Julia Extra Band 377
Einschätzung dermaßen daneben, dass Beth plötzlich fast gelacht hätte. „Du stellst mich dar wie die böse Hexe aus dem Pfefferkuchenhaus.“
Dantes Mundwinkel zuckten. Doch er enthielt sich jeden Kommentars.
Beth war nicht überrascht, dass dieser Mann wirklich überhaupt keinen Sinn für Humor zu haben schien. Oder musste er sich da etwa gerade ein Lächeln verkneifen? Egal, es spielte sowieso keine Rolle.
Und was nun? Natürlich hätte sie ihm die Wahrheit erzählen können, wie Timothy Bewick und sein Komplize James Hudson sie für ihre Zwecke missbraucht und vor Gericht gelogen hatten. Doch das hatte sie bereits im Gerichtssaal getan, und die Geschworenen hatten ihr nicht geglaubt. Dante Cannavaro hatte sich seine Meinung über sie gebildet und hielt daran fest.
„Okay, du hast gewonnen“, sagte Beth. Sie musste jetzt endlich los, nicht zuletzt, weil die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen immer heftiger wurde. „Ursprünglich wollte ich in Devon nur Urlaub machen. Aber ich werde jetzt ganz dort bleiben.“ Die Umbaumaßnahmen hatte sie bereits in die Wege geleitet, aber das brauchte sie ihm ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden.
„Ich muss natürlich noch meine restlichen Sachen aus der Wohnung räumen und mir den Schlüssel von Tony zurückgeben lassen. Aber danach seht ihr mich nie wieder. Zufrieden?“
„Nein“, sagte er leise.
„Was willst du denn noch?“, fragte sie ungeduldig und fing seinen lustvollen Blick auf. Wie hypnotisiert sah sie ihm in die Augen. Dann stieg plötzlich Furcht in ihr auf. Nicht vor Dante, sondern vor ihrem eigenen Begehren.
„Dich, meine Schöne. Was spricht dagegen? Du bist eine erfahrene, weltgewandte Frau, und Clive Hampton hat seine Karriere für das Privileg aufs Spiel gesetzt, mit dir ins Bett zu gehen.“
„Das ist widerlich! Clive …“ Wütend funkelte sie ihn an.
„Spar dir deine Widerworte! Ihr trefft euch regelmäßig, und gelegentlich besuchst du ihn übers Wochenende in seinem Haus in Richmond. Keine Ahnung, mit wie vielen anderen Männern du noch schläfst.“
Beth war fassungslos. „Das ist wohl die ungeheuerlichste, widerlichste Lüge, die ich je gehört habe“, stieß sie außer sich vor Wut hervor. „Ich habe nicht mit Clive geschlafen. Er ist ein Ehrenmann, im Gegensatz zu dir, du Mistkerl.“
Dante spürte, dass sie die Wahrheit sagte. Fast schämte er sich für seine gehässige Bemerkung, zumal er Beth damit wirklich verletzt zu haben schien. „Vielleicht war das zu harsch von mir. Deine anderen Liebhaber interessieren mich auch gar nicht. Es geht mir nur um Tony.“
Das klang ja fast nach einer Entschuldigung! Beth sah auf. „Ich habe nichts mit Tony. Er ist nur ein guter Kumpel, sonst nichts.“
Zärtlich streichelte er Beths Wange. „Ich würde dir gern glauben, aber ich muss auch an meinen Bruder denken. Versetz dich doch mal in meine Lage, Beth. Wärst du begeistert, wenn dein kleiner Bruder eine wegen Drogenhandels vorbestrafte Frau heiraten wollte?“
„Natürlich nicht.“ Erneut war sie versucht, ihm ihre Unschuld zu beteuern, sah aber wieder davon ab. Es hätte ja doch nichts geändert.
Dante fuhr sich durchs Haar. „Ich bin erst heute Morgen aus den Staaten zurückgekehrt. Der Flug steckt mir noch in den Knochen. Wärst du so nett, mir einen Kaffee zu machen? Vielleicht kann ich dann wieder klar denken.“
Nach kurzem Zögern nickte Beth und verschwand in der Küche. Sie war froh, einige Minuten außer Reichweite dieses verhassten und doch so anziehenden Mannes zu sein.
Als sie mit dem Kaffee ins Wohnzimmer zurückkehrte, fand sie es verlassen vor. Vielleicht war Dante ja inzwischen verschwunden. Doch bevor sie erleichtert aufatmen konnte, hörte sie ein Geräusch aus ihrem Schlafzimmer. Das ist doch die Höhe, dachte sie und eilte dem ungebetenen Gast nach.
Dante stand am Fenster und blickte hinaus auf die Straße. „Ich wollte mich nur schnell vergewissern, dass mein Wagen hier auch sicher ist“, erklärte er entschuldigend. „Ich habe ihn erst seit wenigen Wochen. Autos sind meine Leidenschaft. Momentan besitze ich ein Dutzend. Vom Oldtimer bis zum allerneusten Modell. Zehn stehen zu Hause in Italien, zwei fahre ich hier.“
Überrascht, plötzlich menschliche Züge an ihm zu entdecken, kam sie näher und sah aus dem Fenster. „Wenn du so verrückt nach Autos bist, musst du unbedingt den Mann kennenlernen, der sich um meinen Wagen kümmert. Der Typ ist richtig fanatisch, wenn es um Autos
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