Julia Extra Band 375
Sie das wissen?“
Drake zuckte mit den Schultern. „Aus reiner Neugier.“
„Verstehe. Und wie heißen Sie?“, gab sie die Frage zurück.
„Drake.“
„Ist das Ihr Vor- oder Ihr Familienname?“
„Mein voller Name lautet Drake Asthon.“
In ihren großen dunklen Augen spiegelten sich Überraschung und noch etwas anderes, das Drake nicht recht zu deuten wusste.
„Ach, Sie sind das …“, stellte sie nach einem kurzen Schweigen fest. „Der berühmte Architekt, der diese gottverlassene Gegend in ein Zentrum brodelnden Lebens verwandeln soll.“
Ihr ironischer Tonfall versetzte Drake einen unangenehmen Stich. „Ich würde meinen Auftrag nicht ganz so bombastisch beschreiben“, meinte er. „Im Übrigen bin ich nur einer von vielen, die für dieses Projekt engagiert wurden.“
„Aber die Lokalpresse interessiert sich nur für Sie.“ Sie legte den Kopf ein wenig schräg und musterte ihn beunruhigend offen. „Der Junge aus dieser Stadt, der es bis nach ganz oben geschafft hat! Das ist doch die Story, die seit Wochen die Gemüter bewegt, nicht die geplante Neubelebung der Stadt.“
Drake presste den Rücken gegen den roten Kunstlederbezug seines Stuhls und erwiderte ihren Blick mit gleicher Direktheit. „Dann sollte die Tatsache, dass ich hier geboren wurde, wenigstens ein Beweis dafür sein, dass ich ein echtes Interesse an diesem Projekt habe. Oder sehen Sie das anders, Miss …?“
Er tat so, als würde er nach einem Namensschild auf ihrem eng anliegenden T-Shirt suchen, was zur Folge hatte, dass der Anblick ihrer straffen Brüste unter dem weichen Stoff ihn sekundenlang ernsthaft aus dem Konzept brachte.
„Tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein …“ Verlegene Röte brannte auf ihren Wangen, als sie leicht die Schultern zusammenzog, wie um sich vor seinen Blicken zu schützen. „Sie haben sicher gute Gründe, warum Sie diesen Auftrag angenommen haben, und es steht mir nicht zu, Sie infrage zu stellen. Aber jetzt muss ich wieder an die Arbeit …“
Bevor sie davoneilen konnte, hielt Drake sie mit einer befehlsgewohnten Handbewegung zurück. „Für mich sieht es nicht so aus, als ob Sie gerade vor Arbeit umkämen. Und Sie haben mir immer noch nicht Ihren Namen verraten.“
Ihre Wangen röteten sich erneut, aber dieses Mal sah es so aus, als sei Ärger der Grund dafür.
„Mein Name ist Layla Jerome, und ich habe noch eine Menge zu tun, ob es für Sie so aussieht oder nicht. Kaffee machen und Bedienen sind nicht die einzigen Dinge, die in einem Café erledigt werden müssen. Sagten Sie nicht, dass Sie hungrig sind? Dann sollten Sie Ihren Toast essen, bevor er kalt wird.“
Nach diesem Ratschlag zog sie sich eilig hinter ihren Tresen zurück. Als kurz darauf eine junge Frau mit einem Kleinkind das Café betrat, machte sie sich nicht einmal die Mühe, ihre Erleichterung zu verbergen.
Layla …
Der Name passte perfekt zu ihrer exotischen Schönheit.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen trank Drake einen Schluck von seinem Americano. Er wusste zwar noch nicht, wie er es anstellen sollte, aber er war fest entschlossen, ihre Telefonnummer zu bekommen, noch bevor er das Café verließ.
Alles in allem schien sich dieser Tag um einiges angenehmer zu entwickeln, als er erwartet hatte.
Die anderen Gäste waren bereits gegangen. Nur Drake Ashton saß immer noch da und studierte seine Baupläne.
Als er Layla vorhin noch einmal an seinen Tisch gerufen hatte, um einen zweiten Americano zu bestellen, hatte er keinen weiteren Versuch unternommen, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Zum Glück, denn der Anblick seiner breiten, über die Planzeichnungen gebeugten Schultern und der sinnliche Sandelholzduft seines Rasierwassers waren schon Herausforderung genug für sie gewesen.
Offenbar war er sich seiner Wirkung deutlich bewusst. Als sie ihm kurz darauf seinen Kaffee brachte, entdeckte sie in seinen hellgrauen Augen dieses typische siegesgewisse Funkeln, das sie zutiefst hassen gelernt hatte.
So sahen attraktive, selbstbewusste Erfolgsmänner ihre leicht zu beeindruckenden Bewunderinnen an. Durch und durch selbstzufrieden und überzeugt davon, dass es ihr gottgegebenes Recht war, eine Frau nach Strich und Faden auszunutzen und dann eiskalt abzuservieren, sobald sie ihren Zweck erfüllt hatte.
Für diese Erkenntnis hatte Layla einen hohen Preis gezahlt. Vor knapp zwei Jahren war sie voller Hoffnungen nach London gegangen, um dort als persönliche Assistentin eines ebenso schönen wie
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