Julia Festival 94
Sie Gewürze, gehen Sie früh schlafen, und ruhen Sie vormittags und nachmittags ein wenig aus …“
Die Reihe der guten Ratschläge setzte sich fort und endete mit dem Hinweis auf völlige Enthaltsamkeit im ehelichen Bett. Freddy betrachtete den schlanken, leicht gebückt gehenden Arzt mit wachsendem Zweifel. Sie war jung und gesund, und Dr. Kasim sprach zu ihr, als wäre sie eine empfindliche exotische Blüte. Mit etwas Glück würde sich herausstellen, dass seine medizinischen Vorstellungen seit einigen Jahrzehnten überholt waren.
„Sie erwarten vielleicht den Thronerben und können daher nicht vorsichtig genug sein“, stellte Dr. Kasim in gewichtigem Ton fest. „Da Sie die Schwangerschaft vermutlich noch geheim halten wollen, sichere ich Ihnen völlige Verschwiegenheit zu.“
Freddy dachte daran, wie erfreut Jaspar über die Nachricht sein würde, aber sie zögerte, ihm das Geheimnis schon jetzt zu verraten. Erst wollte sie einen Gynäkologen aufsuchen und sich Dr. Kasims Befund bestätigen lassen. Wenn er recht hatte, würde Jaspar zumindest mit gemischten Gefühlen reagieren, denn ihr Leben, das gerade den schönsten Flitterwochen glich, würde sich von Grund auf ändern. Kein Nacktbaden mehr, keine leidenschaftlichen Liebesnächte, keine Verführungen unter der Dusche oder auf einer Picknickdecke … Ja, sie wünschte sich das Kind, aber sie fürchtete auch, dass eine so strikte Enthaltsamkeit ihr Verhältnis zu Jaspar belasten würde.
„Warum weinst du?“ Jaspars gedämpfte Stimme riss Freddy aus ihren Gedanken. Er setzte sich zu ihr und zog sie sanft in die Arme. „Dr. Kasim hat nichts festgestellt …“
„Nein.“ Freddy barg ihr Gesicht an Jaspars Schulter, atmete seinen Duft ein und genoss es, von seinen starken Armen gehalten zu werden. „Wie alt ist er?“
„Weit über achtzig, aber mein Vater hält viel von ihm. Inzwischen wird er von mehreren jüngeren Ärzten unterstützt, aber ich dachte, ein alter weiser Mann wäre dir lieber. Habe ich damit recht gehabt?“
Freddy nickte. „Er war sehr freundlich und rücksichtsvoll.“
„Dann solltest du ein fröhlicheres Gesicht machen. Es ist dir gelungen, mit einem einzigen Glas Wasser das Herz meines Vaters zu gewinnen. Er hat unten die ganze Dienerschaft versammelt und erzählt die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Wenn ich richtig verstanden habe, hast du ihn sogar gezwungen, sich hinzusetzen und auf deine Rückkehr zu warten.“
Freddy hob den Kopf von Jaspars Schulter und sah ihn mit großen blauen Augen an. „Willst du damit sagen, dass der alte Mann im Garten dein Vater … der König war?“
„Er benutzt nicht gern den Hubschrauber und ist mit dem Auto gekommen-Am Parkeingang sagte er seinen Begleitern, dass er die Treppe allein hinaufsteigen könne, und sie wagten natürlich nicht zu widersprechen. Ich fürchte, er war in einem kritischen Zustand, als du ihn bemerkt hast …“
Freddy nickte. Nachträglich schämte sie sich für den familiären Ton, den sie dem König gegenüber angeschlagen hatte. „O Jaspar, ich hatte ja keine Ahnung! Er trug das gewöhnliche Gewand der Nomaden …“
„Und würde dir versichern, dass er sich auch seinen geringsten Untertanen nicht überlegen fühlt.“ Jaspars dunkle Augen leuchteten vor Vergnügen. „Er ist es gewohnt, überall erkannt zu werden, und konnte mit keinem solchen Missverständnis rechnen.“
„Was für einen beschämenden Eindruck muss ich auf ihn gemacht haben“, stöhnte Freddy.
„Im Gegenteil, meine Schöne. Er war sehr beeindruckt von dir. Anstatt nach dem Personal zu rufen, hast du dich persönlich um ihn bemüht. Er sagt, du seist eine Frau, die ehrlich spricht und nicht nur ein gutes Herz, sondern auch gesunden Menschenverstand besitzt. Ein größeres Lob gibt es für ihn nicht. Dass du auch noch wie ein leibhaftiger Engel aussiehst, mag ihm geholfen haben, seinen Verlust an Würde zu ertragen.“
Der Vergleich mit einem Engel ließ Freddy erröten. „Dann habe ich ihn nicht gekränkt? Da fällt mir ein Stein vom Herzen. Man erwartet einfach nicht, dass ein König im Gewand eines Hirten durch den Garten spaziert …“
Jaspar lachte schallend. „Ich werde ihm sagen, dass er das nächste Mal seine Krone aufsetzen soll!“
„Nein, Jaspar … bitte nicht.“ Freddys Wangen glühten jetzt vor Verlegenheit.
„Mein Vater liebt ‚Anhara‘ besonders, weil er hier mit meiner Mutter gewohnt hat. Wie du weißt, starb sie, als ich achtzehn war, aber er
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