Julia Extra Band 375
waren.
„Ich habe beschlossen, auf Nummer sicher zu gehen. Es ist anzunehmen, dass diese Gerichte angeboten werden, weil sie beliebt sind. Außerdem“, stichelte er, „haben Sie dasselbe bestellt, also kann ich Ihnen die Schuld geben, wenn es nicht schmeckt.“
Sie lachte. Da er sie noch nie zuvor hatte lachen hören, zumindest nicht aus nächster Nähe, hatte er nicht geahnt, was für einen schönen Klang ihr Lachen hatte. Oder wie schön sie aussah, wenn sie lachte. „Sie sollten öfter lachen“, sagte er. „Es steht Ihnen gut.“ Die Röte, die ihr jetzt in die Wangen stieg, übrigens auch.
„Ich lache oft“, erwiderte sie und spielte mit ihrer Gabel.
„Nicht in der Firma.“
„Machen Sie ein paar mehr Scherze, dann lache ich schon.“
„Wollen Sie damit sagen, dass ich zu ernst bin?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ernst das richtige Wort ist.“
Die Kellnerin kam mit ihren Getränken zurück. Charles versuchte, beim Anblick des dicken Schaums, der auf einer braunen Flüssigkeit schwamm, nicht das Gesicht zu verziehen.
„Welches Wort würden Sie also verwenden?“, fragte er.
Das Lächeln, das sie ihm jetzt zuwarf, gefiel ihm. „Furchteinflößend. Wissen Sie, die Leute haben Angst vor Ihnen.“
„Ich weiß.“ Er hielt kurz inne. „Sie allerdings nicht.“
„Nein, nicht mehr.“
„Was ist passiert?“
Sie lehnte sich nach vorn und stützte ihr Kinn in die Hand. Das Neonlicht von der Bar warf rote Reflexe auf ihr Haar. „Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.“
Ihre Blicke trafen sich, und Charles sah die Zustimmung in ihren Augen aufblitzen, die er den ganzen Tag über gesucht hatte. Der Blick berührte ihn so tief, dass sich nicht nur sein Körper entfachte. Mit einem Mal fielen ihm viele kleine Details an ihr auf, die er noch nie bemerkt hatte. Die Krümmung ihrer Nase und die kleinen Fältchen in ihren Augenwinkeln. Der feine Schwung ihrer Lippen. Er stellte sich andere Rundungen unter ihrem Rentierpullover vor. Ich muss in den vergangen Monaten blind gewesen sein.
Er setzte das Bierglas an die Lippen. „Aus welchem Grund auch immer, ich bin froh darüber.“
Andrew schien alleine zu Hause zu sein. Er lag eingehüllt in seine Bettdecke auf dem Sofa und schaute fern. „Ich dachte, du bist mit Vic unterwegs“, sagte sie. „Und warum hast du die Bettdecke hier?“
„Mir ist kalt und Vic muss morgen früh raus, deshalb hat sie mich zeitiger nach Hause gebracht. Wie war dein Date?“
„Es war kein Date. Ich hab dir doch gesagt, dass ich Mr Bishop heute den ganzen Tag über fahren musste. Schon vergessen?“
„Ich wusste nicht, dass er mit zum Spiel kommen würde.“
„Es ging nicht anders. Wir waren spät dran, und wenn ich erst zu ihm gefahren wäre, hätte ich das entscheidende Tor verpasst.“ Sie warf ein Kissen in seine Richtung, dem er geschickt auswich. „Er war übrigens sehr beeindruckt.“
„Offensichtlich, wenn er dich danach gleich zum Essen einlädt.“
„Er hatte Hunger. Also wirklich, Andrew, der Mann ist mein Boss!“
„Na und?“
Na und! „Das war eine einmalige Sache.“
Vom Sofa aus warf ihr Andrew einen vielsagenden Blick zu. „Hast du etwas gegessen?“, fragte sie ihn.
„Ich hab mir ’ne Pizza gemacht, als ich heimgekommen bin.“
„Und ich nehme mal an, du hast den Ofen nicht sauber gemacht.“
Der Teenager sah sie mit einem übertriebenem Grinsen auf dem Gesicht an und tat so, als sei er ein kleiner Junge. An einem anderen Abend hätte sie ihm gesagt, dass er sich zusammenreißen und den Ofen selbst sauber machen sollte, aber heute hatte sie keine Lust auf Diskussionen.
„Ach und Mr Rueben will, dass du nächste Woche bei ihm anrufst!“, rief er ihr hinterher, als sie in die Küche ging.
„Hat er gesagt, worum es geht?“ Es konnte nichts Gutes heißen, wenn der Mathelehrer mit ihr sprechen wollte.
„Nein. Nur, dass du anrufen sollst.“
Sie hatte das deutliche Gefühl, dass Andrew ihr etwas verschwieg. Doch es war schon spät und sie hatte zu gute Laune, um ihn auszuquetschen.
So ungern sie es auch zugab, das Abendessen mit Charles war wirklich angenehm gewesen. Charles war gut aussehend und charmant. Sie hatte viel gelacht. Er hatte ihr gesagt, dass es ihr gut stand, wenn sie lachte. Das letzte Mal, dass ihr ein Mann gesagt hatte, dass sie gut aussah, war eine Ewigkeit her.
Was ist nur los mit mir? Jetzt tue ich schon selbst so, als ob es ein Date gewesen ist. Als wäre das überhaupt möglich. Ein Mann wie
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