Julia Extra Band 375
„Spielbeginn“, antwortete sie. „Der Puck fällt halb sieben.“
„Eishockey?“
„Hm. Das Team meines Sohns spielt heute gegen seinen Angstgegner.“
„Und das schauen Sie sich an? An einem Freitagabend?“
„Selbstverständlich!“ Schließlich ist Andrew mein Sohn. „Ich versuche, zu allen Heimspielen zu gehen.“
„Interessant.“
„Ich weiß nicht recht, ob es das trifft. Wenn Sie Andrew fragen, würde er Ihnen sagen, dass meine Anwesenheit gar nicht nötig ist.“
„Warum gehen Sie dann hin?“
„Weil ich als seine Mutter weiß, dass er sich später daran erinnern wird, dass ich da war, auch wenn es ihm jetzt nicht so wichtig ist.“
„Und ihm bleibt die Enttäuschung erspart, nach oben zu schauen und Sie nirgendwo zu finden.“
Ein eindeutiges Gefühl breitete sich in Liz’ Innerem aus. Ja, dachte sie, genau das ist es .
Der Verkehr vor ihr kam zum Stehen. Na toll. Schnell überschlug Liz Zeit und Entfernung. Von der Abfahrt aus waren es noch fünfzehn Minuten bis nach Gilmore, dann nochmal fünfzehn Minuten bis zu Charles’ Wohnkomplex und zehn bis Franklin …
Verdammt noch mal! Ich habe Andrew gesagt, dass ich zum Spiel komme, und das lasse ich mir nicht nehmen!
Meter für Meter näherten sie sich der Ausfahrt. Dort angekommen hielt Liz an und betrachtete für einen Moment lang die Schilder. Um nach Gilmore zu kommen, musste man links abbiegen. Liz fuhr nach rechts in Richtung Franklin.
Sie kamen kurz nach Beginn des zweiten Drittels bei der Eissporthalle an.
„Noch einmal zum Mitschreiben“, sagte Charles. „Ihr Sohn spielt für das Eishockeyteam der Gilmore High School, und Sie müssen zwei Orte weiterfahren, um sein Heimspiel zu sehen? Wieso das denn?“
„In die Halle in Gilmore hat letztes Jahr der Blitz eingeschlagen und sie ist völlig ausgebrannt. Kaffee?“
„Um Himmels willen, nein!“ Charles schaute verächtlich auf den Automaten. „Das ist kein Kaffee. Das ist lauwarmes, braunes Wasser.“
„Wie Sie wollen.“ Sie wartete darauf, dass ihr heißer Kakao fertig wurde. „Man friert schnell, weil man so nah am Eis ist.“
„Ich werde es überleben.“ Wieder machte er ein verächtliches Gesicht.
„Warum lässt Gilmore die Halle nicht instand setzen?“
Ein kurzer Blick auf die Anzeigetafel verriet ihr, dass bisher keine Tore gefallen waren. Gut, ich habe noch nicht viel verpasst.
„Die Stadt hat das geplant, sobald das Geld da ist.“
„Was Sie nicht sagen.“
Sie achtete nicht weiter auf seinen Sarkasmus. Teilweise fehlten die Mittel auch, weil man bei der Stadt auf Rons Unterstützung gesetzt hatte.
Als Liz und Charles die Halle betraten, warfen die Leute ihnen neugierige Blicke zu. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass ein Drittel der Mannschaft Eltern hatte, die bei Bishop Paper arbeiteten. Vielleicht war es doch keine so gute Idee.
Sie hatte das Gefühl, von Hunderten Blicken durchbohrt zu werden, und deutete auf die rechte Seite der Zuschauerränge. „Ich sitze normalerweise fast ganz oben.“
„Wie gemütlich.“
„Ganz oben könnten Sie sich allerdings anlehnen, wenn Ihnen das angenehmer wäre.“
„Wie kommen Sie denn darauf?“ Er sah sie verwirrt an.
„Ich war mir nicht sicher, ob Ihnen der Rücken noch wehtut.“
„Ach so. Dort, wo Sie normalerweise sitzen, ist es okay.“
Er schien verwirrt zu sein. Doch schließlich schien er die Fassung wiederzuerlangen. „Danke der Nachfrage.“
„Keine Ursache.“ Seine Verwirrung übertrug sich auf sie. Es war eine ganz normale Frage, und es gibt keinen Grund, mich so eigenartig anzusehen. Oder Schmetterlinge im Bauch zu haben.
Die Menge teilte sich vor ihnen wie das Rote Meer. Liz unterdrückte das Bedürfnis, ihr Gesicht zu verbergen, als sie durch die Reihen nach oben stieg. Ja, ich bin mit Mr Bishop zum Spiel gekommen. Na und. Charles ist der Einzige hier, der sich fehl am Platz vorkommen sollte.
Zu Liz’ Bestürzung schloss sich die Menge hinter ihnen wieder, sodass sie auf der Bank dicht nebeneinander sitzen mussten. Charles’ Bein drückte gegen ihren Oberschenkel. Liz hielt ihren Kakao fest und fand, dass die Flüssigkeit geradezu kalt wirkte im Vergleich zu der Hitze, die sich in ihrem Bein ausbreitete.
Im selben Augenblick parierte der Torwart der Gilmore High gekonnt einen gefährlichen Schuss und die Menge brach in Jubelstürme aus. Liz vergaß ihre Verlegenheit und jubelte mit. Erst nach einer Weile bemerkte sie, dass Charles das Eis mit offenkundiger
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