keinerlei Anrechte. Noch nicht …“
4. KAPITEL
„Ich werde Großmutter!“ Maria Rossi faltete die Hände und seufzte. „Gios Kind wird auf meinem Schoß sitzen! Ich hoffe, es sieht ihm ähnlich.“
„Deine offensichtliche Freude erstaunt mich.“ Ruhelos schritt Antonio im Konferenzzimmer auf und ab.
Er hatte nicht vorgehabt, mit seiner Mutter noch einmal zu sprechen, gleich nach den Unterschriften hatte er mit Isabella das Notariat verlassen wollen. Isabellas Geständnis jedoch hatte die Situation völlig verändert. Maria und er würden ihre Strategie ändern müssen.
Maria zuckte die Achseln. „Trotzdem war es nicht fair von Gio, sein Testament zugunsten dieses Flittchens zu machen.“
„Er hat es getan, um mich zu demütigen.“
„Nein, das hätte mein Gio nie übers Herz gebracht! Dieses Frauenzimmer hat ihn verhext, er wusste nicht mehr, was er tat – er war nicht mehr er selbst. Natürlich musste er für das Kind sorgen – aber weshalb musste er ihm sein gesamtes Erbe überschreiben?“ Sie runzelte die Stirn. „Ist das Kind überhaupt von ihm?“
„Das werden wir herausfinden, verlass dich drauf!“
Antonio ging jedoch davon aus, dass Giovanni der Vater war, denn gerade das machte seinen Racheplan so teuflisch. Er, Antonio, wurde umgangen, trotzdem blieb das Geld in der Familie, und bis zur Volljährigkeit des Kindes musste er sich mit Isabella auseinandersetzen, die das Vermögen bis dahin verwaltete.
„Gio hat sich von diesem raffinierten Stück verführen lassen, das hat er mir gebeichtet.“ Maria schüttelte den Kopf. „Was habt ihr nur in ihr gesehen? So weit hättet ihr es wirklich nicht kommen lassen dürfen!“
Antonio fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Er hätte im Detail erklären können, was er in Isabella sah – aber das war nichts für die Ohren seiner Mutter. „Es ist nun einmal passiert, daran lässt sich nichts mehr ändern“, meinte er diplomatisch.
„Für ein Mädchen wie diese hergelaufene Amerikanerin gibt es nur eine Möglichkeit, sich einen reichen Mann zu angeln: Sie muss sich schwängern lassen.“
„Hör endlich auf damit!“ Hart schlug Antonio mit der Faust auf den Konferenztisch. Außerdem stimmte ihre Theorie nicht. Ihn selbst hatte Isabella schließlich um den kleinen Finger wickeln können, ohne dazu schwanger werden zu müssen.
„Wie unbeherrscht du bist!“ Maria zog die sorgfältig gezupften Brauen hoch. „Wenn du dir die Kontrolle über das Rossi-Vermögen nicht aus der Hand reißen lassen willst, musst du dich besser im Griff haben.“
Antonio ging zum Fenster und starrte auf die Straße. „Uns stehen zwei Möglichkeiten offen“, meinte er schließlich nachdenklich. Glücklich war er mit keiner, denn die eine wie die andere verlangte von ihm, seinen Stolz hinunterzuschlucken: Er musste mit der Frau, die ihn betrogen hatte, verhandeln.
„Wie weit ist sie eigentlich?“, wollte Maria wissen.
„Ihrer Aussage nach im vierten Monat, und das passt ins Zeitschema. Ich habe sie in der letzten Maiwoche vor die Tür gesetzt, also kann das Kind nicht von mir sein. Bei Gio ist sie am ersten Juli ausgezogen, und auch das kommt hin.“
„Du musst etwas unternehmen!“
„Ich weiß. Die eine Option wäre, sie ins Bett zu locken und zu überreden, sich auszahlen zu lassen und nach Amerika zu verschwinden.“
Doch die Chancen dafür standen schlecht. Immerhin hatte Isabella ihn mit Giovanni betrogen – demnach hatte er keineswegs unbegrenzten Einfluss auf sie. Außerdem trug Isabella das Kind seines Bruders unter dem Herzen. Wie konnte er sie da
Weitere Kostenlose Bücher