Julia Extra Band 376
während Cleo mit unendlich trauriger Miene im Flur zurückblieb.
Vanessa hatte sich angezogen und saß jetzt auf dem Sofa, um sich die Sandalen überzustreifen. „Marcus, es tut mir so leid.“
„Schon in Ordnung.“
„Mein Handy war in der Handtasche hier auf dem Sofa. Deshalb habe ich Karins Anrufe nicht gehört. Und dann bin ich auch noch über diese blöde Lampe gestolpert. Ich wollte bestimmt nicht einschlafen.“
„Ich bin ja auch eingenickt. Geht es Mia gut?“
„Ja. Wir müssen reden, du und ich. Darum habe ich Karin gebeten, Mia zu füttern und sie später auch wieder ins Bett zu bringen. Cleo wirkte so … enttäuscht.“
„Mag sein, aber ich habe ihr alles erklärt, und sie versteht es.“
„Ich kann so nicht weitermachen, Marcus.“
„Und ich kann dich nicht gehen lassen.“
„Wir wussten doch, dass es so kommen würde. Und ich denke, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen.“
Er sah sie traurig an und griff nach ihrer Hand. „Bitte, noch nicht.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe mich entschieden. Aber die Zeit mit dir war die glücklichste Zeit meines Lebens. Ich werde dich nie vergessen.“
„Fahr doch morgen. Schenk mir noch eine Nacht.“
„Es tut mir leid. Es geht nicht.“
Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen, da klopfte es erneut an der Tür. Er fluchte leise.
„Marcus, hier ist Cleo.“
„Kommen Sie herein!“, Er ließ Vanessas Hand nicht los.
Cleo öffnete die Tür nur einen Spalt weit, gerade so, dass sie den Kopf hindurchstecken konnte. „Entschuldigung, wenn ich noch einmal störe. Aber ich wollte Ihnen mitteilen, dass die Limousine Ihres Vaters vorgefahren ist. Er ist wieder zu Hause.“
Vanessa und Marcus sprangen gleichzeitig vom Sofa auf.
„Wir kommen gleich nach unten“, sagte Marcus und zog sich hastig sein Hemd an.
Vanessa zitterte so sehr, dass sie nur froh war, schon angezogen zu sein.
Er fuhr sich durchs Haar und fragte: „Bist du bereit?“
Sie schluckte schwer und schüttelte den Kopf.
„Ich auch nicht.“ Er zog sie an sich und küsste sie, lange und intensiv. Ihr letzter Kuss. Er riss sich los. „Wir sollten gehen.“
Ich müsste nur stolpern, die Stufen hinunterfallen und mir unten auf dem Marmorboden das Genick brechen. Schon wäre alles vorbei. Doch Vanessa blieb sicher auf den Beinen und folgte Marcus hinunter.
Als sie am Fuß der Treppe ankamen, öffnete sich die massive zweiflügelige Eingangstür des Palasts, und Gabriel erschien, leger gekleidet in Leinenhosen und Polohemd. Vanessa hatte erwartet, dass er nach all den Stunden an Trinas Krankenbett müde und blass wirken würde. Stattdessen war er braun gebrannt und sah gut erholt aus.
Er sah zu ihnen hin und lächelte. „Hallo, Marcus. Hallo, Vanessa.“
Gabriel ging zunächst zu Marcus und umarmte ihn. Erst danach wandte er sich Vanessa zu.
„Meine liebe Vanessa.“ Damit nahm er ihre Hände und drückte sie. „Ich freue mich sehr, dich zu sehen.“
Von einem Mann, der sie liebte, hätte sie eine etwas überschwänglichere Begrüßung erwartet. Gleichzeitig war sie über seine Zurückhaltung froh. Als sie jetzt das erste Mal die beiden Männer nebeneinander sah, erkannte sie bei aller Ähnlichkeit, dass Marcus wohl mehr von seiner Mutter hatte.
„Als wir gestern telefoniert haben, hast du nichts von deiner Rückkehr erwähnt“, sagte sie.
„Ich wollte dich überraschen.“
Das war ihm in der Tat gelungen.
„Du hast einen leichten Sonnenbrand.“ Gabriel strich ihr über die Wange. „Du musst viel draußen gewesen sein.“
So viel nun wirklich nicht. Dafür hatte sie schlicht keine Zeit gehabt … Wahrscheinlich war ihre Wange noch rot, weil Marcus’ Bartstoppeln sie bei ihrem letzten Kuss dort gekratzt hatten.
„Wo ist Mia?“, erkundigte sich Gabriel.
„Oben. Karin füttert sie gerade.“
„Sehr schön.“ Irgendwie kam Gabriel ihr ein wenig merkwürdig vor. Zerstreut. Als wäre er nervös. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Sie hingegen war seltsamerweise völlig ruhig. Höchstens etwas traurig. Obwohl sie ihn immer als Freund schätzen und lieben würde, war sie sich jetzt sicher, ihn nie heiraten zu können. Sie musste sich endlich eingestehen, dass sie sich unsterblich verliebt hatte. Leider nicht in ihn, sondern in seinen Sohn. Und das durfte sie Gabriel nicht länger verheimlichen.
„Gabriel.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Können wir uns unterhalten? Allein?“
„Ja, natürlich. Gehen wir doch nach oben in deine Suite.“ Er
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