Julia Extra Band 375
bei Mr Rueben und legte auf. Sie fragte sich, wo sie einen guten Nachhilfelehrer finden konnte. Später würde sie bei der Elternberatung anrufen und ein paar Namen erfragen. Davor wollte sie jedoch bei der Bank anrufen und einen Termin mit dem Kreditberater vereinbaren. Sie musste die Hypothek erhöhen, um den neuen Brenner bezahlen zu können.
Kein Wunder, dass die Kopfschmerzen vom Samstag noch immer anhielten. Mit einem Seufzen ließ sie den Kopf auf den Schreibtisch sinken. Sie hatte gewusst, dass etwas mit Andrews Noten in Mathe nicht stimmte. Warum habe ich nicht genauer nachgefragt?
Wieder überkam sie das Bedürfnis, in den Arm genommen zu werden, doch diesmal stärker als je zuvor.
„Brauchen Sie ein Aspirin?“
Sie hob den Kopf und sah, dass Charles sie von seiner Bürotür aus ansah. Er war wie immer tadellos gekleidet. Doch es war nicht sein üblicher Sex-Appeal, der ihren Atem stocken ließ. Es war sein Gesichtsausdruck. Sein besorgter Blick fühlte sich beinahe an wie eine Umarmung.
„Ich wollte Sie fragen, wie weit Sie mit den Notizen vom Meeting am Freitag sind, doch da Sie den Kopf auf den Tisch gelegt haben, nahm ich an, Sie hätten Kopfschmerzen.“
„Wenn es nur das wäre“, sagte sie. „Ich befürchte, Aspirin kann mir auch nicht weiterhelfen.“
„Was ist passiert?“
„Es ist alles okay.“ Sie richtete sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Sie sagten, dass Sie etwas brauchen? Meine Notizen?“
„Das kann warten.“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, es ist alles okay.“
„Elizabeth.“ Er kauerte sich vor sie hin, sodass er mit ihr auf Augenhöhe war, und drehte ihren Stuhl so weit zu sich herum, bis sie einander direkt ansahen. „Wann werden Sie endlich einsehen, dass Sie nicht besonders gut lügen?“
Liz betrachtete den Mann vor ihr eingehend und war verblüfft über die Besorgnis in seinen Augen. „Ich …“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Allein die Vorstellung, dass er nachfragte und ihr zuhören wollte … war neu für sie. Normalerweise machten sich alle aus dem Staub. Die Sehnsucht, die sich in ihrem Inneren angestaut hatte, brach mit einem Mal hervor. So lange schon hatte sie alles allein bewältigt …
Plötzlich standen ihr Tränen in den Augen.
„Hey, hey …“ Charles kam näher zu ihr heran, sodass sie seine tröstliche Wärme spüren konnte.
„Es tut mir leid“, sagte sie und tupfte sich die Augen ab. „Es gibt gar keinen Grund, so emotional zu werden. Eigentlich ist es gar nichts.“
„Lassen Sie mich das doch entscheiden“, erwiderte er mit sanfter Stimme. „Verraten Sie mir, was passiert ist.“
Liz schniefte. „Wo soll ich anfangen? Unsere Heizung hat den Geist aufgegeben, sodass ich einen Kredit aufnehmen muss, um einen neuen Brenner zu bezahlen. Was ich sowieso machen muss, um das Schulgeld für Trenton zu bezahlen …“ Sie wischte sich die Tränen weg. „Wobei all das keine Rolle spielt, wenn Andrew in Mathe nicht durchkommt.“
„Besteht die Gefahr?“
„Ich habe eben mit seinem Mathematiklehrer gesprochen. Andrew braucht Nachhilfe.“ Sie lächelte müde. „Bereuen Sie es jetzt, gefragt zu haben?“
„Da haben Sie wirklich einiges am Hals.“
„Zum Glück bin ich daran gewöhnt.“ Hinter ihren Augen hatte sich ein Schmerz festgesetzt, der sicherlich von den zurückgehaltenen Tränen herrührte. Sie rieb sich die Nasenwurzel. „Vielleicht nehme ich doch ein Aspirin“, sagte sie und wollte den Schieber öffnen.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen.“ Er griff über sie hinweg nach dem obersten Schieber, in dem sie eine Extrapackung Schmerztabletten aufbewahrte. Er öffnete den Deckel und schüttete ihr zwei Tabletten in die Hand, dann reichte er ihr ein Wasserglas, das neben ihrer Tastatur stand. Liz beobachtet alles mit stummer Dankbarkeit.
„Gern geschehen“, antwortete Charles, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Er hockte sich wieder hin und beobachtete, wie sie die Tabletten schluckte. „Als Sie mich am Donnerstag um eine Gehaltserhöhung baten, ging es Ihnen da um das Schulgeld für Trenton?“
„Irgendwie schon.“ Sie nickte. „Das zusätzliche Geld hätte mir geholfen, den Kredit abzubezahlen.“
„Und ich habe Sie abgewiesen.“ Er senkte den Kopf, doch kurz vorher bemerkte Liz einen für ihn untypischen Ausdruck von Bedauern auf seinem Gesicht. „Es tut mir leid“, sagte er. „Ich wusste nicht, wofür Sie das Geld brauchen.“
„Hätte es einen Unterschied gemacht?“
Er
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