Julia Extra Band 377
verschwand.
Enttäuscht sah Saffy ihm nach. Sie musste sich wohl daran gewöhnen, dass Zahirs Pflichten als Staatsoberhaupt nun mal Vorrang vor dem Privatleben hatten. Um sich die Zeit zu vertreiben, unternahm sie einen Rundgang durch den Privatflügel und kehrte gerade zurück ins Schlafzimmer, als ein Kammerdiener ihr Gepäck ins Ankleidezimmer nebenan brachte. Begeistert ließ Saffy den Blick über die vielen Fächer und Kleiderstangen gleiten. Der Schrankplatz war sehr gut aufgeteilt. Zahir hatte keine Kosten und Mühen gescheut, es ihr hier so bequem wie möglich zu machen. Seine Fürsorglichkeit rührte Saffy.
Eine weitere Hausangestellte servierte ihr später Tee und Gebäck. Entspannt saß Saffy nun im Schatten einer Palme im friedlichen Innenhof. Die prachtvoll blühenden Gärten im Wüstenstaat entzückten sie. In der Nachmittagssonne warfen die Palmenwedel lange Schatten. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte Saffy sich vollkommen entspannt. Seit sie sich ihre Liebe zu Zahir eingestanden hatte, war ihre Unsicherheit wie weggeflogen. Von nun an wollte Saffy ihre Ehe mit diesem faszinierenden Mann genießen und war glücklich, ein Baby von ihm zu erwarten. So glücklich war sie schon lange nicht mehr gewesen. Eigentlich noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie hatte Zahir wohl seit ihrer ersten Begegnung damals geliebt. Diese tiefe Liebe war nie erloschen, und deshalb war es Saffy auch unmöglich gewesen, sich auf einen anderen Mann einzulassen. Zahir hatte sie einmal seine ‚erste Liebe‘ genannt. Ich will seine erste und einzige Liebe sein, dachte Saffy verträumt.
Zahir rief kurz an, um ihr mitzuteilen, dass er leider erst zum Abendessen wieder bei ihr sein könnte. Tatsächlich tauchte er energiegeladen und unwiderstehlich attraktiv schließlich auf der Terrasse auf, wo Saffy sich in ein Buch vertieft hatte und ihn mit einem glücklichen Strahlen begrüßte.
„Du strahlst ja“, wunderte er sich. „Ich hatte schon ein Donnerwetter befürchtet, weil ich dich so lange vernachlässigt habe.“
Saffy lachte. „Ich bin ja kein ungeduldiger Teenager mehr und habe Verständnis dafür, dass du als Staatsoberhaupt natürlich viele Verpflichtungen hast.“
„Aber nicht am ersten Tag unseres neuen Lebens hier. Als Wiedergutmachung habe ich zwei Wochen am Ende des Monats nur für uns eingeplant“, berichtete er mit ernster Miene. „Wir können verreisen oder hierbleiben, ganz wie du willst. Aber die Zeit gehört ganz allein uns.“
Saffy war beeindruckt, dass er erkannt hatte, wie wichtig ihr gemeinsames Privatleben war. Vor fünf Jahren hatte er sich keine Zeit für Flitterwochen genommen.
Im Esszimmer wurde ihnen ein köstliches Drei-Gänge-Menü serviert. Offensichtlich hatte Zahir einen Küchenchef eingestellt, der keine Mühen scheute, seinen Arbeitgeber zufriedenzustellen. Beim Essen erzählte Zahir von seinem Plan, Maraban als neuen Hotspot für Touristen zu vermarkten und fragte, ob sie interessiert wäre, einen Werbefilm mit ihm zu drehen, in dem Marabans Sehenswürdigkeiten gezeigt werden sollten.
„Wir haben hier Strände, Ausgrabungsstätten, Berge, und, und, und. Du könntest unsere Attraktionen präsentieren“, schlug er vor. „Immerhin hast du Erfahrung mit Filmaufnahmen.“
„Schon, allerdings musste ich dabei bisher kaum den Mund aufmachen.“ Doch Saffy begeisterte sich schnell für das Projekt. Sie freute sich, etwas Nützliches für ihre neue Heimat zu tun. „Bisher habe ich von den Schönheiten des Landes leider noch nichts gesehen. Wie soll ich sie da präsentieren?“, fragte sie dann zögernd.
Daran hatte Zahir gar nicht gedacht. Sein Vater hatte ja damals darauf bestanden, dass die Ehe geheim gehalten wurde. Die arme Saffy war praktisch im Palast eingesperrt gewesen. „Das holen wir natürlich nach. Und du erhältst ein realistisches Bild von den Gegebenheiten hier. Deine Eindrücke und Erwartungen sind sehr wichtig, Saffy. Wir haben ja wenig Erfahrung hier mit Touristen und wissen nicht, welche Ansprüche sie stellen. Mit Marketing kennt sich auch keiner aus. Maraban wäre wahrscheinlich noch immer in den Fehlern der Vergangenheit gefangen, wenn nicht viele Tausend ehemalige Einwohner meinem Aufruf gefolgt wären, nach dem Sturz meines diktatorischen Vaters aus dem Exil zurückzukehren und bei unserem Neuanfang mitzuwirken. Ohne sie wären wir nicht so schnell im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen.“
„Wie wunderbar, dass du so große Unterstützung erfahren
Weitere Kostenlose Bücher