Julia Extra Band 376
drehte sich zu Marcus um, der wie versteinert wirkte. „Entschuldige bitte. Wir reden später. Ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen.“
Marcus nickte nur. Vanessa konnte sehen, wie eifersüchtig er war. Aber was sollte er tun?
Während sie nach oben gingen, unterhielt Gabriel sie mit bedeutungslosem Small Talk. Dennoch fürchtete Vanessa, er könnte versuchen, sie zu küssen. Die Vorstellung, ihn abwehren zu müssen, schmerzte sie. Allerdings unternahm er keinen Versuch, sie auch nur zu berühren. Oben in der Suite setzte er sich noch nicht einmal neben sie aufs Sofa, sondern entschied sich für den Sessel daneben. Hatte ihm etwa jemand von einem Verdacht berichtet, dass sie und Marcus … Was nur sollte sie Gabriel sagen, wenn er die ganze Wahrheit wissen wollte? Sollte sie ihn anlügen?
Oder verhielt er sich vielleicht so merkwürdig, weil er ihr einen Antrag machen wollte?
„Gabriel, bevor du etwas sagst, gibt es etwas, das ich dir sagen muss.“
Er rieb sich nervös die Hände. „Zunächst solltest du mir zuhören. Es ist wichtig.“
„Meins ist auch wichtig.“
Und dann sagten sie beide gleichzeitig: „Ich kann dich nicht heiraten.“
Marcus sah zu, wie Vanessa und sein Vater die Treppe hinaufgingen. Er wurde den Eindruck nicht los, dass etwas nicht stimmte.
Wenn sein Vater glücklich war, sie wiederzusehen, warum hatte er sie nicht geküsst?
„Irgendetwas liegt in der Luft“, meinte Cleo, die hinter ihm stand.
Marcus fuhr herum. „Sie glauben also auch, was ich glaube?“
„Dass er sie nicht mehr heiraten will? In der Tat, das glaube ich.“
Marcus wollte schon zur Treppe gehen, da hielt Cleo ihn am Ärmel zurück.
„Das heißt aber nicht, dass er nicht wütend sein wird, wenn er die Wahrheit erfährt.“
„Sie haben recht, Cleo. Aber ich kann Vanessa einfach nicht gehen lassen.“
Cleo lächelte ihn an. „Worauf warten Sie dann noch?“
Er stürmte die Treppe hoch. Ohne anzuklopfen, riss er die Tür zu Vanessas Suite auf. Überrascht schauten Vanessa und sein Vater ihn an.
„Marcus“, sagte Vanessa, „was machst du hier?“
„Ich muss mit meinem Vater sprechen.“
„Gibt es ein Problem, Marcus?“, fragte der König.
„Ja und nein. Das hängt ganz davon ab, aus welcher Perspektive man es betrachtet.“
Vanessa sprang auf. „Marcus, nicht …“
„Doch, Vanessa. Ich muss.“
„Aber …“
„Ich weiß.“ Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Aber bleibt mir eine andere Wahl?“
Vanessa setzte sich wieder. Auch sie schien sich nicht länger gegen ihr Schicksal stellen zu wollen.
„Marcus, hat das nicht noch etwas Zeit?“ Sein Vater schaute von ihm zu Vanessa. „Ich muss unbedingt mit Vanessa reden.“
„Tut mir leid, aber was ich dir sagen muss, kann nicht warten.“
„Nun gut, dann also raus mit der Sprache.“
Marcus holte tief Luft. Er konnte nur hoffen, dass sein Vater ihn überhaupt ausreden ließ. „Erinnerst du dich, wie du mir gedankt hast, weil ich mich um Vanessa gekümmert habe? Du hast gesagt, nun hätte ich einen Wunsch frei. Weißt du noch?“
„Ja.“
„Dann möchte ich dich jetzt um etwas bitten.“
„Worum du willst.“
„Verzichte auf Vanessa.“
Der König schien irritiert. „Gerade eben habe ich ihr mitgeteilt, dass ich sie nicht heiraten kann. Aber warum bittest du mich eigentlich darum?“
„Damit ich sie heiraten kann.“
Der Mund seines Vaters blieb offen stehen.
„Du hast gesagt, Vanessa sei eine außergewöhnliche Frau, und sie würde mir gefallen. Du hattest recht, auch wenn du es vielleicht anders gemeint hast. Aber ich liebe sie.“ Jetzt wandte Marcus sich zu Vanessa. „Mehr als sie ahnt. Niemals könnte ich sie gehen lassen.“
Vanessa traten Tränen in die Augen. „Ich liebe dich auch, Marcus.“
Er wandte sich wieder seinem Vater zu, der sprachlos dasaß. „Wir haben das beide nicht gewollt, und als es passiert ist, haben wir uns dagegen gewehrt, so gut wir konnten.“ Marcus hob die Schultern. „Aber es war stärker als wir.“
„Ihr habt eine Affäre begonnen“, sagte sein Vater, als wollte er die Fakten klarstellen.
„Nein, keine Affäre. Wir haben uns ineinander verliebt.“
Sein Vater sah zu Vanessa. „Darum also kannst du mich nicht heiraten?“
„Ja. Es tut mir wirklich leid. Wir wollten es beide nicht. Und am Anfang fand er mich sogar ziemlich unsympathisch.“
Gabriel nickte bedächtig, als müsste er alles erst langsam einsinken lassen. Aber er wirkte nicht böse.
„Wir
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