Julia Extra Band 375

absoluten Schwachsinn nachzudenken?“, brüllte Mikhail verächtlich.
    „Schrei mich nicht an!“, schrie sie zurück.
    Mikhail warf ihr einen zornigen Blick zu und atmete einige Male tief durch. „Tut mir leid. Das war nicht meine Absicht“, sagte er schließlich in normaler Lautstärke.
    „Wenn man der Untreue bezichtigt wird, macht es sich nicht unbedingt gut, so aus der Haut zu fahren.“
    „Wenn man fälschlicherweise bezichtigt wird“, korrigierte er sofort und sah sie durchdringend an.
    „Ach, Mikhail.“ Traurig ließ Kat den Kopf hängen. „Lara wusste, dass wir die letzte Nacht an Bord der Hawk nicht gemeinsam verbracht haben. Woher, wenn du nicht bei ihr warst?“
    „Ich war nicht bei ihr! Sie stand auf dem Deck unter dem Balkon, wo wir uns beim Essen unterhalten haben, und hat uns belauscht. Daher wusste sie, dass du die Nacht allein verbringen wolltest. Wenn das dein einziger Beweis gegen mich war, hast du schon verloren.“
    Dieses Argument musste sie erst mal verdauen. „Bist du sicher, dass Lara es so erfahren hat?“, fragte sie schließlich nach.
    „Wie denn sonst?“ Mikhail fluchte auf Russisch und kam näher. „Du hast mich doch um zwei Uhr in der Nacht mit eigenen Augen in meiner Suite gesehen, Kat.“
    „Ja, aber …“
    Er zückte ein Handy, drückte einige Tasten und hielt Kat das Display vor die Nase. „Sieh dir das an! Stas war so geistesgegenwärtig, vorhin alles aufzunehmen.“
    Neugierig betrachtete sie die Szene, in der Lara zu sehen war, die Mikhail anschrie: „Warum wolltest du nicht mich? Du hättest mich jederzeit haben können. Was ist los mit dir? Die ist viel zu alt für dich. Es ist eine Beleidigung für mich, dass du mit ihr schläfst und nicht mit mir. Ich bin viel jünger und schöner. Warum durfte ich nie zu dir ziehen?“
    Kat stand wie angewurzelt da und verfolgte die Szenen, die sich auf dem Handydisplay abspielten. Lara schrie weiter auf Mikhail ein, bis sie bemerkte, dass Stas alles aufnahm. Außer sich vor Wut stürzte sie sich auf den Leibwächter und versuchte, ihm das Handy zu entreißen. Hier endete die Aufnahme.
    Mikhail zog das Handy zurück. „Willst du es dir noch mal ansehen?“, fragte er aalglatt.
    „Nein.“ Am liebsten wäre sie vor Scham im Boden versunken, weil sie der hysterischen Lara auch nur ein Wort geglaubt hatte. Vollkommen erschüttert setzte sie sich auf die Bettkante. Ein Satz war Kat im Ohr geblieben und wiederholte sich ad infinitum: Die ist viel zu alt für dich.
    „Ark hat alles mit angehört. Er merkte, dass etwas nicht stimmte, als Lara dir ein russisches Schimpfwort zuzischte, und hat mich sofort informiert. Natürlich habe ich mir Lara gleich vorgeknöpft. Ihre Reaktion hast du gerade gesehen. Zumindest einen Teil davon. Lara war eifersüchtig auf dich und wütend, dass ich mich nicht für sie interessierte. Ich gebe mir die Schuld dafür, dass die Situation eskaliert ist.“
    „Wieso denn das?“ Kat fühlte sich von den Ereignissen überrollt und schämte sich, weil sie Mikhail zu Unrecht beschuldigt hatte.
    „Lara hat mir von Anfang an schöne Augen gemacht. Da ich das von Frauen gewohnt bin, habe ich es nicht ernst genommen. Jedenfalls war es für mich kein Kündigungsgrund.“
    „Nein?“
    „Nein. Normalerweise reicht es, wenn ich deutlich mache, dass ich nicht interessiert bin. Aber Lara ist furchtbar von sich eingenommen und hat sich wohl in etwas hineingesteigert. Als du in mein Leben kamst, hat sie immer wieder versucht, uns auseinanderzubringen. Das schreckliche Make-up, das du bei unserem ersten Rendezvous getragen hast, ging auch auf ihr Konto.“
    „Und sie hat mir nicht ausgerichtet, wann du mich abholen würdest.“ Plötzlich sah Kat klarer.
    „Sie hat dich auch überredet, dieses rote Kleid zu dem Abend im Club zu tragen. Lara wusste nämlich genau, dass ich diese Farbe hasse.“
    Kat atmete tief durch. „Wir können wohl von Glück sagen, dass sie keinen großen Schaden angerichtet hat.“
    „Das sehe ich anders. Immerhin hätte sie uns heute fast auseinandergebracht. Aber sie ist auch dumm. Sie hat nämlich keine Ahnung, was einem Mann bei einer Frau wichtig ist. Es geht keineswegs nur ums Aussehen“, erklärte Mikhail lachend. Als er bemerkte, dass Kat ihn schockiert ansah, schob den Koffer vom Bett und setzte sich zu ihr. „Du bist viel schöner als Lara.“
    „Unsinn! Ich bin viel zu alt für dich.“ Kat kamen die Tränen.
    „Du hast mich gleich bei unserer ersten Begegnung