Julia Extra Band 377
wütend hervor, zog einen Umschlag aus seiner Brusttasche und reichte ihn Ally.
Mit bebenden Händen zog sie drei Fotos heraus, auf denen ihre Zwillingsschwester abgebildet war. Es war eindeutig, dass sie den roten Lack des schnittigen Ferraris mit einem Schlüssel oder etwas Ähnlichem zerkratzte.
Ally erkannte ihre Schwester kaum wieder. Diese Zerstörungswut! Das wutverzerrte Gesicht! Man konnte direkt Angst vor Alex haben.
Fassungslos betrachtete Ally die Bilder. Was mochte ihre Schwester zu so einer Wahnsinnstat bewogen haben? Alex hatte schon viele zerbrochene Beziehungen hinter sich, doch so heftig hatte sie noch nie zuvor reagiert. Was konnte da nur passiert sein?
„Willst du immer noch bestreiten, dass du es warst?“, fragte Vittorio höhnisch.
Ally atmete tief durch, schob die Fotos zurück in den Umschlag und reichte ihn Vittorio. „Das wäre sinnlos, oder?“ In diesem Moment fragte sie sich, was noch alles auf sie zukäme, wenn sie weiterhin so tat, als wäre sie ihre Schwester.
Er steckte den Umschlag wieder ein und hielt Allys Blick fest. „Genau. Und jetzt unterhalten wir uns über das Geld.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest“, behauptete Ally tapfer.
„Dann werde ich deinem Gedächtnis mal auf die Sprünge helfen. Vor drei Tagen war Rocco im Besitz einer großen Summe Firmengelder, die er zur Bank bringen sollte. Er behauptet, du hättest ihn abgefangen. Statt mitten auf der Straße eine Szene zu machen, hat er sich bereit erklärt, dich in ein Hotelzimmer in der Nähe zu begleiten. Von dort hast du dich dann unter einem Vorwand aus dem Staub gemacht. Und das Geld war auch verschwunden.“
Ally hatte ein flaues Gefühl im Magen. „Das heißt aber noch lange nicht, dass ich das Geld genommen habe.“ Herausfordernd musterte sie Vittorio. „Jemand anders oder Rocco selbst muss es gestohlen haben.“
Verächtlich verzog Vittorio das Gesicht. „Rocco ist ganz sicher nicht mein Lieblingsschwager, aber ein geschätzter Mitarbeiter in meinem Investmentunternehmen. Ich habe ihn wegen seines finanzwirtschaftlichen Sachverstands eingestellt. An seiner Professionalität besteht kein Zweifel. Wenn er sagt, du hast das Geld gestohlen, dann glaube ich ihm.“
Ally überlegte verzweifelt. was sie tun sollte. Das Geld befand sich in ihrer Handtasche. Sollte Vittorio darauf bestehen, die Wohnung zu durchsuchen, würde er es zweifellos finden. Dann wäre Alex dran. Der Diebstahl einer solchen Summe wurde sicher mit einer Freiheitsstrafe bestraft. Dafür würde der arrogante, selbstgerechte Vittorio Vassallo schon sorgen.
„Dann steht seine Aussage gegen meine“, erklärte Ally herausfordernd. „Wenn du mit der Geschichte an die Öffentlichkeit gehst, werde ich der Presse stecken, wie dein Schwager mich verführt hat. Deine Investoren werden begeistert sein“, fügte sie hinzu.
„Du hinterhältige kleine Hexe“, erwiderte er böse. „Genauso habe ich dich eingeschätzt. Aber ich werde dich schon davon abhalten.“
„Von dir lasse ich mir keine Angst einjagen.“ Dabei zitterten ihr die Knie!
„Das werden wir ja sehen“, drohte er aufgebracht.
Das nun folgende Schweigen war spannungsgeladen.
Ally rührte sich nicht vom Fleck. In ihren Ohren rauschte es, ihr war flau im Magen, und bei der Vorstellung, es mit Vittorio Vassallo aufnehmen zu müssen, dröhnte ihr der Kopf.
„Rocco hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass du deine Stelle in London gekündigt hast, um bei ihm in Rom sein zu können. Stimmt das?“
Sein durchdringender Blick verunsicherte sie. „Äh … ja.“
„Du bist also arbeitslos, oder?“
„Stimmt“, log sie, ganz ohne schlechtes Gewissen. Tatsächlich hatte sie ja zwei Wochen Urlaub und arbeitete während dieser Zeit nicht.
„Dann möchte ich dir einen Vorschlag machen.“
„Ach ja?“, erwiderte sie kämpferisch.
„Mein Schwager hat sich wie ein Idiot verhalten, was dich anbelangt. Aber wenn du ihn einfach in Ruhe gelassen hättest, wäre er der Versuchung vielleicht erlegen. Kannst du dir vorstellen, wie meine Schwester sich fühlen muss, wenn sie erfährt, dass ihr ein leichtes Mädchen den Platz an der Seite ihres Mannes streitig machen will?“
Seine Wortwahl machte Ally wütend. „Wenn deine Schwester ihm eine Ehefrau wäre, hätte er sie gar nicht erst betrogen“, schleuderte sie ihm ins Gesicht und freute sich, dass sein Mund zu zucken begann. Die dunkelbraunen Augen glitzerten so wütend, dass Ally nun doch die Angst packte.
„Du
Weitere Kostenlose Bücher