Julia Extra Band 377
Erkundigungen über sie einzuholen, nicht nur erteilt, um seinen Bruder zu schützen. Vorhin in der Diele war er sichtlich erregt gewesen. Nein, dieser Mann hatte seine eigenen Gründe, mehr über sie wissen zu wollen. Er hätte ihr Leben schon einmal fast zerstört, jetzt versuchte er es erneut. Doch so leicht würde ihm das dieses Mal nicht fallen.
„Kann schon sein“, sagte sie betont lässig. „Aber ich bin eine gute Steuerberaterin, und solche Leute werden immer gesucht. Oder ich könnte mich selbstständig machen. Daran hast du offensichtlich nicht gedacht. Du kannst mir gar nichts, es sei denn du beabsichtigst, mich für den Rest meines Lebens auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Nach deiner Auffassung habe ich eine Straftat begangen. Die Strafe dafür ist verbüßt, ich habe mich gebessert. Meinen Namen habe ich durch eine Rechtserklärung geändert. Das ist vollkommen legal. Ich habe mir seit über sechs Jahren nichts zuschulden kommen lassen. Kannst du das auch von dir sagen? Das wage ich zu bezweifeln. Und deine Drohungen interessieren mich nicht. Dank dir bin ich im Gefängnis gelandet, wo ich mir ein dickes Fell zugelegt habe. Von dir lasse ich mir überhaupt nichts sagen. Aber wenn es dich beruhigt: Ich habe nicht die Absicht, deinen Bruder zu heiraten, noch sonst irgendjemanden. Deine zwei Minuten sind um. Zeit zu verschwinden.“
Er stand auf, und sie dachte schon, sie hätte gewonnen und machte sich auf den Weg zur Tür. Doch Dante packte Beth am Arm.
„Nicht so schnell.“ Zu seiner Schande musste er zugeben, dass Beth die Wahrheit sagte. Seit ihrer Entlassung aus dem Gefängnis führte sie tatsächlich ein unbescholtenes Leben. Insgeheim imponierte ihm, wie sie ihm Paroli bot. Und in ihrer Wut war sie sogar noch hübscher. Die Wangen schimmerten rosig, die Augen funkelten smaragdgrün. Der Schmerz in seinen Lenden wurde immer schlimmer. Trotz alledem hielt er an seiner Meinung über Beth fest und zog sein letztes Ass aus dem Ärmel. Diese Drohung musste sie ernst nehmen.
„Ich habe deinen guten Freund Clive Hampton noch gar nicht erwähnt. Er war wohl der Anwalt deiner Zellengenossin.“
Beth zögerte. „Was ist mit Clive?“, fragte sie leise.
„Er ist ein guter Anwalt, bekannt für seine ehrenamtliche Tätigkeit und will bald in den Ruhestand gehen. Angeblich soll er im kommenden Jahr für seinen Beitrag zum Gemeinwohl geehrt werden.“ Dante ließ sie nicht aus den Augen. „Es wäre doch zu schade, wenn sein Ruf durch die Freundschaft zu dir leiden würde. Vielleicht entzieht man ihm sogar die Berufserlaubnis.“
„Nein!“ Beth wurde bleich vor Entsetzen. „Das kannst du nicht machen. Clive ist der fürsorglichste, ehrlichste Mann, den ich kenne. Er hat mit Sicherheit noch nie das Gesetz gebrochen.“
„Der Vorwurf, das Recht gebeugt zu haben, reicht schon aus. Allein die Tatsache, dass er eng mit dir befreundet ist, könnte ihm zum Verhängnis werden. Er hat dich vom Gefängnis abgeholt, dir eine Wohnung beschafft und dich einem Geschäftspartner als Auszubildende empfohlen, ohne die Tatsache zu erwähnen, dass du deinen Namen geändert hast. Dann ist da noch Helen Jackson, deine Zellengenossin. Er war ihr Scheidungsanwalt und hat später erfolglos versucht, einen Freispruch von der Mordanklage für sie zu erreichen. Angeblich war Helen mehr für ihn als nur eine Mandantin. Und nun kümmert er sich um eine bildhübsche junge Frau. Die Boulevardblätter werden sich um die Story reißen.“
„Es gibt keine Story. Außerdem ist Helen tot. Wer hätte ein Interesse daran, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen?“, fragte Beth und ahnte die Antwort.
Dante grinste triumphierend. „Ich verfüge über ausgezeichnete Kontakte zu den Medien. Sie werden die Story bringen.“
Beth war erschüttert. „Wärst du wirklich bereit, das Leben eines angesehenen, unbescholtenen Mannes zu zerstören, weil du dir einbildest, ich wäre eine niederträchtige Kriminelle, die es auf das Geld deines Bruders abgesehen hat?“
„Ich bilde mir gar nichts ein. Du hast den jungen Bewick damals ja auch völlig willenlos gemacht. Und mit Tony treibst du genau das gleiche Spiel. Auf Frauen scheint dein beachtlicher Charme auch zu wirken. Zufällig weiß ich, dass Helen dir ein Haus und ein hübsches Sümmchen vererbt hat. Na ja, das geht mich nichts an. Tony dagegen geht mich sehr wohl etwas an. Ich habe dir schon einmal das Handwerk gelegt. Und ich werde es wieder tun.“
Er lag mit seiner
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