Julia Extra Band 375
auch Kats Schwestern ins Herz geschlossen, als wären sie seine eigenen. Kat hätte nicht glücklicher sein können.
„Himmelst du unsere Kleinen schon wieder an?“, fragte eine vertraute Stimme neckend hinter ihr.
„Ich kann mich einfach nicht sattsehen“, gestand Kat und wandte sich zu ihrem geliebten Mann um, bei dessen Anblick sofort Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten. Mikhail war hinreißender und unwiderstehlicher denn je.
Er zog Kat an sich und betrachtete die beiden friedlich schlafenden Babys. „Ja, sie sind wirklich niedlich, wenn sie nicht schreien. Heute Morgen ähnelten sie eher rotgesichtigen Minidiktatoren.“
Kat lachte. „Sie hatten nur Hunger, Mikhail“, erklärte sie nachsichtig.
„Ich habe auch Hunger“, behauptete er. „Ich hungere danach, einige Tage ungestört mit dir zu verbringen“, erklärte er dramatisch. „Nur du und ich auf einer einsamen Insel. Ich habe schon alles geplant! Schließlich müssen wir noch unseren dritten Hochzeitstag feiern!“
„Und die Kinder?“
„Deine Schwestern kümmern sich um die Babys. Und die Kindermädchen sind ja auch noch da.“
Hin- und hergerissen biss Kat sich auf die Unterlippe.
„Kat! Ich brauche dich auch! Genau so, wie auch du mich brauchst!“
„Nun ja“, begann Kat zögerlich, „eine einsame Insel?“
„Weißer Strand, blaues Wasser, keine Kleider …“, lockte Mikhail.
Seine Direktheit brachte Kat zum Lachen. Mikhail sah ihr tief in die Augen. „Ich bin einfach verrückt nach dir.“ Er küsste sie mit einer Leidenschaft, die ihren ganzen Körper vor Sinnlichkeit erschauern ließ.
Zweite Flitterwochen auf einer einsamen Insel und Mikhail ganz für sich allein. Nein, an solch einem Plan hatte Kat wahrlich nichts auszusetzen!
– ENDE –
Entscheide dich für die Liebe!
1. KAPITEL
„Ist es hier noch so, wie Sie es in Erinnerung haben, Mr Ashton?“
Die in aller Unschuld gestellte Frage seines Chauffeurs Jimmy durchfuhr Drake wie ein Messerstich. Durch das getönte Wagenfenster sah er die heruntergekommenen Häuserfassaden seiner Heimatstadt an sich vorbeiziehen und spürte, wie eine Welle von Übelkeit in ihm aufstieg.
Wieso in aller Welt hatte er bloß den Auftrag der Stadtverwaltung angenommen, erschwinglichen, ästhetisch ansprechenden Wohnraum zu schaffen, um so neue Bewohner in diese Gegend zu locken? Drake konnte es sich nur mit einem Moment geistiger Unzurechnungsfähigkeit erklären, denn ihm fiel kein einziger auch nur halbwegs überzeugender Grund ein, warum jemand den Wunsch haben sollte, in so einem seelenlosen Kaff zu leben.
Während er mit unbewegter Miene die Aura von Trostlosigkeit und Armut in sich aufnahm, brannten schmerzhafte Erinnerungen hinter seinen Augäpfeln. Er riss sich aus seinen finsteren Betrachtungen und bemerkte, dass Jimmy immer noch auf eine Antwort wartete.
„Ja“, erwiderte er. „Ich wünschte, ich könnte etwas anderes sagen, aber hier ist tatsächlich noch alles genauso wie früher.“
„Ein kleines Facelifting könnte hier sicher nicht schaden.“ Das breite, gutmütige Gesicht im Rückspiegel drückte ehrliche Anteilnahme aus.
„Wo sind Sie aufgewachsen, Jimmy?“, fragte Drake.
„In Essex. Wir waren eine große Familie und hatten kaum das Nötigste zum Leben, aber wir haben immer fest zusammengehalten. Natürlich gab es viele Probleme, aber wir hatten auch jede Menge Spaß miteinander. Unterm Strich würde ich sagen, dass sich Freude und Leid die Waage gehalten haben.“
Drake rang sich ein Lächeln ab. In seinem Elternhaus hatte es keine Fröhlichkeit mehr gegeben, seit seine Mutter sich aus dem Staub gemacht hatte. Sein Vater hatte zwar notgedrungen für ihn gesorgt, aber mit einer so unverhohlenen Wut und Verbitterung, dass Drake ihm aus dem Weg gegangen war, wann immer er konnte. Das kleinste Fehlverhalten, ja manchmal schon ein simples Anliegen wurde mit drakonischen Strafmaßnahmen geahndet, und so hatte Drake bereits mit sechs Jahren gelernt, erfinderisch zu sein und sich selbst um seine Bedürfnisse zu kümmern. Ganz einfach, weil er es musste.
Schluss jetzt mit dieser sinnlosen Selbstbespiegelung! befahl Drake sich verärgert und beugte sich vor.
„Fahren Sie bitte bis zum Ende der Hauptstraße und lassen Sie mich dort raus. Sie können dann einen Parkplatz suchen und Pause machen“, wies er Jimmy an. „Da vorn ist ein Café, und ich brauche dringend Koffein und etwas zu essen. Außerdem muss ich noch einige Papiere durchgehen. Ich rufe
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