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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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das – an ihr oder an ihm? Und vor allem: Wie sollte er sie wieder aus dem Badezimmer herauslocken?
    Um sich abzulenken, ließ Ione heißes Wasser in die Wanne laufen. Sie war verletzt und fühlte sich unverdienterweise zurückgewiesen. Obwohl sie dagegen ankämpfte, konnte sie die Tränen schließlich nicht mehr zurückhalten. Warum hatte sie Alexios albernen Schmeicheleien nur Glauben geschenkt? Ihr einzureden, er sei schon bei ihrem ersten Anblick fasziniert gewesen! Sie hätte ihn fragen sollen, warum er diese Faszination so geschickt verborgen hatte. Männer behaupteten so etwas, ohne es ernst zu meinen.
    Für wie dumm hielt er sie eigentlich? „Ich war sofort Feuer und Flamme“ … das wagte er jetzt noch zu behaupten. Ein schönes Feuer, das nicht wärmte, sondern eisige Kälte verbreitete! Kein einziges persönliches Wort hatte er damals zu ihr gesagt, nur, dass er nicht in seidener Bettwäsche schlafen würde.
    Sie hätte niemals abstreiten dürfen, welche Scheu sie ihm gegenüber empfand. Doch wer war schuld daran? Sie selbst, weil sie sich auf eine Hochzeitsnacht eingelassen hatte, die nie geplant gewesen war? Oder Alexio, der sie fortwährend verunsicherte und nach Belieben mit ihr spielte? Wie kam er überhaupt zu der Annahme, dass sie nicht mehr Jungfrau war? Warum kränkte er sie so? Das war eine große Beleidigung für ihre Familie. Mochte er sich die Frauen dutzendweise von der Straße holen – bei den Gakis’ herrschten andere Sitten!
    Doch warum quälte sie sich so? Alexio war nun einmal ihr Ehemann, und das schloss gewisse Konsequenzen ein. Sie konnte nicht ewig in diesem Badezimmer bleiben und musste vergessen, dass sie ihn mit ihrem Angebot, sich auszuziehen, beinahe zum Lachen gebracht hatte.
    Ione hüllte sich in ein großes Badetuch, schob den Riegel zurück und öffnete langsam die Tür. Das Schlafzimmer war leer, was neue Panik in ihr auslöste. Hatte Alexio aufgegeben und sie allein im Hotel zurückgelassen? Zahlte er ihr Verhalten am Ende mit gleicher Münze heim? Mit klopfendem Herzen eilte sie ins Wohnzimmer.
    Alexio hatte mehrere dringende Anrufe erledigt. Als er Ione hereinkommen sah, warf er sein Handy auf das Sofa und ging lächelnd auf sie zu.
    Iones Erleichterung war so groß, dass sie an der Tür Halt suchen musste. „Ich … gehe jetzt ins Bett“, stieß sie atemlos hervor und errötete dabei.
    „Eine gute Idee.“ Wieder fiel es Alexio schwer, ein respektloses Lächeln zu unterdrücken. Wie reizend seine junge Frau aussah und wie gut er in ihrem Gesicht lesen konnte. Vielleicht sah sie nicht sehr griechisch aus, aber sie dachte und fühlte wie eine Griechin. Als sie ihn nicht im Schlafzimmer angetroffen hatte, war Rache ihr erster Gedanke gewesen. Sie traute ihm nicht über den Weg und hatte wahrscheinlich nie einem Mann getraut.
    Ione ließ das Badetuch fallen und schlüpfte zwischen die kühlen Betttücher. Wenn Übung den Meister machte, wie es landläufig hieß, konnte sie sich auf Alexio verlassen. Zu küssen verstand er, aber mit dem Küssen waren Dinge verbunden, die ihr vielleicht nicht gefallen würden. Dann musste sie sich verstellen und hoffen, dass er es nicht bemerkte.
    Ione sah auf die Uhr. Sie wartete jetzt zehn Minuten, und Alexio kam immer noch nicht. War das die versprochene Leidenschaft? Mochte er auch ein guter Liebhaber sein, Respekt oder Feingefühl besaß er nicht. Hätte sie doch nachdrücklich Nein gesagt! Hochzeitsnacht oder nicht – er konnte beim besten Willen nicht erwarten, dass sie gleich mit ihm schlief. Ob seine Freundinnen ihn länger hingehalten hatten? Wenn ihre Verlobungszeit nur länger gedauert hätte!
    Alexio kam ins Schlafzimmer. Er hatte eine Entscheidung gefällt und war mit sich zufrieden. Er würde sich anfangs im Bett zurückhalten und warten, bis Ione mehr Vertrauen zu ihm gewonnen hatte. In dieser Hinsicht hatte sein Vater recht gehabt. Er war nicht gewohnt, dass Frauen vor ihm davonliefen, und die Erfahrung, die er mit Ione gemacht hatte, bedrückte ihn immer noch. Litt sie nicht unter Höhenangst und war trotzdem die Feuerleiter hinuntergeklettert?
    „Ich komme nur, um Gute Nacht zu sagen“, erklärte er.
    „Wie bitte?“
    „Ich schlafe nebenan. Es ist spät, und du musst erschöpft sein.“
    Ione drückte die Bettdecke gegen die Brust, ihr Blick verriet tiefe Unruhe. „Aber dies ist unsere Hochzeitsnacht …“
    Alexio machte eine lässige Handbewegung. „Wir haben noch das ganze Leben vor uns. Miteinander zu

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