Julia Extra Band 377
Rolle fällst, kannst du dich schon mal auf das Leben hinter Gittern einstellen. Also überleg dir genau, was du sagst und tust, Ally.“
Insgeheim bewunderte Ally ihn für seine Loyalität seiner Schwester und seinem Schwager gegenüber. Auch sie würde alles für Alex tun. Wie gern hätte sie Vittorio das anvertraut, doch unter den gegebenen Umständen war das unmöglich. Er war vielleicht ein Playboy, hatte aber wenigstens feste Prinzipien, im Gegensatz zu dem Windhund Rocco.
Die Limousine bog in eine Allee ein, ganz in der Nähe der Villa Borghese. Schließlich stieg der Chauffeur aus und kümmerte sich ums Gepäck, bevor Ally auch nur den Wagenschlag geöffnet hatte.
Beeindruckt betrachtete sie den Palazzo aus dem siebzehnten Jahrhundert. Die zahlreichen Balkons und Terrassen boten einen herrlichen Blick über die ewige Stadt und die grünen Oasen mit den vielen Sehenswürdigkeiten, über die sie in ihrem Reiseführer gelesen hatte.
Der betörende Duft von Jasmin und Geißblatt lag in der warmen Luft, als Ally an Vittorios Seite die Stufen zum Portal hochstieg Die körperliche Nähe löste erneut ein Prickeln in Allys Körper aus.
„Ich habe mir die nächsten Tage freigenommen“, erzählte Vittorio, als sie das Haus betraten. „Wir werden möglichst viel Zeit gemeinsam verbringen, um der Presse unmissverständlich zu demonstrieren, dass wir ein Paar sind. Dann werden die Reporter ihren Irrtum schnell einsehen, dich mit Rocco in Verbindung gebracht zu haben. Wir werden gelegentlich verwechselt, weil wir uns ähneln und etwa gleich groß sind“, erklärte Vittorio. „Man könnte uns fast für Zwillinge halten.“
Ally stolperte und konnte sich gerade noch fangen. Besorgt warf sie Vittorio einen Blick zu. Glücklicherweise unterhielt der sich bereits mit einer älteren Frau, die herbeigeeilt war. Vermutlich die Haushälterin. Jedenfalls schien er nichts bemerkt zu haben. Erleichtert lauschte Ally dem in rasantem Italienisch geführten Gespräch, verstand jedoch nur einige Brocken. Offenbar war es ungewöhnlich, dass Vittorio seine jeweilige Geliebte mit nach Hause brachte. Interessant, dachte Ally. Er lässt nichts unversucht, die Medien von seinen ernsten Absichten zu überzeugen.
„Du bist in der Suite neben meiner untergebracht“, teilte er ihr nun mit. „Es gibt eine Verbindungstür. Du kannst sie abschließen, wenn du willst.“
Ally lächelte höhnisch. „Du bildest dir doch wohl nicht ein, ich könnte zu dir ins Bett kriechen, oder?“
Er musterte sie herablassend. „Ich würde dich sofort zurückschicken. Eine Beziehung mit dir käme für mich absolut nicht infrage. Um Frauen wie dich mache ich einen großen Bogen. Du bist doch nur darauf aus, finanziell versorgt zu sein. Ich ziehe selbstständige, unabhängige Frauen vor.“
Wäre nicht in diesem Augenblick eine weitere Hausangestellte aufgetaucht, hätte Vittorio sie vermutlich weiter beleidigt.
Eine junge Frau mit einer Vase frisch geschnittener Rosen lächelte scheu und fragte Ally in gebrochenem Englisch, ob sie ihr die Suite zeigen dürfe.
„Sehr gern“, antwortete Ally und folgte dem Mädchen, das sich als Ghita vorgestellt hatte. Sie war erschöpft und sehnte sich danach, einige Minuten für sich allein zu haben, um sich zu sammeln.
Ghita führte sie in eine Suite, deren luxuriöse Ausstattung Ally die Sprache verschlug. Auf Hochglanz polierter Marmorboden, weiche Perserteppiche, Panoramafenster, schwere Seidenvorhänge und ein Ausblick auf weitläufige bunt blühende Gärten, die vermutlich so betörend dufteten, wie die prächtigen Rosen, die Ghita gerade auf dem Nachttisch platziert hatte.
„Möchten Sie einen kühlen Drink? Es ist sehr heiß heute.“ Freundlich lächelnd wartete die junge Hausangestellte auf Allys Antwort.
Ally entspannte sich. „Ja, das wäre schön. Ich muss mich erst an die Hitze gewöhnen. Zu Hause war ja noch Winter, als ich losgeflogen bin.“
Erst als Ghita sie verwirrt ansah, bemerkte Ally ihren Patzer und biss sich auf die Zunge. „Ich meine, in London war es viel kühler als hier“, erklärte sie schnell.
„Ja. Ich war noch nie dort. Aber man sagt, es regnet viel in London.“
„Das kann ich nur bestätigen.“ Ally atmete erleichtert auf. Das war ja gerade noch mal gut gegangen.
„Signor Vassallo ist sehr nett, nicht wahr?“, fragte Ghita. „Lustig, dass die Paparazzi dachten, Sie wären Signor Roccos Freundin.“ Die junge Frau kicherte.
„Ja, das war wirklich zu komisch.“
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