Julia Extra Band 374
von innen zu sehen.“
„Mich haben weder die Bars noch die Leute interessiert. Was ich an deiner Seite erlebt habe, war etwas ganz anderes.“
Wie gern hätte Antonio das geglaubt! Als Isabella erzählte, dass sie Kunstgeschichte studierte, hatte er seine Beziehungen spielen lassen. Er hatte es ihr ermöglicht, sich Gemälde und Skulpturen in Privatbesitz anzuschauen, die normalen Touristen verschlossen waren. Alle Einladungen gesellschaftlicher Art hatte er abgesagt – er hatte mit Isabella allein sein und sie mit niemandem teilen wollen und sich eingebildet, in ihrem Sinne zu handeln.
„Weshalb hast du Gio verlassen?“
Die unvermittelte Frage ließ Isabella schlucken. „Wie sich herausstellte, hat er sich nicht wie ein Freund verhalten. Er hat mich ausgenutzt, als ich nicht in der Lage war, mich zu wehren.“
Antonio wartete auf eine nähere Erklärung, doch Isabella schwieg. „Wenn du mich überzeugen willst, musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen“, spottete er.
Erleichtert, dass er es dabei bewenden ließ, atmete Isabella auf. „Und dann kam ich dahinter, welche Lügen er über mich verbreitet hatte. Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, weshalb du einem Intriganten wie ihm glauben konntest, ohne vorher mit mir über seine Anschuldigungen zu reden.“
Das hätte er tun sollen, wer wusste das besser als er? Doch er war zu schwach dazu gewesen. Hätte er mit Isabella gesprochen, hätte er ihrer Version geglaubt – weil er ihr glauben wollte, weil er verrückt nach ihr war und auf all ihre Bedingungen eingegangen wäre.
Sie hatte mit Gio geschlafen, das Baby war der eindeutige Beweis dafür, dennoch schienen ihm ihre Erklärungen plausibler als die Darstellungen seines Bruders.
„Du hast dich benommen wie ein Feigling“, warf sie ihm vor. „Du hast dich der Auseinandersetzung nicht gestellt und die Dreckarbeit durch deinen Bodyguard erledigen lassen.“
Nicht Feigheit hatte ihn zu seinem Handeln veranlasst, sondern sein Selbsterhaltungstrieb. Hätte er damals mit Isabella gesprochen, wäre er mit Sicherheit erneut ihrem Zauber verfallen, hätte ihr jedes Wort geglaubt – so wie jetzt.
Alles in ihm sehnte sich danach, sie in die Arme zu ziehen, sich in ihr zu verlieren und über der Liebe die Vergangenheit zu vergessen. Mit eisernem Willen kämpfte er gegen diesen Wunsch an, doch er fühlte, wie seine Kräfte schwanden. Er würde den Kampf verlieren. Die Macht, die Isabella über seine Sinne und seinen Verstand besaß, beschämte ihn.
„Ich und feige? Wer ist denn vorhin vor wem geflohen?“
„Ich, um mich zu schützen. Denn mir war sofort klar, dass in deiner Gegenwart alle Wunden wieder aufreißen würden!“
„Und deswegen willst du wieder zurück nach Amerika?“
„Ich wünschte, ich wäre bereits in Kalifornien! Ich möchte einen neuen Anfang machen und meine Erlebnisse in Italien vergessen. Ich will dich vergessen!“
Ihre Worte versetzten ihm einen Stich. Nein, er würde sie nicht gehen lassen! Isabella und er hatten den Himmel miteinander geteilt, und jetzt sollte sie auch mit ihm durch die Hölle gehen. Er würde die Bürde nicht alleine tragen!
„Du bleibst hier.“ Er stellte sich so dicht vor Isabella, dass sie ihm nicht entkommen konnte. „Ich werde dafür sorgen, dass du dich immer an das erinnerst, was wir einmal hatten! Nie sollst du vergessen, dass du es warst, die unser Glück zerstört hat.“
5. KAPITEL
Antonios Kuss war leidenschaftlich und besitzergreifend. Trunken vor Glück schmiegte Isabella sich hingebungsvoll an ihn. Nie hätte sie zu hoffen gewagt, Antonios Lippen noch einmal auf ihren spüren zu dürfen!
Ihr Herz klopfte wie verrückt und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Antonio schmeckte so gut, sie konnte einfach von ihm nicht genug bekommen. Trotzdem: Sie musste diesen Wahnsinn stoppen, bevor es zu spät war. Sie musste sich aus Antonios Bann befreien.
Einer Art Urinstinkt nachgebend, biss sie ihn in die Unterlippe.
Antonio zuckte zurück. Unerschrocken blickte sie ihn an – die Stelle war deutlich zu erkennen. Statt Reue empfand sie ein eigenartiges Hochgefühl. Sie hatte Antonio ihren Stempel aufgedrückt!
Antonio jedoch reagierte anders als gedacht. Statt ihn abzuschrecken, hatte sie ihn noch mehr erregt, das bewies sein feuriger Blick. Isabella bekam es mit der Angst zu tun. Mit ihrer Taktik schien sie gefährliche Leidenschaften geweckt zu haben.
Rücksichtslos zog er sie in die Arme und presste sie an sich. Das
Weitere Kostenlose Bücher