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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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meinen Vater einmal nach Fotografien und andern Andenken fragte …“ Freddy hatte Mühe, ruhig und zusammenhängend zu sprechen. „Er behauptete, alle Fotoalben seien beim Umzug verloren gegangen, aber Ruth war immer der Meinung, dass er sie in einem Anfall von Verzweiflung verbrannt hätte.“
    „Er war ein Junggeselle in vorgerücktem Alter, als er deine Mutter kennenlernte und heiratete“, erklärte Jaspar. „So ungleiche Ehen sind selten von Dauer.“
    Freddy las den Bericht weiter, aber sie wusste schon, was jetzt kommen würde. Ihre Mutter war tatsächlich mit einem anderen Mann durchgebrannt. Sie hatte ihre zweijährige Tochter verlassen und nie wieder den Versuch gemacht, mit ihr in Verbindung zu treten.
    „Sie hat mich nie geliebt. Sie war wie Erica, unbekümmert und egoistisch …“ Freddy verstummte, denn sie hatte inzwischen etwas entdeckt, das sie noch viel mehr erschütterte. Kurz bevor ihre Mutter von zu Hause weggegangen war, hatte sie Zwillinge zur Welt gebracht!
    „Ich soll zwei Schwestern haben?“, rief sie fassungslos. „Das ist unmöglich!“
    Jaspar nahm das Blatt, das sie achtlos zwischen den Händen zerdrückte. „Dein Vater war der festen Überzeugung, dass die Mädchen von einem anderen Mann stammten, und weigerte sich, für sie zu sorgen. Als deine Mutter mit ihrem letzten Liebhaber verschwand, befanden sich die Mädchen noch im Krankenhaus. Das Sozialamt hat sich später um sie gekümmert.“
    „Meine Schwestern …“ Freddy schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich habe zwei Schwestern und wusste nichts davon. Wie konnte mein Vater mir das antun?“
    Jaspar betrachtete sie voller Mitgefühl. „Man forscht noch nach ihnen, aber da sie wahrscheinlich adoptiert wurden, dürfte es schwierig sein, sie zu finden.“
    „Meine Mutter hat uns alle verlassen!“, brach es aus Freddy hervor. „Das tut sonst nur ein Kuckuck. Er legt sein Ei in ein fremdes Nest, damit andere seine Brut aufziehen. Wie sehr muss mein Vater gelitten haben! Welche Demütigung für ihn! Kein Wunder, dass er damals so weit weggezogen ist. Er wäre sonst zum Gespött der Leute geworden.“
    „Wir müssen annehmen, dass deine Mutter eine ungefestigte Persönlichkeit war“, meinte Jaspar vorsichtig.
    „Mit anderen Worten … sie war verrückt?“ Freddy griff wieder nach dem Bericht und überflog den letzten Absatz. „Du brauchst nichts zu beschönigen, Jaspar. Meine Mutter konnte nicht von den Männern lassen, und niemand weiß, wie sie die letzten zwölf Jahre ihres Lebens verbracht hat.“
    „Die Nachforschungen dauern noch an. Unser Detektiv hält es für möglich, dass sie ihren Namen geändert oder noch einmal geheiratet hat. Fest steht nur, dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes allein war.“
    „Das kann wohl nicht anders sein, wenn man sein Leben lang andere verlässt.“ Freddy warf den Bericht auf den Tisch, als wäre er für sie bedeutungslos geworden. Nur ihr gequälter Gesichtsausdruck verriet, was in ihr vorging.
    „Freddy …“
    „Ich bin müde und möchte schlafen gehen.“ Sie stand auf und deutete mit traurigem Lächeln auf den Bericht. „Danke, dass du die Wahrheit für mich herausgefunden hast.“
    „Verurteile deinen Vater nicht zu sehr“, bat Jaspar leise. „Er wollte dich sicher nur schützen.“
    Freddy presste die Lippen zusammen. „Vielleicht.“
    „Und quäle dich vor allem nicht selbst.“ Jaspar nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. „Was kann dir die Vergangenheit jetzt noch bedeuten?“
    Freddy sah ihn hilflos an. Er hatte gut reden … mit seinen Ahnen und der jahrhundertealten Dynastie, die im ganzen Land verehrt wurde. Wie konnte er verstehen, was sie in diesem Augenblick fühlte? Was wusste er von Scham und grenzenloser Verlassenheit?
    Doch sie hatte Jaspar unterschätzt. „Du findest, dass ich es mir leicht mache“, sagte er, „aber du bist du, Freddy. Alles andere ist unwichtig.“
    Freddy schwieg dazu. Sie trauerte um die Liebe ihrer Mutter, sie trauerte um ihre Schwestern, die ebenfalls verlassen worden waren, und sie trauerte um ihren Vater, der zu stolz oder zu schwach gewesen war, ihr die Wahrheit zu sagen.
    „Wir werden deine Schwestern finden“, versprach Jaspar. „Es kann eine Weile dauern, aber wir werden nicht aufgeben.“
    Freddy nickte und befreite sich aus seinen Armen. Er wollte sie trösten, aber dafür war es noch zu früh.
    Oben schloss sie sich im Badezimmer ein, ließ Wasser in die Wanne laufen und weinte bitterlich. Das

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