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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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vermisst sie noch so wie damals. Vermutlich hat er seine Begleiter zurückgelassen, um im Garten eine Weile alten Erinnerungen nachzuhängen.“
    „Er muss deine Mutter sehr geliebt haben.“
    „Sie war mütterlicherseits Französin und wollte nie lernen, Arabisch zu sprechen. Mein Vater und sie bildeten ein ideales Paar.“ Jaspar schwieg und sah Freddy nachdenklich an. „Ich hätte dich dem König schon vor Wochen vorstellen sollen. Leider waren seine Stimmungen in letzter Zeit so schwankend …“
    „Dass du gefürchtet hast, eine Begegnung mit mir könnte ihm zusätzlich schaden“, ergänzte Freddy.
    „Ich habe euch beide unterschätzt und muss mich dafür entschuldigen. Fühlst du dich kräftig genug, um uns beim Essen Gesellschaft zu leisten?“
    Freddy nickte nur, denn sie war zu bewegt, um zu sprechen. Dr. Kasims Mitteilung hatte sie in eine sehr empfängliche Stimmung versetzt, und sie war den Tränen nahe.
    Jaspar nahm ihre Hände. „Ich bin so froh, dass mein Vater Gelegenheit hatte, dich in deiner normalen und natürlichen Art kennenzulernen.“
    In meiner natürlichen Art?, dachte Freddy. Also vorlaut, gedankenlos und aufdringlich. Mit einem Wort – sie war eine wandelnde Katastrophe. Falls das Kind ein Junge wurde, konnte sie nur wünschen, dass es mehr Jaspar als ihr glich.
    „Wir … bleiben doch zusammen?“, fragte sie wie von ungefähr.
    Jaspar bettete sie wieder in die Kissen und betrachtete sie mit einem Blick, den sie nicht zu deuten wusste. Graute ihm vor der gemeinsamen Zukunft mit ihr?
    „Du fühlst dich an mich gefesselt, nicht war?“ Freddy wandte das Gesicht zur Seite. „Nur zwei Dinge halten uns zusammen … Ben und Sex.“
    „Ich sehe unser Verhältnis anders“, entgegnete Jaspar fast heftig. „Was ist los? Hat Dr. Kasim dich irgendwie beunruhigt?“
    Freddy antwortete nicht.
    „Es tut mir leid, dass ich heute Vormittag so unfreundlich war.“
    „Warum sollte dir das leidtun?“
    „Weil ich dadurch deine Gefühle verletzt habe. Du hast mich nach Sabirah gefragt, aber ich wollte dir nicht antworten. Das mag daran liegen, dass ich bisher mit keinem Menschen über sie gesprochen habe. Ich bin jetzt bereit dazu. Was möchtest du wissen?“
    „Gar nichts!“
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann fragte Jaspar: „Wirklich nicht?“
    „Nein, wirklich nicht. Vergiss, dass ich nach Sabirah gefragt habe. Sich Klagen über eine verlorene Liebe anzuhören ist nicht sehr erfreulich. Ich sollte dich nicht dazu ermutigen.“
    „Freddy!“ Jaspar drehte sie zu sich herum. „Was willst du damit sagen?“
    „Nur, dass du deine Erinnerungen und Gefühle für dich behalten sollst.“ Freddy konnte den einmal angeschlagenen Ton nicht mehr korrigieren. „Kopf hoch, sagen wir bei uns zu Hause. Eine bessere Methode gibt es nicht. Nimm deine Enttäuschung mit ins Grab, und verschone mich damit.“
    Es war Jaspar anzusehen, wie hart ihn die unerwartete Zurückweisung traf. „Ganz, wie du möchtest“, sagte er kalt. „Das wird mich aber nicht hindern, dich nach den Männern zu fragen, mit denen du zusammen warst.“
    „Der erste lud mich ein, weil Erica ihn dazu überredet hatte. Der zweite versetzte mich und ging stattdessen mit ihr aus.
    Danach wurde ich vorsichtiger und ließ mich kaum noch mit einem Mann ein. Einmal begann mein Tischherr zu weinen und sprach nur noch von seiner Exfrau. Ein anderer ließ mir durch seine Exfreundin sagen, dass ich ihm geholfen hätte, zu ihr zurückzufinden. Schließlich war da noch einer …“
    Jaspar war erregt aufgestanden. „Das kann nicht wahr sein!“
    „Meine Erfahrungen mit Männern haben eher anekdotischen Charakter“, bestätigte Freddy leise. „Alle versicherten mir, wie nett ich sei, und sprachen dann nur noch von der Frau, an der sie wirklich interessiert waren.“
    „Bei uns ist das anders …“
    „Wirklich? Du hattest keine Wahl, Jaspar. Ich habe dich zur Heirat gezwungen.“
    „Es hat Entschädigungen gegeben.“
    Jaspar warf ihr einen glühenden Blick zu, der keinen Zweifel daran ließ, woran er dachte. Wie immer entfachte er damit die kleine Flamme, die in seiner Nähe niemals erlosch, aber Freddy zwang sich, ein gleichgültiges Gesicht zu machen.
    „Ich beende das Gespräch lieber, bevor noch mehr Geständnisse kommen“, sagte Jaspar resigniert und verließ das Zimmer.
    Freddy sah die Tür hinter ihm zufallen und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Hätte sie Jaspar von dem Baby erzählt, wäre das Gespräch anders

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