Julia Extra Band 375
„Er ist sehr gut, nur in Mathe hat er seine Schwierigkeiten. Das war bei mir genauso. Wenn es um Mathe geht, haben wir beide keinen blassen Schimmer.“
„Mom hat wegen Geometrie im ersten Studienjahr das Handtuch geworfen.“
„Entschuldige bitte, dass ich mir die quadratische Gleichung nicht merken kann.“
„AX hoch zwei plus BX plus C ist gleich null.“
Sie und Andrew schauten Charles an, der mit den Achseln zuckte. „Die quadratische Gleichung.“ Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Andrew unverhohlen die Augen verdrehte.
„Jedenfalls“, sagte sie und warf Andrew einen strengen Blick zu, „hat Andrew den Fortgeschrittenen-Kurs anstelle des einfacheren Niveaus gewählt, dieses Jahr ist also eine Herausforderung. Aber bisher läuft es ganz gut.“
„Das ist wunderbar“, antwortete Charles. „Es ist immer besser, eine Herausforderung anzunehmen, als sich zurückzulehnen und auszuruhen. Stimmt’s?“
„Das sehe ich genauso.“ Aller Ärger war vergessen, und sie schaute stolz zu ihrem Sohn, obwohl er heute den ganzen Morgen über so schlecht gelaunt gewesen war.
Jemand tippte ihr auf die Schulter und riss sie aus ihren Gedanken. „Kannst du mal kurz kommen?“, fragte Leanne, nachdem sie Charles begrüßt hatte.
„Na ja …“ Andrew und Charles hatten beide ihre Telefone herausgeholt und ignorierten einander geschäftig. „Klar. Was ist los? Irgendwas mit den Pancakes?“, fragte Liz, obwohl sie sofort wusste, worum es bei dieser Unterhaltung gehen würde. Leanne ergriff ihren Arm und zog sie zum Buffet.
„Was um alles in der Welt macht Mr Bishop hier?“
„Er frühstückt, genau wie alle anderen.“
„Mit dir und Andrew? Van hat mir erzählt, dass du gestern mit ihm beim Spiel warst und dass ihr anschließend zu Mahoney’s gefahren seid. Er hat doch nicht etwa …“
„Was? Nein! Sei nicht albern.“ Was gehen da wohl noch für wilde Gerüchte um? „Er ist heute Morgen vorbeigekommen, um sein Telefon abzuholen – das er in meinem Auto vergessen hatte“, fügte sie schnell hinzu, „und da habe ich ihm von dem Pancake-Frühstück erzählt. Er hielt es für eine gute Gelegenheit, um mehr Kontakt zu den Angestellten aufzubauen.“
„Bis jetzt baut er allerdings nur Kontakt zu einer Angestellten auf.“
„Er isst“, wiederholte Liz. „Was soll er denn machen? Von Tisch zu Tisch gehen und den Leuten den Speck abschwatzen?“
„Bist du sicher, dass ihr zwei nicht …?“ Leanne zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
„Er ist unser Boss, Leanne. Er würde sich nie für mich interessieren.“
Sie erzählte kurz die ganze Geschichte von Charles’ Unfall, dass sie ihn den ganzen Tag über gefahren hatte und wie sie letztlich direkt zu Andrews Spiel gekommen waren. „Wenn ich erst bis zu Charles’ Wohnung gefahren wäre, hätte ich alles verpasst, also habe ich ihn einfach mitgenommen. Danach wollte er etwas essen, also haben wir auf dem Rückweg gehalten. Das ist alles.“
„Und ich dachte schon, du bist zur dunklen Seite der Macht übergelaufen. Obwohl, wenn ich ehrlich sein soll“, sie beugte sich ein Stück nach vorn. „Ich könnte es dir wahrscheinlich nicht einmal verübeln. Mr Bishop mag zwar ein kaltherziger Mistkerl sein, aber er ist ein verdammt gut aussehender kaltherziger Mistkerl.“
„Er ist überhaupt kein Mistkerl.“ Liz war selbst überrascht, wie leicht ihr die Entgegnung über die Lippen gekommen war. „Wenn man sich ein bisschen mit ihm unterhält, merkt man, dass er eigentlich ganz okay und sogar ziemlich interessant ist. Wusstest du, dass er schon mit siebzehn auf die Cal Tech University gegangen ist?“
„Ich nehme alles zurück … du bist zur dunklen Seite der Macht übergelaufen.“
„Genau das meine ich. Ich glaube, Charles ist vielleicht gar nicht so schlimm, wie wir alle denken.“
„Wer ist gar nicht so schlimm? Bishop?“, fragte Van. Er schlenderte auf die beiden zu, Doug Metcalf zwei Schritte hinter ihm. Wo immer getratscht wurde, waren die beiden nicht weit. „Morgen, Lizzie. Gut geschlafen?“ Die Anspielung war nicht zu überhören.
Liz begegnete Vans Grinsen mit einem finsteren Blick. „Ich weiß nicht, Van. Sag du’s mir doch, da du ja sowieso schon alle über mein Privatleben informiert hast.“
Der Vertriebsleiter hob abwehrend die Hände. „Sorry. Wollte dir nicht zu nahe treten.“
„Bist du aber.“ Sie warf allen dreien einen wütenden Blick zu, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und
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