Julia Extra Band 374
„Ist das möglich?“
„Ja – etwas so Schönes kann nicht von Dauer sein, das habe ich von Anfang an geahnt.“
„Es hat viel zu lange gehalten.“ Isabella seufzte. „Wir hätten es besser bei einem romantischen Intermezzo belassen sollen, doch ich konnte dich nicht loslassen.“ Sie errötete. „Es war meine Schuld. Ich habe geklammert, statt deinen Freiheitsdrang zu respektieren.“
„Das sehe ich anders.“ Ihre Entscheidung, das Studium seinetwegen für ein Semester zu unterbrechen, hatte ihn erstaunt. Selbstlosigkeit war er von seinen bisherigen Geliebten nicht gewohnt gewesen. Isabellas Opferbereitschaft war ein Wunder für ihn gewesen – und Wundern durfte man nicht trauen. Von Anfang an hatte er seine Erwartungen bewusst heruntergeschraubt, um hinterher nicht zu sehr enttäuscht zu sein. „Du hast nicht genug geklammert.“
„Soll das ein Witz sein?“
Antonio versuchte, es ihr zu erklären. „Wir waren verrückt nacheinander, ich wollte unser Glück bis zum letzten Tropfen auskosten und jede Sekunde nutzen. Ich wusste, in einigen Monaten würde alles vorbei sein, lediglich eine Erinnerung, die für den Rest des Lebens reichen muss.“
„Wieso wusstest du das?“ Verständnislos schüttelte Isabella den Kopf. „Wieso sollte unser Glück so schnell zerbrechen? Hast du regelrecht darauf gewartet, betrogen zu werden?“
„Das nicht, doch eins war mir klar: Ich hatte dir nichts zu bieten. Weder mein Geld noch meine gesellschaftliche Stellung haben dir etwas bedeutet. Was wir im Bett erlebt haben, sprengte für mich jegliche Vorstellung – für dich war es wahrscheinlich nur durchschnittlich.“
„Du warst meine Welt, Antonio. Hast du das nicht gespürt? Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dich gegen deinen Bruder zu tauschen. Ich wollte dich und keinen anderen.“
„Wie hätte ich das ahnen sollen?“ Müde rieb er sich die Augen. „Du hast völlig recht: Gio brauchte lediglich den Verdacht zu schüren, den Rest habe ich dann selbst erledigt. Ich bin ein Idiot gewesen.“
„Nein, Antonio. Du hast einfach nicht gewusst, was Loyalität ist, weil du es in deiner Familie nie gelernt hattest. Das habe ich nicht geahnt, weil ich unter ganz anderen Umständen aufgewachsen bin.“
„Ich wusste, was Loyalität ist“, widersprach er. „ Du hast es mir nämlich gezeigt. Stets hast du Partei für mich ergriffen, und wenn in den Medien etwas Negatives über mich berichtet wurde, hast du es nicht geglaubt. Ich habe mich dir gegenüber wie der letzte Mensch benommen, und trotzdem hast du nicht aufgegeben. Du bist in Rom geblieben, um für uns zu kämpfen.“
Dass Isabella bei Gio in Rom geblieben war, hatte er jedoch sofort als Beweis für ihre Untreue betrachtet. Er hatte die Wahrheit verbogen, um sich zu beweisen, im Recht gewesen zu sein und angemessen reagiert zu haben. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt, doch er musste die Worte über die Lippen bringen, das war er Isabella schuldig.
„Es tut mir leid, Isabella. Was ich dir zugemutet habe, ist unverzeihlich. Du hast dir nichts zuschulden kommen lassen, alles war mein Fehler.“
Zögernd ging sie einen Schritt auf ihn zu. „Ein Fehler bestimmt, doch nicht unverzeihlich.“
„Ich verdiene deine Großmütigkeit nicht. Ich habe mein Versprechen gebrochen, dir ein Flugticket zu beschaffen, trotzdem bist du geblieben. Ich brauchte dich nur darum zu bitten.“
Isabella schluckte nervös. „So uneigennützig, wie du mich hinstellst, bin ich leider nicht. Ich habe nämlich ausgesprochen selbstsüchtige Beweggründe.“
Von welcher Art diese waren, verriet der sinnliche Unterton ihrer Stimme. Antonios Herz klopfte schneller. Aus halb geschlossenen Augen betrachtete er sie von Kopf bis Fuß.
„So?“
Isabella wusste genau, was sie tat, trotzdem war sie unsicher. Würde Antonio sie richtig verstehen, oder würde er durch ihr Verhalten nur seine alten Vorurteile bestätigt sehen? Wenn sie ihn jetzt verführte, konnte es das endgültige Aus für alle Hoffnungen bedeuten.
Doch sie wollte nicht länger taktieren, sondern alles aufs Spiel setzen, um endlich wieder zu leben und zu lieben. Sie wollte Antonio wieder spüren.
Mutig ging sie einen weiteren Schritt auf ihn zu, obwohl ihre Knie den Dienst zu versagen schienen. Wenn sie doch nur verführerische Dessous tragen würde und nicht dieses verwaschene T-Shirt!
Ohne Isabella aus den Augen zu lassen, klappte Antonio seinen Laptop zu, stand auf und kam ihr entgegen.
Er erinnerte sie
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