Julia Extra Band 376
Kurz darauf gingen diese weiter, und eine schöne, dunkelhaarige Frau wurde Max vorgestellt. Kayla versetzte es einen schmerzhaften Stich, auch wenn sie sich bemühte, das Gefühl zu unterdrücken. Sie durfte nicht eifersüchtig sein. Es hatte keinen Sinn. Max war nicht für sie bestimmt. Jetzt als Prinz schon gar nicht.
Sie schaute den beiden beim Tanzen zu. Max bewegte sich leichtfüßig und elegant. Liebenswürdig unterhielt er sich mit seiner Partnerin, die in seinen Armen geradezu aufzublühen schien. Als wäre er dafür geboren – und genau das war ja auch der Fall.
Als der Tanz vorbei war, konnte Kayla wieder atmen. Sie sollte jetzt lieber gehen. Plötzlich blickte Max auf und sah direkt in ihre Richtung. Dann hob er ein Glas Champagner und prostete ihr lächelnd zu. Kayla stockte erneut der Atem. Er zwinkerte ihr zu.
Die Hitze schoss ihr in die Wangen, und schnell zog sie sich zurück, damit niemand sie sehen konnte. Dennoch musste sie lachen. Typisch Max!
Als sie die Empore verließ, verschwand ihre Belustigung jedoch. Am besten hielt sie sich von ihm fern. Falls er tatsächlich noch nicht gebunden war, wäre es seine Pflicht, so schnell wie möglich zu heiraten. Kayla würde es sehr schwerfallen, dabei zuzusehen, wie er sich verliebte. Und wenn er jemals herausfand, dass …
Nein, mit Max in Kontakt zu bleiben, war viel zu gefährlich.
Sie hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und daher einen Riesenhunger. Mit einem Blick auf die Uhr merkte sie, dass es zu spät war, um Teddy noch vor dem Schlafengehen abzuholen. Ihr Herz zog sich zusammen. Ihr kleiner Sohn war erst etwas über ein Jahr alt, und wenn sie so lange arbeitete wie heute, vermisste sie ihn sehr. Darüber musste sie mit Pellea sprechen. Sie wollte nicht so oft von ihrem Jungen getrennt sein. Andererseits konnte sie sich glücklich schätzen, diesen Job zu haben.
Sie verließ das Gelände durch das Schlosstor und kaufte in einem nahegelegenen Café, das rund um die Uhr geöffnet hatte, einen Salat zum Mitnehmen. Dann machte sie sich auf den Weg zurück zum Apartment ihrer Schwester Caroline. Dies lag glücklicherweise nur zwei Türen von ihrem eigenen entfernt.
Da sie einen eigenen Schlüssel besaß, schloss Kayla selbst auf. „Hi“, rief sie leise. „Wie geht es den beiden?“
„Sie schlafen wie die Murmeltiere.“ Caroline erhob sich vom Sofa, wo sie gelesen hatte, und umarmte ihre Schwester.
Die Schwestern waren zwei Jahre auseinander, sahen sich aber so ähnlich, dass sie häufig für Zwillinge gehalten wurden. Caroline hatte ihr blondes Haar zu einem kurzen Bubikopf geschnitten und wirkte etwas gelassener, aber ansonsten war die Ähnlichkeit verblüffend. Sie standen sich auch sehr nahe.
Gemeinsam schauten sie auf die beiden kleinen Jungen herunter. Der eine dunkelhaarig wie sein Vater, der andere so blond wie seine Mutter, lagen sie nebeneinander und schliefen tief und fest.
Carolines Ehemann Rik war ein aufstrebender Offizier der königlichen Garde von Ambria. Im Augenblick befand er sich auf einem mehrere Tage dauernden Einsatz auf der Inselseite der Granvillis. Glücklicherweise freute Caroline sich immer, wenn Teddy bei ihr war, damit die beiden Jungen zusammen spielen konnten.
„Lass ihn doch einfach hier“, schlug sie vor. „Seit du letzte Woche in Paris warst, ist er sowieso daran gewöhnt, bei uns zu übernachten. Und es war so schwer, sie heute Abend zum Schlafen zu kriegen. Ich möchte sie nur ungern wecken, dann fängt das Theater nämlich wieder von vorn an.“
„Bist du sicher?“ Kayla hatte ein schlechtes Gewissen, aber sie war müde, und der Vorschlag klang vernünftig.
„Absolut. Du bist doch in der Nähe, und ich kann dich jederzeit holen, falls nötig. Wenn du morgen früh genug hier bist, ist alles in Ordnung.“
Kayla blieb noch eine halbe Stunde und teilte den Salat mit ihrer Schwester. Dann verabschiedete sie sich. Draußen auf dem Korridor fragte sie sich, wie es wohl mit dem Ball lief. Das Leben der Königsfamilie im Schloss fand sie auch deshalb interessant, weil alles auf engstem Raum geschah. Ähnlich wie auf einem Kreuzfahrtschiff.
Gähnend schloss sie ihre eigene Tür auf und trat ein, wobei sie gleich ihre Schuhe abstreifte. Das Licht der Küche genügte, um den Weg zum Schlafzimmer zu beleuchten. Während Kayla langsam durch das Apartment ging, zog sie ein Kleidungsstück nach dem anderen aus. Erst die Jacke, danach den Rock und dann den Pullover.
Sie sehnte sich danach,
Weitere Kostenlose Bücher