Julia Extra Band 377
dass ich nicht Nein sagen konnte, weil es wirklich für einen guten Zweck ist.“
Isandro war irritiert. Falls diese Frau glaubte, ihn mit moralischer Erpressung und diesem Augenaufschlag einlullen zu können, hatte sie sich getäuscht. „Es ist immer für einen guten Zweck“, meinte er ironisch.
Zoe musste eine scharfe Entgegnung unterdrücken. Falls er erwartete, dass sie nun vor ihm zu Kreuze kroch, blieb ihr nichts anderes übrig. „Wir hatten Sie nicht erwartet.“
„Wie rücksichtslos von mir, einfach unangemeldet hier aufzutauchen“, konterte er sarkastisch, woraufhin sie wieder errötete. „Aber ich gebe zu, dass ich neugierig bin. Welchen Teil Ihres Aufgabenbereichs gedachten Sie zu erledigen, als Sie mein Zuhause in einen Rummelplatz verwandelt haben?“
„Ich sagte ja schon, es ist etwas außer Kontrolle geraten. Aber schließlich sind Sie nie hier.“
„Aha, wenn die Katze weg ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Sehr originelle Ausrede, Miss Grace.“
„Ich brauche diesen Job unbedingt. Wenn Sie mir die Chance geben, mich zu beweisen, werden Sie es nicht bereuen.“
Isandro zuckte die Schultern. „Wie gesagt: Darüber hätten Sie sich vorher Gedanken machen sollen.“ Als er ihr aschfahles Gesicht betrachtete, empfand er beinahe so etwas wie Mitgefühl, was er sich allerdings nicht eingestehen wollte. „Haben Sie denn Erfahrung als Haushälterin?“
„Nein“, erwiderte Zoe, weil sie viel zu gestresst war, um zu lügen.
„Vielleicht sollte ich lieber nicht weiter nachfragen, warum mein Assistent Ihnen den Job gegeben hat.“
„Er wusste, dass ich ihn brauche.“
Ungläubig lachte er. Falls sie bei dem Vorstellungsgespräch auch nur halb so gut geschauspielert hatte wie jetzt, hätte er es Tom nicht verdenken können, wenn dieser ihr mehr als nur eine Stelle angeboten hatte.
Er musste ein Wörtchen mit ihm reden.
„Sollte ich feststellen, dass irgendwelche Wertgegenstände fehlen, werden Sie von mir hören. Ansonsten erwarte ich, dass Sie bis morgen früh Ihre Wohnung geräumt haben.“
Zoe lachte hysterisch. Was sollte sie bloß tun? Vor ihm auf die Knie fallen? Plötzlich wurde ihr bewusst, wie hoffnungslos ihre Lage war.
Sie konnte lediglich wieder auf die Hilfe ihrer Freunde zurückgreifen, und das auch nur vorübergehend.
Also versuchte sie es ein letztes Mal.
„Bitte, Mr Montero.“
Verächtlich verzog dieser die Lippen. „Versuchen Sie es nicht auf die Mitleidstour, damit erreichen Sie bei mir gar nichts.“
Unter Tränen blickte sie ihn an. „Sie sind ein Unmensch!“, rief sie, denn nun hatte sie nichts mehr zu verlieren.
Isandro zuckte die Schultern. Er war lieber ein Unmensch als ein Trottel.
Zoe hob das Kinn und ging hocherhobenen Hauptes zur Tür. Als sie am geöffneten Fenster vorbeikam, nahm sie den Duft von Geißblatt wahr, den die sanfte Brise hereintrug.
Fast wäre sie mit dem Pfarrer zusammengestoßen, der in diesem Moment den Raum betrat.
„Zoe, Liebes, wir suchen Sie schon überall“, sagte er.
Isandros Blick fiel auf die Frau, die zusammen mit einem Mädchen im Rollstuhl neben dem Pfarrer aufgetaucht war. Dieser begann zu strahlen, als er ihn erkannte, und eilte dann auf ihn zu.
„Mr Montero, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen alle sind.“
Isandro, der ihm erst einmal begegnet war, neigte den Kopf. „Sind die Arbeiten an dem neuen Dach beendet?“
„Ja, das sind sie, aber ich rede von dem heutigen Tag. Es ist ein großer Erfolg. Es wärmt mir das Herz, mitzuerleben, wie die ganze Gemeinde an einem Strang zieht.“
Er hat kein Herz, dachte Zoe wieder, als sie beobachtete, wie der Milliardär seine Verwirrung hinter einer arroganten Maske verbarg. Nein, es war keine Maske, sondern sein wahres Ich. Er war gefühlskalt, rachsüchtig, ja, hassenswert!
„Mr Montero, oh, vielen Dank … Hannah, das ist Mister Montero, Schatz. Komm und bedank dich bei ihm.“
Regungslos stand Isandro da, während die Frau ihn unter Tränen umarmte und ihm mit bebender Stimme versicherte, was für ein wundervoller Mensch er war.
Zoe triumphierte innerlich ein wenig, weil Isandro Montero wirkte, als sei ihm unbehaglich zumute. Zwar wären ihr ein Job und ein Dach über dem Kopf lieber gewesen, doch ein wenig Genugtuung war besser als nichts.
Als Hannah dann lächelnd im Rollstuhl auf ihn zufuhr und ihm mitteilte, dass er einen Welpen aus dem nächsten Wurf haben könnte, musste sie fast über seine Miene lächeln.
„Bella ist
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