Julia Extra Band 374
ich vertrage. Am nächsten Morgen schwor ich mir, in Zukunft keinen Alkohol mehr anzurühren.“
„Giovanni und seine Freunde neigen zu Exzessen.“
„Das habe ich zu spüren bekommen.“ Sie lächelte bitter.
„Du mochtest Gios Lebensstil also nicht?“ Er trank einen Schluck.
„Ich dachte, wir wollten nicht mehr darüber sprechen“, erwiderte sie.
„Stimmt.“
Nur zu gut verstand Isabella, wie es in Antonio aussah. Einerseits peinigte ihn das, was zwischen ihr und seinem Bruder vorgefallen war, andererseits trieb ihn ein innerer Dämon, alles genau in Erfahrung zu bringen.
„Hast du jemals in Erwägung gezogen, dass dein Bruder dich belogen haben könnte? Und dass ich dich gar nicht hintergangen hatte?“, fragte sie nach einer kleinen Pause.
„Ja.“
Überrascht drehte sie sich zu ihm um. „Und wann?“
Antonio leerte sein Glas in einem Zug und setzte es zurück auf den Tisch. „Gleich am nächsten Tag, nachdem ich dich hatte rauswerfen lassen.“
„Und?“
„Ich zog Erkundigungen ein.“ Seine Miene verfinsterte sich noch mehr. „Das Ergebnis war eindeutig. Von meinem Bett bist du direkt in das meines Bruders gesprungen.“
Isabella rieb sich die schmerzenden Schläfen. „Nein, so war es nicht.“
„Stimmt, so war es wirklich nicht – du hattest ja schon vorher mit ihm geschlafen.“
Was sie auch sagte, Antonio glaubte ihr nicht! Trotzdem versuchte sie weiter, ihm die Tatsachen zu erklären.
„Ich habe nicht mit dir und Giovanni gleichzeitig geschlafen, und ich bin auch nicht in sein Bett gesprungen. Er hat mir ein Zimmer in seiner Wohnung angeboten, weil ich auf der Straße saß und nicht wusste, wohin.“
Er schnaufte verächtlich. „Du warst genau da, wo du schon lange hingewollt hattest.“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte nur bei dir sein.“
„Ja, bis du meinen Bruder getroffen hast. Die Beziehung zu mir diente dir lediglich als Sprungbrett, um näher an Giovanni und seine Millionen heranzukommen.“
„Die haben mich nie interessiert.“ Wie konnte Antonio nach allem, was zwischen ihnen passiert war, sie für derart berechnend halten? Wo blieb seine Menschenkenntnis?
Er schien sie nicht gehört zu haben. „Für mich warst du vertrauensvoll und naiv.“
„Das war ich auch. Im Gegensatz zu dir habe ich zum Beispiel über mich, mein Leben und meine Empfindungen offen und ehrlich geredet.“
Er kam auf sie zu. „Kommt jetzt dein oft wiederholter Vorwurf, ich sei verschlossen und unkommunikativ? Der lässt sich leicht entkräften, denn wir haben ständig miteinander geredet und diskutiert.“
Isabella legte den Kopf zurück. „Das stimmt nicht! Ich habe geredet, du hast geschwiegen, und diskutiert haben wir nur über allgemeine Probleme. Mit keiner Silbe hast du verraten, wie es in dir aussieht, was deine Ängste und Träume sind. Familie oder Freunde hast du mit keiner Silbe erwähnt.“
„Ich weiß nicht, was du willst, wir reden doch gerade über meinen Bruder!“ Gespielt erstaunt sah er sie an. „Erzähl mir, wie lange hast du mit uns beiden gleichzeitig geschlafen?“
„Überhaupt nicht, wie oft soll ich dir das noch sagen? Ich hatte überhaupt keinen Grund dazu. Niemand hätte mich im Bett glücklicher machen können als du.“
Isabella biss sich auf die Lippe. Das war ein gewagtes Geständnis gewesen, und die Folgen machten sich sofort bemerkbar. Antonios Augen verdunkelten sich vor Begehren, und auch ihr wurde heiß. Beide dachten sie an das Gleiche, an die hemmungslose Liebe, die sie vereint hatte.
Antonio biss die Zähne zusammen und setzte sein Kreuzverhör gnadenlos fort. „Wenn ich dich wirklich so glücklich gemacht habe, warum bist du dann bei Gio untergeschlüpft? Warum bist du in deiner Enttäuschung nicht sofort zurück nach Kalifornien geflogen?“
Isabella seufzte. Diese Frage hatte sie sich während der vergangenen Monate schon unzählige Male selbst gestellt.
„Das wäre in der Tat besser gewesen“, gab sie widerwillig zu. „Doch damals habe ich noch gehofft. Ich hielt alles für ein dummes Missverständnis, das sich aufklären würde. Ich dachte, gemeinsam würden wir die Krise schon meistern.“
Entgeistert sah er sie an. „Du schläfst mit meinem Bruder, und ich soll daran arbeiten, die Krise zu überwinden? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“
„Wie konnte ich ahnen, welche Gemeinheit du mir unterstellst?“ Isabellas Stimme überschlug sich fast. „Ich wusste nichts von deinen Verdächtigungen und
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