Julia Extra Band 376
gefühlt. Erst an Marcus’ Seite wusste sie, dass sie endlich angekommen war.
„Ja!“ Noch nie in ihrem Leben war sie sich einer Sache so sicher gewesen. „Ich will.“
– ENDE –
… und plötzlich Prinzessin!
1. KAPITEL
Raul blickte gedankenverloren aus dem Hubschrauber, der von Sydney in südlicher Richtung der Küstenlinie folgte. In Anbetracht der prekären Situation zu Hause sollte er überhaupt nicht hier sein. Aber er hatte keine andere Wahl.
Was für ein Schlamassel!
Rastlos streckte er die langen Beine aus. Das Schicksal seiner Nation und das Wohl seiner Untertanen standen auf dem Spiel. Seine Krönung, sein Recht, den Thron des Fürstentums zu besteigen, hingen am seidenen Faden. Noch immer konnte er es kaum glauben. Geradezu verzweifelt hatten seine Anwälte alle Möglichkeiten geprüft, aber die Erbschaftsgesetze ließen sich nicht ändern. Jedenfalls nicht, bevor er Fürst war. Und um Fürst zu werden …
Die Alternative war, fortzugehen und das Land den rivalisierenden Mächten zu überlassen, die sich unter dem letzten Fürsten, Rauls Vater, gefährlich breitgemacht hatten. Erst zwei Generationen zuvor hatte ein Bürgerkrieg das Land fast zerrissen. Raul betrachtete es als seine Pflicht, sein Volk vor einer ähnlichen Katastrophe zu bewahren, egal, was er persönlich dafür opfern musste. Diese tief empfundene Verantwortung hatte ihm durch die trostlose Zeit der Ernüchterung geholfen, als seine heile Welt auf einmal aus den Fugen geraten war. Als die Medien nicht mit Schmutz und Unterstellungen sparten, hatte das Volk von Monteregio zu ihm gestanden. Deshalb würde er jetzt zu seinem Volk stehen, da es ihn am dringendsten brauchte.
Davon abgesehen stand ihm die Fürstenkrone rechtmäßig zu. Er würde nicht auf sein Erbe verzichten. Es war ihm bestimmt.
Zorn wallte in ihm auf. Ungeachtet der Tatsache, dass er sein ganzes Leben seinem Land gewidmet hatte und die nötige Ausbildung und Erfahrung für dieses Amt besaß, hing nun alles von der Entscheidung einer fremden Person ab. Es kränkte seinen Stolz, dass seine Zukunft, ja, die Zukunft seines Landes von diesem Besuch abhängen sollte.
Zum x-ten Mal schlug er den Bericht seines Ermittlers auf und überflog die Angaben, die er längst in- und auswendig kannte.
Luisa Katarin Alexandra Hardwicke. Vierundzwanzig. Alleinstehend. Selbstständig.
Erneut beruhigte er sich mit dem Gedanken, dass es keine Probleme geben würde. Sie würde hocherfreut einwilligen. Dennoch wünschte er, die Akte enthielte ein Foto der Frau, die eine so entscheidende Rolle in seinem Leben spielen sollte.
Entschlossen klappte er den Bericht zu. Es war egal, wie sie aussah. Schließlich war er nicht so schwach wie sein Vater. Raul hatte auf die harte Tour gelernt, wie verlogen Schönheit sein konnte. Ein Mann machte sich nur lächerlich, wenn er zum Spielball seiner Gefühle wurde. Nein, Raul herrschte mit dem Verstand über sein Leben wie über sein Land.
Luisa Hardwicke war der Schlüssel, um sein Fürstentum gegen Chaos und Unruhen abzusichern. Deshalb stand sein Entschluss fest, mochte sie auch hässlich wie die Nacht sein.
Verdammt! Die Kuh strampelte und hätte Luisa fast umgestoßen. Müde kämpfte sie in dem tiefen Morast am Bachufer um sicheren Halt.
Ein langer, anstrengender Vormittag lag hinter ihr. Nach dem Melken in aller Herrgottsfrühe hatte der Generator gestreikt, und als wäre dies nicht genug, hatte der Bankmanager anrufen und eine Betriebsprüfung angekündigt, die bedrohlich nach einem ersten Schritt zur Pfändung klang.
Ein schrecklicher Gedanke. Sie hatten mit ihrer kleinen Farmgenossenschaft so lange Dürren, Seuchen und Überschwemmungen getrotzt. Ausgerechnet jetzt, wo sie eine Chance hatten, alles zum Erfolg zu wenden, würde die Bank ihnen doch nicht den Geldhahn zudrehen!
Der Rotorenlärm eines Hubschraubers machte die Kuh noch unruhiger.
„Touristen?“, rief Sam. „Oder hast du uns ein paar gut betuchte Freunde verschwiegen?“
„Schön wär’s!“ Luisa kannte außer dem Bankmenschen niemanden, der so viel Geld hatte. Und der Gedanke an Ersteren erfüllte sie unweigerlich mit Besorgnis. Wenn kein Wunder geschah, drohte der Genossenschaft bald das Aus.
Unwillkürlich dachte sie an diese andere Welt, die sie für kurze Zeit kennengelernt hatte. Eine Welt, in der Geld kein Thema war und Reichtum ganz selbstverständlich. Wenn sie sich anders entschieden hätte, wäre sie jetzt eine reiche Frau ohne finanzielle Sorgen.
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