Julia Festival 94
zuvor.
„Nein, nein … sprechen Sie jetzt nicht. Ruhen Sie sich nur aus. Ich bin gleich wieder da.“
Sie eilte in den Palast und traf in der Halle auf Basmun. „Es ist möglich, dass wir einen Arzt brauchen“, teilte sie ihm mit. „Im Garten sitzt ein alter Mann, dem es nicht gut geht.“ Dann füllte sie ein Glas aus dem Wasserbehälter, der auf einer kleinen Seitenveranda für das Personal bereitstand, und kehrte in den Garten zurück.
Zu ihrer Erleichterung saß der alte Mann noch da, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Mit seinem weißen Haar, dem Bart und der würdigen Haltung erinnerte er sie an eine der großen Gestalten aus der Bibel. Er nahm das Glas, trank mit sichtlichem Behagen und sagte dann: „Ich danke Ihnen. Sie sind sehr freundlich.“
„Und Sie sehen schon besser aus“, antwortete Freddy, bevor ihr bewusst wurde, dass der Mann Englisch gesprochen hatte. „Wie ich höre, beherrschen Sie meine Sprache. Das Arabische fällt mir immer noch sehr schwer, und bei Fremden vergesse ich vor Angst die wenigen Worte, die ich gelernt habe. Sind Sie allein hier?“
„Mein Gefol…“ Der Mann zögerte. „Meine Begleiter erwarten mich unten am Tor.“
„Sie sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen.“ Freddy war sehr warm geworden, und sie fächelte sich mit einer Hand Luft zu.
„Ich habe schon zu viele Ärzte aufgesucht.“ Der alte Mann seufzte, und seine dunklen Augen verrieten, wie wenig dabei herausgekommen war. „Ich bin es leid, immer nur zur Ruhe ermahnt zu werden.“
„Aber Ruhe gehört zur Heilung dazu, deshalb sollten Sie unbedingt auf die Ärzte hören“, versicherte Freddy. „Sie dürfen Ihre Gesundheit nicht vernachlässigen.“
„Pflegen Sie alle Ihre Gäste so herumzukommandieren?“
„Nur die widerspenstigen.“ Freddys Lächeln wirkte etwas aufgesetzt, denn sie fühlte sich plötzlich selbst nicht ganz wohl. „Entschuldigen Sie, ich …“
Weiter kam sie nicht, denn ihre Beine gaben plötzlich nach. Sie fühlte eine heftige Übelkeit aufsteigen, alles um sie her begann sich zu drehen, und dann verlor sie das Bewusstsein.
12. KAPITEL
Langsam kam Freddy zu sich. Sie lag in ihrem kühlen Schlafzimmer auf dem Bett. Jaspar saß neben ihr und betrachtete sie mit besorgtem Gesicht.
„Der persönliche Arzt meines Vaters wartet draußen und möchte dich untersuchen“, sagte er und nahm ihre Hand.
„Ich brauche keinen Arzt.“ Freddy war verlegen wie ein kleines Mädchen. „Zu dumm von mir, in der Hitze draußen herumzulaufen …“
„Und für einen störrischen alten Mann Wasser zu holen“, vollendete Jaspar den Satz nicht übermäßig freundlich. „Mein Vater und ich bestehen darauf, dass du gründlich untersucht wirst. Vielleicht hast du dir eine Infektion geholt.“
Während Freddy noch überlegte, welche Verbindung zwischen König Zafir und dem alten Mann im Garten bestehen mochte, hatte Jaspar schon die Tür geöffnet, um einen noch älteren Mann mit sorgfältig gepflegtem Spitzbart hereinzulassen. Jaspar schien ebenfalls bleiben zu wollen, aber als Freddy leise den Kopf schüttelte, verließ er das Zimmer. Seine Fürsorge rührte sie, aber der ganze Vorfall war ihr so peinlich, dass sie niemanden bei sich haben wollte.
Dr. Kasim besaß vollendetes Taktgefühl. Nachdem er einige Fragen gestellt und Freddy diskret untersucht hatte, setzte er sich hin und schrieb einen Bericht. Dabei strahlte er eine Würde und respektvolle Güte aus, als käme er aus einer längst vergangenen Zeit.
„Mir fehlt doch nichts?“, fragte Freddy ängstlich.
„Jedenfalls nichts, was Sie beunruhigen müsste, Madam.“ Er sah sie mit mildem Lächeln an. „Sie befinden sich in einem frühen Stadium der Schwangerschaft. Es ist eine Ehre für mich, das feststellen und Ihnen als Erster Mitteilung machen zu dürfen.“
Freddy wollte etwas erwidern, unterließ es dann aber. Hatte sie richtig gehört? War sie wirklich schwanger? Der Gedanke war ihr manchmal gekommen, aber mehr als Wunsch für eine unbestimmte Zukunft. Diese Zukunft war jetzt da, und ein neues Leben begann, in ihr zu wachsen. Ein verklärtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
Dr. Kasim räusperte sich. „Sobald Sie einen Gynäkologen aufgesucht haben, werden Sie Ihre Anweisungen von ihm erhalten, aber in diesem Augenblick sind Sie meine Patientin, und ich rate Ihnen zu äußerster Schonung. Vermeiden Sie jede Anstrengung, trinken Sie nur Wasser aus Flaschen, und essen Sie nur frisch zubereitete Speisen. Vermeiden
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