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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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sagte sie heiser.
    „Damit ist nicht entschuldigt, dass du mich hast warten lassen“, betonte Leone beim Verlassen des Apartments.
    „Gewöhn dich lieber daran. Außerhalb der Geschäftsstunden vergesse ich immer die Zeit.“
    „Dies ist geschäftlich“, erinnerte er sie.
    „Dann solltest du mich nicht so ansehen.“
    Leone öffnete die Lifttür und ließ Misty zuerst einsteigen. „Ansehen ist nicht anfassen“, murmelte er dabei.
    Misty presste die Lippen zusammen. Hatte er denn auf alles eine Antwort? Und wie weit wollte er das Spiel treiben? Das Apartment, die Kleider, der Schmuck und nicht zuletzt die eingezahlte Vertragssumme … Er hatte sich die Maskerade wirklich etwas kosten lassen! Welchen Gewinn hatte er davon? Brauchte er eine falsche Geliebte, um die Affäre mit einer verheirateten Frau zu verbergen?
    „Ich wünschte, du würdest mir mehr erklären“, sagte sie, als sie in der Limousine saßen.
    Leone hatte die langen Beine ausgestreckt. „Wenn alles vorbei ist, wirst du meine Gründe verstehen“, sagte er mit einem raschen Seitenblick.
    Misty glaubte, eine geheime Drohung aus seinen Worten herauszuhören. „Das gefällt mir gar nicht.“
    „Ich bezahle dich für deine Dienste. Das muss dir genügen.“
    Leones schroffer Ton reizte Mistys Widerspruch. „Höflichkeit kostet nichts.“
    „Und falscher Stolz lohnt sich nicht.“
    „Ich fühle mich wie eine Puppe, die du nach deinem Willen angezogen hast.“
    „Solange ich nicht versuche, dich auszuziehen, solltest du dir keine Gedanken machen.“
    Leone lächelte, während er das sagte, aber seine Augen erinnerten Misty an die einer Raubkatze.
    Schon beim Aussteigen bemerkte Misty die Fotografen und die Absperrungen, mit denen die prominenten Gäste vor den Schaulustigen geschützt werden sollten. Ihre Anspannung wuchs, aber Leone führte sie wie selbstverständlich zwischen den wartenden Leuten hindurch. Dabei ruhte eine Hand leicht auf ihrem Rücken.
    Plötzlich rief einer der wartenden Reporter: „Ist das Ihre neue Eroberung, Leone?“
    Sofort klickten die Kameras, und weitere Fragen wurden gestellt, die Leone überhörte. Misty war wie gelähmt vor Angst. Schweißperlchen erschienen auf ihrer Oberlippe, und ihr Lächeln gefror. Was sollte Birdie denken, wenn sie die Zeitung aufschlug und ihre Pflegetochter, die angeblich in London arbeitete, als diamantenbehangene Besucherin einer Filmpremiere wiedersah? Wie sollte Misty ihr diese Entwicklung erklären? Warum hatte sie nicht rechtzeitig daran gedacht, dass ein Mann wie Leone Andracchi, der regelmäßig in der Klatschpresse auftauchte, auch sie in diese Art von Unterhaltung hineinziehen würde?
    „Du hättest mir sagen können, dass so etwas auf mich zukommen würde“, flüsterte sie ihm einige Minuten später aufgebracht zu. „Ich hatte keine Ahnung, dass unsere Partnerschaft so viel öffentliches Aufsehen erregen würde.“
    „Spiel nicht die Unschuldige“, antwortete er ungerührt. „Warum bist du wohl so herausgeputzt? Nur verheiratete Männer verstecken ihre Geliebten.“
    „Dann wird es wenig Spaß machen, deine Geliebte zu sein.“
    „Meine falsche Geliebte“, verbesserte Leone sie.
    Bevor das Licht ausging, sah sich Misty nach bekannten Gesichtern um und entdeckte einige. Dass sie ebenfalls von mehreren Seiten beobachtet wurde, schmeichelte ihr trotz der eben geäußerten Vorwürfe und half ihr, den mittelmäßigen Thriller, der gezeigt wurde, zu überstehen.
    Vor dem Abspann stand Leone auf und zog Misty nach draußen. Wieder wurden sie von Fotografen und neugierigen Reportern erwartet.
    „Achte nicht auf sie und lächle“, riet Leone, der merkte, wie sie sich verkrampfte. Als sie wieder in der Limousine saßen, fragte er: „Wozu das Theater?“
    „Ich möchte nicht, dass mein Foto in die Zeitung kommt“, antwortete Misty. „Die Leute sollen nicht über mich reden.“
    „Wäre dir das so unangenehm?“
    Eine Weile herrschte angespanntes Schweigen, dann beugte Leone sich vor, nahm eine Kassette aus einem Fach und schob sie in den eingebauten Videorekorder. Nachdem er auf den Startknopf gedrückt hatte, lehnte er sich zurück und sagte: „Nur zur Erinnerung daran, wie schüchtern du in der Öffentlichkeit bist.“
    Misty sah irritiert auf die kleine Mattscheibe, die langsam hell wurde und Flash in einem seiner Konzerte zeigte. Sekunden später begriff sie, um welches Konzert es sich handelte, und bei der Erkenntnis blieb ihr fast das Herz stehen. Ja, das war sie,

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