Julia Festival 94
aufsuchte, weil sie Monets Bilder so liebte, und überraschte sie sogar mit einem Ausflug nach Giverny, wo das Wohnhaus des Malers zu besichtigen war. Die rosa gestrichene Villa mit den grünen Fensterläden hatte sie ebenso entzückt wie der Garten mit den verschiedenen Teichen, den der Maler selbst gestaltet hatte, um eine ständige Inspirationsquelle für seine Arbeit vor Augen zu haben.
Andere, intimere Bilder hatten sich noch fester in Iones Gedächtnis eingeprägt. Etwa der hingebungsvolle Kuss im Parc Citroën, nachdem sie von einem Wasserstrahl bis auf die Haut durchnässt worden war. Oder der Spaziergang an der Seine, bei dem Alexio ihr gestanden hatte, dass er nie ein Romantiker gewesen sei, um sie im nächsten Augenblick mit einer Heldin aus der Artussage zu vergleichen. Oder der Besuch im Jardin du Luxembourg, wo sie Kindern beim Spielen zugesehen hatten, bis Alexio plötzlich mit dem Geständnis herausgerückt war: „Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber du bist die erste Frau in meinem Leben, von der ich mir ein Kind wünsche.“
Dieses unverhoffte Geständnis erfüllte Ione immer noch mit tiefem Glück. Sie fühlte sich bestätigt und anerkannt, und der antike Ring, den Alexio ihr am Vortag zu ihrem vierundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte, war ein sichtbarer Beweis dafür. Er hatte den Ring in einer kunstvoll verzierten Torte versteckt, die als krönender Abschluss des festlichen Dinners serviert worden war.
Sie verließen die Boutique auf den Champs-Élysées und fuhren zur Villa zurück. Es war spät geworden, und sie wollten nach dem Abendessen in die Oper gehen.
Als sie die Treppe hinaufgingen, um sich umzuziehen, meinte Ione bedauernd: „Es wird mir schwerfallen, Paris zu verlassen.“
„Wir könnten noch bleiben“, schlug Alexio vor. „Gib mir sechsunddreißig Stunden für London, dann komme ich zurück und spendiere dir ein weiteres Wochenende.“
„Du musst geschäftlich nach London?“ Davon hatte Ione bisher nichts gewusst. „Darf ich mitkommen?“
„Du würdest dich zu Tode langweilen, agápi mou. Die geschäftlichen Besprechungen würden mir kaum Zeit lassen, und das Firmenapartment, das ich dort benutze, bietet wenig Komfort.“
Ione hätte gern geantwortet, dass sie gut auf Komfort verzichten könne und zur Not auch auf einer Parkbank schlafen würde, um bei ihm zu sein. Doch sie sagte nichts. Nachdem Alexio ihr drei volle Wochen gewidmet hatte, wäre es undankbar gewesen, ihm diesen einen freien Tag zu missgönnen. Sie durfte Alexio nicht anbinden oder zu intensiv beanspruchen. Viele Frauen machten diesen Fehler, ohne zu merken, dass sie sich ihre Männer dadurch entfremdeten.
Ione liebte Alexio mit einer brennenden Leidenschaft, die sie manchmal beunruhigte und nur durch ihr übergroßes Glück aufgewogen wurde. Sie zweifelte daran, dass Alexio ihre Liebe erwiderte, aber er sorgte sich um sie und behandelte sie besser, als sie jemals zuvor behandelt worden war. Er war warmherzig, humorvoll, immer charmant und unglaublich sexy. Das änderte sich nie, und Ione fragte sich immer wieder, womit sie das eigentlich verdient hatte.
„Denk daran, mit welchen Erwartungen ich zurückkommen werde“, sagte Alexio verheißungsvoll und legte von hinten beide Arme um sie.
„Du erwartest immer dasselbe“, antwortete sie lachend und schmiegte sich an seinen starken männlichen Körper. Seine Leidenschaft schien unersättlich zu sein und gab ihr das Gefühl, die begehrteste Frau der Welt zu sein.
„Hör auf damit“, stöhnte er, als sie anfing, ihre Hüften provozierend zu bewegen.
Ione errötete und erschrak fast über sich selbst. Dann fiel ihr ein, dass sie nur noch diese Nacht hatten, ehe ihre wundervollen Flitterwochen zu Ende gingen, und darüber vergaß sie jede Zurückhaltung.
„Es ist gar nicht so lange her, da hast du noch gezögert, mich über den Dinnertisch hinweg anzusehen“, erinnerte Alexio sie scherzhaft. „Das war rührend, aber natürlich nicht so aufregend wie dies.“
Während er das sagte, drehte Alexio sie zu sich herum und drückte seinen Mund auf ihre vollen roten Lippen. Er konnte sein Verlangen nicht länger verbergen, und Ione reagierte mit allen Sinnen darauf. Mit einem hilflosen Seufzer sank sie an seine Brust, sodass er sie hochhob und ins Schlafzimmer trug.
„Ob bei Tag oder bei Nacht … ich kann nie genug von dir bekommen.“ Alexio legte Ione auf das Bett und beugte sich über sie. Sein Blick verriet, was er für sie empfand,
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