Julia Festival 94
aber es lag auch eine leichte Unsicherheit darin, als könnte er sich selbst nicht verstehen.
Ich bin auf dem richtigen Weg, dachte Ione und wunderte sich gleichzeitig, wie grundlegend sich ihr Verhältnis zu Alexio verändert hatte. Statt Scheu und Unsicherheit empfand sie jetzt fast so etwas wie Stolz. Stolz auf die Macht, die sie über ihn hatte und mit der sie ihn fesseln konnte, wann immer sie wollte. Verlangen war nur der Anfang, das wusste sie. Aber ohne diesen Anfang bestand wenig Hoffnung, dass Alexio ihre Liebe eines Tages erwidern würde. Ein so leidenschaftlicher Mann wie er brauchte eine starke sinnliche Beziehung. Übereinstimmung der Seelen und gleiche Interessen waren nicht genug.
„Woran denkst du?“, fragte Alexio, während er sich ungeduldig auszog. „Du machst wieder dieses freche Gesicht, an dem ich erkenne, dass du irgendetwas ausheckst.“
„Frech?“, wiederholte Ione ängstlich. „Aushecken?“
Alexio lächelte wie jemand, der einem anderen auf die Schliche gekommen war. „Ich kenne dich inzwischen, agápi mou. Dieser friedliche, völlig unbeteiligte Ausdruck bedeutet immer, dass du tief in Gedanken bist.“
Ione schwieg betroffen, denn Alexio hatte recht.
„Vermutlich ist dein Vater daran schuld. In seiner Gegenwart warst du gezwungen, deine Gedanken und Gefühle zu verbergen.“
Alexio kam der Wahrheit so nah, dass Ione blass wurde und verlegen das Gesicht abwandte.
„Minos versteht es, andere einzuschüchtern. Sogar hart gesottene Geschäftspartner zittern vor ihm, wenn er die Beherrschung verliert. Doch bei mir ist solche Verstellung überflüssig. Ich kann auch temperamentvoll sein, aber meine Fäuste habe ich immer unter Kontrolle.“
„Es ist gut, das zu wissen“, gab Ione zu, „aber warum erzählst du mir das? Ich sehe wirklich keinen Grund dafür.“
Ione wollte sich auf keinen Fall in ein Gespräch über ihren Adoptivvater einlassen. Alexio hatte dieses Thema schon öfter angesprochen, aber sie war entschlossen, keine Einzelheiten über ihr Leben auf Lexos preiszugeben. Sie hätte Alexio damit nur in Gefahr gebracht.
Wusste er nicht, dass Neugier tödlich sein konnte? Kein Mensch hatte je etwas über Minos’ Brutalität verlauten lassen – ihre Mutter nicht, ihr Bruder nicht und sie auch nicht. Doch Minos’ Ausbruch während des Dinners vor vier Wochen hatte Alexio misstrauisch gemacht. Seitdem arbeitete es in ihm, und wenn Ione sich nicht irrte, ahnte er inzwischen mehr, als er zugeben wollte. Wahrscheinlich hatte ihm ihr eigenes Verhalten mehr Aufschluss über die Familie Gakis gegeben, als ihr lieb sein konnte.
Alexio betrachtete Iones abweisendes Gesicht, das sie immer machte, wenn er auf ihre Familie zu sprechen kam. Die Vergangenheit war ein abgeschlossenes Kapitel für sie, als hätte ihr Leben erst an ihrem Hochzeitstag begonnen. Sie sprach weder über ihre Kindheit noch über Verwandte, mochten sie nun tot sein oder noch leben. Und wenn er etwas darüber zu erfahren versuchte, entzog sie sich ihm und bekam ihr abweisendes Gesicht.
„Nun?“, fragte er in plötzlich verändertem Ton. Er besaß großes Talent darin, von einer Stimmung in die andere zu wechseln. „Wo waren wir stehen geblieben?“
Er legte sich neben Ione, zog sie an seine nackte Brust und öffnete geschickt den Reißverschluss ihres Kleides. Dann streifte er es ihr von den Schultern und zog ihr auch den BH aus. Mit hungrigen Lippen suchte er ihre Brüste und versetzte sie damit in einen willenlosen Taumel. Sie bog den Kopf weit zurück und stöhnte lustvoll, als ihre erregten Brustspitzen seine behaarte Brust streiften.
„Du Zauberin“, flüsterte Alexio und betrachtete ihr verzücktes Gesicht. „Wir werden zu spät in die Oper kommen. Wenn du dich in meinen Armen vergisst, ist es unweigerlich um mich geschehen.“
„Soll das ein Vorwurf sein?“
Alexio antwortete nicht. Er streichelte und liebkoste Ione, bis sie vor Verlangen glühte und nur noch an ihn denken konnte. Instinktiv ließ sie die Hände über seinen Körper gleiten, suchte und tastete, bis sie ihm so nah kam, dass er ihre Hände festhielt.
„Ich kann nicht länger warten“, gestand er, legte sich zwischen ihre Beine und drang kraftvoll in sie ein.
Ione schrie lustvoll auf, und dann gab es nur noch Alexio. Alexio, der sich in ihr bewegte und ihr immer größere Wonnen bereitete. Jetzt gehörte sie ganz ihm, mit Leib und Seele. Sie spürte, dass er sich dem Höhepunkt näherte, umschloss ihn fester mit
Weitere Kostenlose Bücher