Julia Extra Band 375
wiederfand.
„Oh, Jus! Wie schön, dich endlich wieder mal zu sehen! Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich freue!“, sprudelte sie heraus. „Tut mir leid, aber ich habe es nicht früher geschafft. Kriege ich Nico noch zu sehen oder schläft er schon?“
„Ich fürchte, ja. Kinder in Nicos Alter scheinen fast immer zu schlafen, aber wenn du Lust hast, können wir uns später noch mal kurz zu ihm reinschleichen, okay?“, vertröstete Justina sie. „Gut siehst du aus, Giulia.“
„Danke, gleichfalls. Auch wenn du im Vergleich zu früher ganz schön seriös wirkst, das muss ich schon sagen! Da brauchst du wirklich nicht gleich rot zu werden, es ist doch so, oder? Und wie ist es dir ergangen? Warum hast du dich eigentlich nie gemeldet?“, fragte Guilia.
Guilias überschwänglicher Empfang machte Justina die ganze Sache beträchtlich einfacher. Sie trank einen Schluck von ihrem Wasser, während sie sich dem Geplauder der jüngeren Frau überließ und es sogar schaffte, Giulias Frage unbeantwortet zu lassen. Nachdem die Verlobung mit Dante damals geplatzt war, hatte sie keinen anderen Weg gesehen, als die Freundschaft mit Dantes Schwester ebenfalls auslaufen zu lassen.
Als sie schließlich alle am Tisch saßen, hatte Justina richtig Appetit, obwohl sie neben Luigi saß, der sich anscheinend vorgenommen hatte, sie auf Herz und Nieren zu prüfen. Er wollte wissen, wie es um ihre Karriere stand, und als sie versuchte, ihren Erfolg herunterzuspielen, berichtete er, dass er kürzlich irgendwo gelesen hatte, dass einer ihrer Songs in Australien ein Nummer-eins-Hit war. Allerdings klang es nicht wie etwas, worauf sie stolz sein konnte, sondern eher wie ein Vorwurf.
„Und wann geht’s wieder los mit der Arbeit?“, setzte er sein Verhör fort. „Bestimmt so schnell wie möglich, richtig?“ Bei diesen Worten lehnte er sich zurück und taxierte sie eingehend.
„Na ja, von irgendetwas muss man schließlich leben“, erwiderte Justina betont gelassen.
„Sie müssen in den vergangenen zehn Jahren doch ein Vermögen verdient haben. Das sollte eigentlich fürs Leben reichen, oder nicht?“
„Oh, das denken viele Leute, aber das ist ein großer Irrtum! Außerdem macht mir meine Arbeit Freude, und ich kann sie mir ja einteilen.“
„Ich verstehe.“ Luigi, hörbar immer noch nicht zufrieden, fuhr mit einem Finger am Rand seines Weinglases entlang. „Trotzdem wird das mit Nico nicht so einfach werden. Glauben Sie wirklich, dass Sie die nötige Ruhe finden, um arbeiten zu können, wenn er in der Nähe ist?“
„Luigi“, ermahnte Dante seinen Bruder.
Justina, die inzwischen vor Empörung ob der Einmischung fast platzte, stellte mit einer nicht mehr ganz ruhigen Hand ihr Wasserglas ab. „Wohl kaum. Deshalb habe ich beschlossen, ihn einfach in sein Zimmer zu sperren und brüllen zu lassen“, sagte sie nur mühsam beherrscht. „Außerdem will ich mir so etwas Ähnliches wie eine Katzenklappe anschaffen, dann bekommt er ein Schälchen Milch hingestellt und ein paar Kekse zum Knabbern, und damit basta.“
Luigi schob sein Glas weg und sagte leise etwas auf Italienisch zu seinem Bruder. Justina spitzte die Ohren und schnappte ein paar Worte auf. Sie sah, wie Dantes Gesicht hart wurde, bevor er irgendetwas antwortete, das sie nicht verstand.
Obwohl ihr der Appetit vergangen war, zwang sie sich zu essen. Sie war heilfroh, als das Abendessen endlich beendet war und sie aufstehen konnte, um mit Giulia zu Nico zu gehen. Doch als sie das Zimmer betraten, in dem ihr Sohn schlief, wurde ihr das Herz ganz schwer.
„Oh, er ist wundervoll, Justina. Absolut wundervoll“, flüsterte Giulia fast andächtig, während sie auf das schlafende Baby hinunterschaute.
„Ich weiß.“ Justina hatte plötzlich einen Kloß im Hals, ihr mütterlicher Stolz lag unter einer Lawine aus Frustration begraben. Nichts war so, wie es sein sollte. Warum musste bloß alles immer so wahnsinnig kompliziert sein?
Aber Giulia konnte nichts dafür. Und so rang Justina sich ein Lächeln ab, als sie und Giulia das Zimmer wieder verließen. „Morgen kannst du ihn so lange im Arm halten, wie du möchtest. Und wenn du ganz brav bist, darfst du ihn vielleicht sogar wickeln!“, neckte sie Giulia.
Giulia lachte immer noch, als sie ins Esszimmer zurückkehrten. Dort wurde gerade Kaffee serviert, was Justina zum Anlass nahm, sich zu entschuldigen und allein in ihre Suite zurückzukehren.
Sie stillte und wickelte Nico, dann legte sie ihn wieder
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