Julia Festival 94
„Ich will dir nicht wehtun.“
Die erste intime Berührung ließ Ione atemlos innehalten, dann spürte sie, wie Alexio langsam und vorsichtig immer tiefer in sie eindrang. Es überraschte sie, wie angenehm die Empfindung war. Ein plötzlicher Schmerz ließ sie jedoch zusammenzucken, aber er ging schnell vorüber.
Es war, als strömte flüssiges Feuer durch ihre Adern. Mit jedem Stoß steigerte Alexio die Spannung, bis keine Steigerung mehr möglich war. Ione wurde von einer Woge des Entzückens davongetragen. Alles zerstob zu tausend Funken, sie fühlte, wie Alexio tief in ihr kam, und schloss ihn mit ungeahnter Wonne und Zärtlichkeit fest in die Arme.
„Das war wunderbar …“ Alexio hob den Kopf und sah sie mit seinen dunklen Augen an. Ein unbeschreibliches Lächeln umspielte seinen Mund, dann drehte er sich auf die Seite und befreite Ione von seiner Last.
„Schlaf jetzt, agápi mou“, flüsterte er und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Es ist beinahe Morgen.“
Gleich darauf war er selbst eingeschlafen, und Ione hatte Muße, ihn zu betrachten. Sie liebte Alexio, daran ließ sich nichts mehr ändern, und Leugnen wäre zwecklos gewesen. Die Freiheit, nach der sie sich so gesehnt hatte, zählte nicht mehr neben dem unbezwingbaren Wunsch, für immer bei Alexio zu bleiben.
Sie musste nur noch lernen, Vertrauen zu ihm zu haben, und ganz fest daran glauben, dass er sie nie so hart und gefühllos behandeln würde, wie ihr Vater ihre Mutter behandelt hatte.
7. KAPITEL
Alexio sah Ione aus dem Anproberaum kommen. Das smaragdgrüne Kleid bildete eine vollkommene Ergänzung zu ihren grünen Augen und der Fülle ihres hellblonden Haars.
„Nun?“, fragte sie und drehte sich einmal um sich selbst.
Alexio suchte nach kritischen Stellen, aber das Kleid war weder zu eng noch zu kurz, und nur die schlanken Arme blieben unbedeckt, Ione sah hinreißend aus und würde abermals die Blicke auf sich ziehen. Paris war eine mondäne, kosmopolitische Stadt, aber überall, wohin sie kamen, drehte man sich nach ihnen um. Ione hatte die kühle und selbstsichere Art, die die Pariser schätzten, aber vor allem überzeugte sie durch ihre ebenso klassische wie einmalige Schönheit.
„Ich hatte mit mehr Begeisterung gerechnet“, scherzte Ione. „Du sagst ja gar nichts. Was ist los mit dir?“
Wenn Alexio das gewusst hätte! Woher kam dieser ständige Wunsch, Ione vor anderen zu verbergen? Er gehörte nicht zu den Männern, die gern ihren Besitzanspruch geltend machten. Auch Crystal hatte auffällige Kleider getragen, aber abgesehen von ihrem ständigen Wunsch, Aufmerksamkeit zu erregen, hatte ihn das wenig interessiert. Bei Ione war das anders. Wenn sie dem Chauffeur beim Aussteigen aus der Limousine ungewollt zu viel Bein zeigte, konnte er schon in Unruhe geraten. Sie wusste einfach nicht, wie wunderschön sie war. Eines Tages würde ihr klar werden, welche Macht sie dadurch besaß, und wenn das geschah, wollte er unbedingt in ihrer Nähe sein.
Ione verzog schmollend die vollen Lippen. „Langweilst du dich etwa?“
„Oh nein“, versicherte Alexio mit seiner dunklen, wohltönenden Stimme. „Ich liebe Anproben … wenn auch nicht unbedingt in der Öffentlichkeit.“
Ione kam näher und sah ihm mit leuchtenden Augen ins Gesicht. Wie vertraut Alexio ihr inzwischen war! Seit drei Wochen lebten sie jetzt zusammen, ohne dass ihre Faszination abgenommen hätte oder ihr Verlangen nach ihm gestillt worden wäre. Je länger sie bei ihm war, desto schöner erschien ihm ihre Gemeinschaft – besonders, seit er Tipos Truppe nach Hause geschickt und durch Männer ersetzt hatte, die ihr mit mehr Respekt begegneten.
Doch so beglückend die gemeinsam durchlebten Tage und Nächte auch waren, das schlechte Gewissen ließ Ione keinen Augenblick los. Wie würde Alexio reagieren, wenn er herausfand, warum sie ihn geheiratet hatte? Kein Mann, am wenigsten Alexio Christoulakis, verdiente es, von einer Frau benutzt zu werden, um ihrem unglücklichen häuslichen Dasein zu entkommen. Kalte Angst packte Ione, wenn sie sich vorstellte, dass er es jemals erfahren könnte.
Wenn diese Angst zu groß wurde, zwang sie sich, nur noch an ihre traumhaften Flitterwochen zu denken. Alexio war zwar in England zur Schule gegangen, hatte aber an der Pariser Sorbonne studiert. Er sprach fließend Französisch und zeigte ihr die Stadt, die er kannte und liebte, von ihrer schönsten Seite. Er murrte nicht, wenn sie wieder einmal das Musée Marmottan
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