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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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betrachtete sie mit offener Bewunderung. „Ich war sofort Feuer und Flamme. Du hast so unwirklich ausgesehen, so ganz und gar anders … wie eine wandelnde Versuchung. Ich brannte darauf, dir das unförmige dunkle Kleid auszuziehen, das ich fälschlicherweise für einen Hauskittel hielt, mich mit dir auf das Bett zu legen …“
    Ione hatte ihm mit glühenden Wangen zugehört. „Nein“, unterbrach sie ihn jetzt schnell. „Du hast mich kaum angesehen, kaum beachtet …“
    „Du warst zu sehr damit beschäftigt, das Betttuch glatt zu ziehen, um es zu bemerken.“ Zum zweiten Mal an diesem Tag nahm Alexio Ione auf die Arme. „Was war eigentlich der Sinn davon, dich das Zimmermädchen spielen zu lassen?“
    „Ich weiß es nicht.“ Ione war plötzlich so nervös, dass sie ihr Heil im Reden suchte. „Ich hätte eins der Mädchen rufen sollen, aber das fiel mir nicht ein. Ich wusste ja, dass du mich falsch einordnen würdest, aber …“
    Alexio beugte sich tiefer, bis sie auf den Grund seiner dunklen Augen zu sehen glaubte. Sein Mund näherte sich ihrem, und dann ließ er seine Zungenspitze über ihre vollen Lippen gleiten.
    „Ich erkannte meinen Irrtum, als mein Vater mir ein Foto von dir zeigte. Natürlich war ich wütend, dass du mich in dem falschen Glauben gelassen hattest. Wütend, aber auch sehr interessiert.“
    Er trug Ione in das angrenzende Schlafzimmer und legte sie behutsam auf das große Bett. Als er ihr einen Schuh abstreifen wollte, zog sie rasch den Fuß heraus und rollte sich zur anderen Seite des Bettes, die näher zum Badezimmer lag.
    Alexio durchschaute ihre Absicht. „Du hast sicher Verständnis dafür, wenn ich dich bitte, weder die Tür abzuschließen noch das Fenster zu öffnen, um nach einer Feuerleiter zu suchen“, sagte er mehr ernst- als scherzhaft, während er den Schuh betrachtete, dessen Absatz mit Steinen besetzt war, die im Lampenlicht in allen Regenbogenfarben funkelten. „Wer hat dir diese Schuhe geschenkt?“
    „Cosmas.“ Iones Blick wurde traurig in der Erinnerung an den verlorenen Bruder.
    „Sind das echte Diamanten?“
    Ione zuckte gleichgültig die Schultern. „Das nehme ich an.“
    Alexio sah zu ihr hinüber. In diesem Moment war sie ganz die geborene Gakis, die nur Luxus kannte und sich um Kleinigkeiten wie diamantenbesetzte Schuhe nicht zu kümmern brauchte.
    „Es ist gefährlich, seinen Reichtum so deutlich zu zeigen“, sagte er. „Gefährlich und auch geschmacklos.“
    Ione zuckte zusammen, streifte auch den anderen Schuh ab und ging ins Badezimmer. „Du bist ein Snob, genau wie Daddy gesagt hat“, antwortete sie durch die offene Tür.
    Alexio ließ den Schuh fallen. Er kam sich allmählich wie ein Mann vor, der Quecksilber festzuhalten versucht.
    „Ione …“
    „Siehst du etwa auf uns herab, weil meine Großeltern einfache Bauern waren? Wenn ich Lust habe, geschmacklose Schuhe zu tragen, dann tue ich es eben!“
    Ione sah im Spiegel, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Wenn Alexio ihre Adoptivfamilie für vulgär und protzig hielt, würde er sich von ihren wahren Verwandten erst recht abwenden. Eine Mutter, die uneheliche Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Ein Vater, der als Politiker an seinen unsauberen Machenschaften gescheitert war. Eine Schwester, die sich Rockstars und sizilianische Tycoons als Begleiter wählte … Wo stand sie eigentlich? Musste sie sich doch noch zwischen ihrer Schwester und ihrem Ehemann entscheiden?
    „Ione …“
    Sie tauchte an der offenen Tür auf. „Ich hätte dich eben nicht anschreien dürfen.“
    Alexio seufzte. Seine Frau erinnerte ihn immer mehr an eine Eisprinzessin, aber sie war atemberaubend schön. „Soll ich mich jetzt ausziehen?“, fragte sie so kühl und ruhig, wie es ihr möglich war.
    Alexio hätte beinahe laut gelacht. „Nein“, antwortete er. „Natürlich nicht. Wir sollten ins Bett gehen und so tun, als wären wir seit vierzig Jahren verheiratet. Dann denkt man nämlich nicht mehr an diese Dinge.“
    Ione begriff nicht gleich, was er meinte, doch dann stockte ihr der Atem. Sie errötete tief, flüchtete sich wieder ins Badezimmer und schlug die Tür zu.
    Alexio hörte, dass sie den Riegel vorschob, und wunderte sich nicht. Schade, dass er nicht rechtzeitig das Fenster kontrolliert hatte, aber dafür war es jetzt zu spät. Wie sprunghaft und nervös Ione war. Sie erinnerte ihm immer mehr an eine Katze auf einem heißen Blechdach. Warum gelangte man bei ihr nie an einen festen Punkt? An wem lag

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