Julia Extra Band 375
beobachtete. In ihrer Freude hatte sie ganz vergessen, dass er da war.
Er lächelte sie an und Liz überkam eine für sie absolut untypische Befangenheit. Sie senkte den Kopf und kaute auf ihrer Lippe herum.
Dann kündigte die Sirene das Ende des Spiels an.
Liz erwachte aus ihrer Benommenheit und suchte ihre Sachen zusammen. Charles tat es ihr gleich, wobei sich ihre Hüften berührten. Sofort rückten beide ein Stück zur Seite.
„Wie hat Ihnen Ihr erstes Eishockeyspiel gefallen?“, fragte sie ihn.
„Es war ganz okay“, antwortete er. „Nicht, dass ich mir darüber ein Urteil erlauben könnte, aber Ihr Sohn scheint ein ziemlich guter Spieler zu sein.“
„Danke.“ Sie strich sich das Haar hinters Ohr. „Und vielen Dank auch, dass Sie nichts dagegen hatten, direkt vom Highway hierher zu fahren.“
„Wenn ich mich recht entsinne, wurde ich gar nicht erst gefragt. Sie können sich allerdings für meine Güte revanchieren, indem Sie mich zum Essen einladen.“
„In ein Restaurant?“
„Ja. Ich bin am Verhungern. Es gibt ein Restaurant in Gilmore. Nichts Besonderes, aber ich glaube, das Essen dort ist ganz annehmbar.“
„Sie meinen das Mahoney’s?“
„Genau. Wir können auf dem Weg zu meiner Wohnung dort anhalten.“
Liz wusste nicht recht, was sie antworten sollte. Sie war nicht darauf vorbereitet, ein zweites Mal an diesem Tag mit ihm zu essen, und schon gar nicht darauf, dass sie bei dem Vorschlag ein solches Kribbeln im Bauch spüren würde.
„Ich kann nicht“, sagte sie und bedauerte es gleichzeitig. „Ich muss Andrew nach Hause fahren.“
„Bringen Sie ihn doch einfach mit. Hatten Sie nicht gesagt, dass er viele Mahlzeiten am Tag braucht?“
Das hatte sie. Doch Andrew mitzunehmen schien ihr keine besonders gute Idee zu sein. Seit Bill war sie mit keinem anderen Mann mehr ausgegangen. Als Andrew jünger gewesen war, hatte sie ihn nicht verunsichern wollen, und inzwischen hatte sie einfach keine Zeit oder Kraft mehr für Verabredungen.
Das hier ist keine Verabredung , erinnerte sie eine Stimme in ihrem Kopf.
„Ich kann leider nicht“, sagte sie noch einmal. „Ich muss Andrew nach Hause bringen.“
„Hey, Mom!“ Mit perfektem Timing erschien Andrew an der Bande. „Vic und ich wollen noch zu Sam fahren. Vic bringt mich dann nach Hause.“ Er schaute kurz zu Charles und dann wieder zu seiner Mutter. „Es sei denn, du brauchst meine Hilfe.“
„Alles okay, Liebling“, antwortete Liz. „Aber sei bis elf Uhr zu Hause.“
Neben ihr schmunzelte Charles zufrieden. „Na so was, dann haben Sie jetzt also doch Zeit.“
Er bot ihr seinen Arm an. „Gehen wir?“
5. KAPITEL
Charles war schon ein paarmal am Mahoney’s vorbeigefahren. Die Klinkerfassade mit einer irischen Flagge neben der Eingangstür ließ erahnen, dass es sich nicht um ein Restaurant nach seinem Geschmack handelte. Er bevorzugte eine ruhige Atmosphäre, in der man arbeiten konnte.
Schon am Eingang schallte ihm Lachen und irische Musik entgegen. Eine Tafel an der Wand pries selbst gemachte Makkaroni mit Käse an und das Bier des Monats von der hiesigen Brauerei. Trotz der fortgeschrittenen Stunde saßen noch immer zahlreiche Gäste an den Tischen.
„Das ist allem Anschein nach das angesagteste Lokal der Stadt“, stellte er fest.
„Es ist beliebt.“ Elizabeths Antwort war so steif wie ihre Haltung. Sie war verärgert, weil er darauf bestanden hatte, hier zu halten.
Als er die rustikale Innenausstattung des Lokals betrachtete, wurde ihm klar, dass im Vergleich zum heutigen Mittagessen die Situation nun genau umgekehrt war. Hier fiel er aus dem Rahmen. Nur störte ihn diese Tatsache nicht im Geringsten, denn er war sein Leben lang ein Außenseiter gewesen.
Als er auf den Tag zurückblickte, wurde ihm klar, dass es ein einziges Hin und Her gewesen war. Natürlich hatte er Liz in dem Meeting mit dem Gouverneur keinesfalls gebraucht . Er hatte einfach sehen wollen, wie sie sich verhielt. Außerdem hatte er seine Autorität geltend machen wollen. Es störte ihn, wie wichtig ihm ihre Zustimmung geworden war. Es sollte mich zum Beispiel überhaupt nicht interessieren, dass sie verärgert ist; ihr Job ist es, zu tun, was ich sage. Und doch ging ihr Stirnrunzeln ihm durch Mark und Bein.
„Schauen Sie nicht so mürrisch“, forderte er sie auf. „Schließlich gibt es Schlimmeres, als mit mir essen zu gehen, oder?“
„Suchen wir uns einfach einen Tisch.“ Ohne seinen Blick zu bemerken, seufzte sie und strich
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